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HISTORIE
18.10.2023

Vor 10 Jahren: Das "Phantomtor"

Am 18. Oktober 2013 feierten die Gäste aus Leverkusen in der Sinsheimer Arena ein Tor, das gar nicht fiel. Durch ein Loch im Netz landete der Kopfball von Stefan Kießling beim Bundesliga-Spiel der TSG gegen Bayer 04 aber damals im Tor, obwohl er eigentlich am Ziel vorbeiging. Die Fehlentscheidung – die auch den Protesten der TSG vor dem Sportgericht standhielt – hatte weitreichende Konsequenzen: Die Diskussion um die Torlinientechnik wurde dank Kießlings „Phantomtor“ befeuert und beschleunigt.

„Ich kann mich noch gut an unser Heimspiel gegen Bayer Leverkusen in der Saison 2013/2014 und das sogenannte ‚Phantomtor‘ erinnern“, sagt der heutige TSG-Geschäftsführer Alexander Rosen, der damals als Direktor Profifußball tätig war. „Als Stefan Kießling in der 70. Minute in unserem Sechzehner zum Kopfball hochstieg und den Ball in Richtung unseres Tores köpfte, habe ich zwar das Netz zappeln sehen, aber in dieser Szene vor allem auf die Reaktionen unserer Spieler und die des Gegners geachtet. Ich war erleichtert, dass der Ball offensichtlich vorbei ging, doch auf einmal fing ein Leverkusener mit etwas Zeitverzögerung an zu jubeln. Ich war zunächst entspannt, dann aber doch recht schnell ungläubig, weil Schiedsrichter Dr. Felix Brych zur Mittellinie ging und auf Tor für Bayer entschied.“

Auch Sebastian Rudy, damals als Einwechselspieler während des Warmmachens direkt neben dem Tatort, erinnert sich zurück. „Es war eine skurrile Situation. Als wir Ersatzspieler dann näher ans Tor gegangen sind, haben wir das Loch im Netz entdeckt und sofort gemutmaßt, dass der Ball dadurch ins Tor gegangen sein muss.“ Stefan Kießling erhöhte durch das (Nicht-)Tor auf 2:0 für Leverkusen, Sven Schipplocks Anschlusstreffer in der 88. Minute folgte kein weiteres Hoffenheimer Tor.

„So bitter diese Niederlage und vor allem der Spielverlauf für uns damals auch war, so sehr hat dieses zweite ‚Phantomtor‘ der Bundesliga-Geschichte den Grundstein für die heutige Torlinientechnik gelegt, die nur rund ein Jahr nach dem vermeintlichen Kießling-Treffer von den Liga-Vertretern beschlossen wurde“, sagt Rosen. „Eine Technik, die nicht den Charakter unseres Sports veränderte, sondern im Sinne aller Beteiligten schnelle und verlässliche Entscheidungen liefert – nämlich Tor oder kein Tor. Es macht den Fußball einfach gerechter und vor allem so ein kurioses ‚Phantomtor‘ heutzutage undenkbar.“

Doch ehe die Torlinientechnik den Einzug in die Bundesliga fand, stand noch die Beschwerde seitens der TSG vor dem Sportgericht an. „Ein Wiederholungsspiel wurde vom DFB-Sportgericht mit der Begründung der Tatsachenentscheidung abgelehnt“, erinnert sich Rudy zurück. „Eine Entscheidung, die ich bis heute nicht wirklich nachvollziehen kann. Denn das war für mich keine Tatsachenentscheidung und hätte somit definitiv ein Wiederholungsspiel verdient gehabt. Immerhin hat dieses Phantomtor den Grundstein für die heutige Torlinientechnik gelegt – und hatte somit wenigstens etwas Gutes.“

Die schmerzhafte Niederlage hatte neben der neuen Technik einen weiteren positiven Effekt. „Das löchrige Tornetz brachte bei einer Versteigerung zugunsten von „Ein Herz für Kinder“ im Jahr 2014 die imposante Summe von 100.000 Euro ein. Somit gab es am Ende rückblickend noch einen weiteren Gewinner dieses ‚Phantomtors‘“, sagt der TSG-Geschäftsführer.

Das denkwürdige Ereignis in der Sinsheimer Arena feiert seinen zehnten Jahrestag – und hat seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Bundesliga sicher.

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