Das komplizierte Erbe
Der FCSB Bukarest ist zwar Rekordmeister Rumäniens, doch die vergangene Dekade brachte große Veränderungen. Lange Zeit als Steaua Bukarest bekannt und im Jahr 1986 Sieger des Europapokals der Landesmeister, agiert der Klub seit 2017 unter dem aktuellen Namen. Ursprünglich war der Klub als Abteilung des Militärvereins gegründet worden, ehe er 1998 privatisiert wurde. Das Verteidigungsministerium klagte allerdings im Jahr 2017 und forderte sowohl die Rechte am Namen als auch die am Vereinswappen zurück. Die Mannschaft des Ministeriums tritt nun unter dem Namen ‚Steaua‘ in der zweiten Liga an. Die Erfolge darf der FCSB aber weiterhin für sich beanspruchen.
Und Erfolge feierte der Klub in der Vergangenheit zahlreich. 27 Meistertitel, 24 Pokalsiege und der Gewinn des Europapokals der Landesmeister. Im Finale gegen den hoch favorisierten FC Barcelona hielt Steaua-Torhüter Helmuth Duckadam, der Anfang Dezember verstarb, im Elfmeterschießen alle vier Versuche der Katalanen, bis heute gilt Duckadam, der als sogenannter Banater-Schwabe zur deutschsprachigen Minderheit gehörte, als ‚Held von Sevilla‘ (dessen bewegte Lebensgeschichte auch als überaus lesenswerter Roman mit dem Titel ‚Der Tormann‘ erschien).
Steaua war damals der erste Verein aus Osteuropa, der den Titel gewinnen konnte. Die 1980er-Jahre waren ohnehin die erfolgreichste Dekade der Bukarester, 1988 erreichte man im höchsten internationalen Wettbewerb das Halbfinale, 1989 unterlag man im Endspiel der AC Mailand.
Von diesen Triumphen ist der Klub mittlerweile aber weit entfernt. In den vergangenen Jahrzehnten war in Europa in der Regel nach der Gruppenphase Schluss, in einigen Jahren scheiterte man sogar bereits in der Qualifikation. In der Königsklasse war der Klub aus der rumänischen Hauptstadt seit der Saison 2013/14 nicht mehr vertreten. Auch in der heimischen Liga ist der Klub längst nicht mehr unangetastet, in den vergangenen zehn Jahren wurde FCSB lediglich zweimal Meister. In der vergangenen Saison endete immerhin eine achtjährige Durststrecke, in der vor allem der CFR Cluj die Liga dominiert hatte.
Nach dem langersehnten Meistertitel will der Klub nun auch wieder in Europa für Furore sorgen. Nach den beiden Auftaktsiegen gegen den FKS Riga (4:1) und bei PAOK Saloniki (1:0) folgte eine deftige 0:4-Niederlage bei den Glasgow Rangers. Am vierten Spieltag gewann FCSB 2:0 gegen den FC Midtjylland, ehe die Rumänen 0:0 gegen Olympiakos Piräus spielten. Vielleicht gelingt es dem traditionsreichen Verein, in dieser Spielzeit wieder in Europa zu überwintern. Das hat zuletzt vor sieben Jahren geklappt.