Der erste Hoffenheimer Bundesligaspieler
Im Laufe der Zeit haben bei der TSG Hoffenheim einige große Namen die Schuhe geschnürt: Roberto Firmino, Andrej Kramarić, Joelinton, Niklas Süle oder Oliver Baumann sind nur ein paar prominente Beispiele. Doch schon lange bevor Hoffenheim in der Bundesliga vertreten war, liefen bereits einige große Namen im TSG-Trikot auf. Einer der ersten auch überregional bekannten Akteure war Alfred Schön. Der ehemalige Bundesliga-Spieler beendete seine Karriere nach 210 Erstliga- und 159 Zweitligaspielen (u.a. für den SV Waldhof Mannheim und der AS Nancy in Frankreich) im Kraichgau.
„Ich habe mir damals schon überlegt, was nach meiner aktiven Karriere passiert. Ich hatte mich ganz offiziell bei der SAP beworben, mit dem Hintergedanken, einen möglichen Arbeitsplatz mit dem Fußball bei der TSG kombinieren zu können. Bei einem ersten Gespräch, bei dem auch Dietmar Hopp und das damalige SAP-Vorstandsmitglied Gerd Oswald anwesend waren, wurden dann schnell ‚die Weichen gestellt‘. Ich hatte zwar noch ein paar Angebote von verschiedenen Oberliga-Klubs, aber die Kombination SAP und TSG Hoffenheim fühlte sich für mich sofort als die richtige an“, erklärt Schön seinen Wechsel im Jahr 1994.
Junioren-Weltmeister 1981
Der ehemalige Bundesliga-Profi wechselte also zur TSG Hoffenheim – und damit in die Landesliga. Schön war damit aber nicht der erste frühere Profi, der zum Dorfverein wechselte. Er folgte dem Beispiel von Erwin Rupp, der zuvor als ehemaliger Zweitliga-Profi nach Hoffenheim gekommen war. Wie auch Rupp hatte Schön die positive und ambitionierte Entwicklung der TSG zuvor genau verfolgt und war schnell angetan von den Hoffenheimer Zielen und Möglichkeiten. Seinen neuen Mitspielern half Schön neben seiner individuellen Klasse vor allem mit seiner Erfahrung: Der gebürtige Wieslocher hatte zuvor in seiner Laufbahn unter anderem im DFB-Pokal-Halbfinale gestanden und war mit Waldhof Mannheim Deutscher Junioren-Meister geworden. Zudem hatte der ehemalige Mittelfeldspieler im Trikot der Nationalmannschaft Erfolge gefeiert und war 1981 Junioren-Weltmeister geworden – ein für ihn allerdings recht unerwarteter Erfolg: „Ich war gar nicht für den Kader vorgesehen. Bis zur B-Jugend habe ich für den VfB Wiesloch gespielt. Das war ein kleiner Verein, der weit davon entfernt war, professionell zu sein. Ich hatte vor der WM 1981 kein einziges Junioren-Länderspiel absolviert, habe aber dann wohl beim letzten Lehrgang vor dem Turnier überzeugt und stand plötzlich im vorläufigen Kader. Ich habe bei einem Testspiel zwei Tore erzielt, das hat vermutlich geholfen“, blickt Schön lachend zurück und ergänzt: „Mein Trainer wollte mich erst nicht abstellen, weil ich dadurch mehrere Ligaspiele verpasst hätte, aber ihm war auch klar, dass es eine einmalige Chance war.“
Schön durfte also mitspielen – und überzeugte. Im Halbfinale erzielte er in der Verlängerung den 1:0-Siegtreffer gegen Rumänien. Als Stammspieler war er Teil des Teams, das nun also im Endspiel stand und dort auf Katar traf. „Da waren alle verwundert, weil niemand Katar als Fußballnation auf dem Schirm hatte, aber sie haben im Laufe des Turniers England und Brasilien rausgeworfen. Vor dem Finale hat es brutal geregnet, sodass der Platz teilweise schwer bespielbar war. Wir kamen mit den Konditionen besser zurecht und haben 4:0 gewonnen“, erinnert sich Schön.
Was danach folgte, übertraf die Erwartungen des gebürtigen Wieslochers. Zurück in der alten Heimat wurde er am Flughafen von Ex-Bundestrainer Helmut Schön – weder verwandt noch verschwägert – begrüßt. In seiner Heimatgemeinde Frauenweiler stand eines Abends der ansässige Fanfarenzug im Hof und spielte die deutsche Nationalhymne.
