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17.04.2024

Studie liefert neue Erkenntnisse zur Psychischen Gesundheit im Fußball

Psychische Gesundheit: ein sensibles Thema. Offen gesprochen wird über sie nur selten. Da macht der (Profi-)Fußball leider keine Ausnahme. Zwar sind seit einigen Jahren Entwicklungsschritte zu erkennen und die Aufgeschlossenheit nimmt zu, „doch leider wird im Fußball mentale Gesundheit fälschlicherweise oft mit mentaler Stärke gleichgesetzt. Das macht es den Betroffenen schwer, offen zu sprechen“, betont Lina Bürger, Sportpsychologin in der TSG-Akademie.

Mit ihrer im Jahr 2023 abgeschlossenen Masterarbeit möchte Bürger nun einen Teil zur weiteren Enttabuisierung beitragen. Die ehemalige Profifußballerin hat für ihre Studie in Zusammenarbeit mit dem TSG ResearchLab einen neuartigen Ansatz verfolgt. Entstanden ist eine Arbeit, die wichtige Erkenntnisse liefert – für die Theorie und vor allem auch für die Praxis.

In ihrer Haupttätigkeit begleitet Lina Bürger als Sportpsychologin in der TSG-Akademie die Teams von der U12 bis zur U14. Für ihre Studie weitete sie ihr Umfeld aus: Die 28-Jährige arbeitete über den Zeitraum einer kompletten Spielzeit (2022/23) mit allen Teams der TSG Hoffenheim zusammen. Sie befragte 205 Spieler mittels wissenschaftlicher Fragebögen zu Symptomen von Depression und Angststörung – von der U12 bis hoch zu den Profis (Männer und Frauen).

Dafür musste die Sportpsychologin dicht an insgesamt elf Hoffenheimer Teams heranrücken – ein einzigartiges Projekt über einen derart langen Zeitraum im Leistungssport. Und eines, das nur auf gegenseitiger Vertrauensbasis funktionieren konnte.

Insgesamt viermal in der Saison wurden die Spielerinnen und Spieler der Teams befragt. Sie blieben dabei immer anonym. Bürgers Aufgabe war es abschließend, die Daten zu digitalisieren und Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen. Unterstützt wurde sie nicht nur von Dr. Lena Steindorf aus dem ResearchLab, sondern auch von sämtlichen involvierten Hoffenheimer Trainern. Darüber hinaus halfen auch die anderen Sportpsychologen aus der TSG-Akademie: Katharina Söhnlein, Jan Deneke und Nicola Kemmerling.

Längsschnitt in der Analyse als grundlegender Unterschied zu bisherigen Studien

Ausgewertet lieferten die erhobenen Daten Antworten auf die Fragen, wie sich die Spielerinnen und Spieler zu Saisonbeginn fühlten – und wie sich dies im Saisonverlauf veränderte. Die Studie zeigt somit einen längsschnittlichen Verlauf. Darin liegt der wesentliche Unterschied zu bisher veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeiten über psychische Gesundheit im Fußball bzw. in anderen Sportarten.

Konkret bestätigten die Antworten der 205 Spielerinnen und Spieler unter anderem,

  • … dass auch Leistungssportler von Depressionen und Angstzuständen betroffen sein können;
  • … dass eine Fußballsaison nicht nur für den Körper, sondern auch für die mentale Gesundheit kräftezehrend sein kann, und depressive Symptome im Saisonverlauf zunehmen;
  • … dass zu Beginn der Rückrunde im Winter Angstsymptome der Spieler deutlich ansteigen.

„Die Studie hat zudem gezeigt, dass es auch im TSG-Umfeld Anzeichen von Depressionen und Angstzuständen gibt. Nun wollen wir als Verein aktiv werden, um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen und das gesamte System zu sensibilisieren“, betont Lina Bürger.

Als erste Maßnahmen stellten die TSG-Psychologinnen und -Psychologen die Ergebnisse den Trainern in der TSG-Akademie im Rahmen von Workshops vor. Workshops für die Spielerinnen und Spieler sind in Planung. Zudem gibt es einen Austausch sowohl mit der Robert-Enke-Stiftung als auch mit dem Fachbereich der Universitätsklinik Heidelberg.

„Eine ähnliche Studie hat es bisher nicht gegeben“

„Ich bin sehr froh darüber, dass die TSG diese Studie so vollumfänglich unterstützt hat. Dass wir im Rahmen unseres Forschungsprojekts diese Möglichkeit erhalten haben, ist etwas Besonderes und nicht selbstverständlich“, betont Lina Bürger zum Abschluss und dankt dabei allen, die ihre Arbeit möglich gemacht haben.

Die Ergebnisse der Studie sind nun der Ausgangspunkt weiterführender Arbeiten. Dazu Jan Spielmann, Geschäftsführer im ResearchLab: „Die Ergebnisse haben uns aufgezeigt, wie notwendig die weitere Aufklärung für den leistungsorientierten Fußball ist. Wir finden ähnliche Zahlen wie in der Normalbevölkerung, jedoch kann der Fußball mit seiner Strahlkraft dazu beitragen, dieses so wichtige Thema weiter in den Fokus zu rücken. Denn eines gilt für den Leistungssport wie auch für andere Bereiche der Gesellschaft: Die Gesundheit ist die Basis jeglicher Potentialentfaltung“.

Das Ziel der TSG ist und bleibt es, die Angebote und Anlaufstellen für die Spielerinnen und Spieler stetig weiter auszubauen, um ihnen ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich bei Bedarf öffnen können. Mit anderen Worten: Über das sensible Thema darf und muss gesprochen werden.

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