Oberliga-Aufstieg als Trainer
Es sollte nicht das einzige Highlight bleiben: 1984 vertrat Schön Deutschland bei den Olympischen Spielen in den USA. „Das war ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Ab der K.o.-Phase waren wir im Olympischen Dorf und konnten auch andere Wettkämpfe verfolgen. Auch wenn ich nur sporadisch eingesetzt wurde und wir schon im Viertelfinale gegen Jugoslawien ausschieden, war die Olympia-Teilnahme ein unvergesslicher Höhepunkt meiner Karriere.“ Während Schön über die alten Zeiten spricht, ist ihm der Stolz anzusehen. Die Augen funkeln bei den Erinnerungen an damals.
Seinen immensen Erfahrungsschatz gab Schön dann viele Jahre später in Hoffenheim weiter und zeigte schon zum Ende seiner Spielerkarriere, dass in ihm ein Trainer stecken könnte. Und so kam es, wie es kommen sollte: „Es war ein fließender Übergang. Teilweise war ich schon Co-Trainer, habe aber auch noch gespielt“, sagt Schön. Mit der TSG prägte der ehemalige Bundesligaspieler in doppelter Mission eine erfolgreiche Zeit und feierte insgesamt vier Aufstiege. Phasenweise war er sogar als Cheftrainer tätig. Unter seiner Leitung gelang der TSG im Jahr 2000 der Aufstieg in die Oberliga – nach großem Rückstand zur Winterpause: „Ich habe damals elf Spieltage vor Schluss übernommen. Wir hatten zehn Zähler Rückstand auf die zweite Mannschaft von Waldhof Mannheim. Ich kann mich erinnern, dass Herr Hopp zu mir sagte: ‚Alfred, lassen Sie uns die Runde vernünftig zu Ende bringen und dann greifen wir nächste Saison wieder an.‘ Dass wir es dennoch geschafft haben und aufgestiegen sind, war für alle eine große Freude.“ In den Folgejahren arbeitete Schön an der Seite von Hansi Flick als Assistent. Den späteren Coach des FC Bayern München, der deutschen Nationalmannschaft und des FC Barcelona kannte er schon aus früheren Bundesligaspielen und Benefizveranstaltungen. Der Kontakt ist nie abgebrochen.
Scouting-Job kam unerwartet
Seine heutige Profession ließ sich ebenfalls bereits während seiner Zeit als Aktiver erahnen. Sonntags nach dem Auslauftraining standen immer Amateurspiele in der Region auf dem Programm. Entsprechend wohl fühlt sich Schön in seinem aktuellen Job als Scout bei der TSG Hoffenheim. „Ich bin sehr dankbar, dass ich mein Hobby immer noch zum Beruf machen und so sehr viele Spiele Woche für Woche live sehen kann“, sagt er.
Und doch kam der Job im Scouting für ihn zunächst unerwartet. Der damalige Geschäftsführer Sport Jan Schindelmeiser fragte den ehemaligen Mittelfeldspieler 2006, ob er die Organisation im Scouting übernehmen möchte. Schön überlegte nur kurz und sagte zu. „Das war damals relativ spontan, aber vielleicht eine meiner besten Entscheidungen. Es fühlt sich seit knapp 20 Jahren einfach immer noch richtig an“, sagt Schön. In seinem Job ist er mit der sportlichen Abteilung täglich im Austausch. Bei vielen Neuverpflichtungen hatte er seine „Augen im Spiel“: Anthony Modeste, Joselu, Kevin Volland, Benjamin Hübner oder Sebastian Rudy, um nur einige zu nennen.
Weitere sollen nach Möglichkeit folgen.
Seit 30 Jahren in Hoffenheim
Alfred Schön kam als Spieler zur TSG Hoffenheim und ist seitdem nicht mehr gegangen. In den vergangenen 30 Jahren hat der ehemalige Bundesliga-Profi verschiedene Tätigkeiten bei der TSG ausgeübt.
• Spieler
• Co-Trainer Erste Mannschaft
• Interimstrainer Erste Mannschaft
• Trainer U23
• Interimstrainer U19
• Trainer Perspektivteam
• Scout
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