Frederik Schmahl: Auf dem Weg nach oben „durchboxen“
Seine Jugendzeit hat Frederik Schmahl ab dem Jahr 2011 fast komplett beim 1. FC Union Berlin verbracht. Wenn es um seine frühesten Fußball-Erinnerungen geht, fällt dem 20 Jahre alten Sommer-Neuzugang der U23 allerdings eine Partie ins Gedächtnis, die er gegen die „Eisernen“ absolviert hat. „Meine ersten Schritte als Fußballer bin ich beim Grünauer BC gegangen“, erklärt der gebürtige Berliner, der bereits im Kleinkindalter von seinem älteren Bruder immer mit zum Sportplatz genommen wurde und sich zur F-Jugend erstmals offiziell ein Vereinstrikot überzog. Etwa ein Jahr später traten die E-Junioren des Grünauer BC mit Schmahl in der Startelf gegen den favorisierten 1. FC Union an. Endergebnis: 5:4 für Grünau. Vierfacher Torschütze für den Außenseiter: Frederik Schmahl.
Zu behaupten, dass die Karriere des Offensivspielers in dieser Partie ihren Anfang genommen hat, ist nicht weit hergeholt. Sofern sie nicht schon vorher auf den flinken Vierfach-Knipser aufmerksam geworden waren, so hatten die Nachwuchs-Verantwortlichen des 1. FC Union ihn ab diesem Zeitpunkt gewiss auf dem Zettel. Für „Freddy“ lag ein Wechsel zu den Köpenickern wenig später nahe – im wahren Wortsinn: Schmahl ist im Südosten der Hauptstadt, im Bezirk Treptow/Köpenick, mit seiner Familie heimisch – von dort sind es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an die Alte Försterei nur rund 30 Minuten. Ein Katzensprung für Berliner Verhältnisse. Auch zu Hertha BSC im westlichen Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf habe es damals mal Kontakt gegeben, erinnert sich Schmahl. „Für mich war Union damals aber die bessere Lösung, auch der Nähe wegen.“
„Freddy“ und „Fis“ harmonierten schon damals
In der Jugend des heutigen Bundesligisten blieb Schmahl bis zum ersten U19-Jahr aktiv – und zählte über Jahre zum Stammpersonal. Zunächst noch bis zur C-Jugend als Rechtsverteidiger aufgeboten, orientierte sich Schmahl ab der B-Jugend ins Zentrum und Schritt für Schritt auch weiter nach vorne, spielte auf der „Sechs“ und auf der „Acht“, und war neben den Spielen im Verein auch in der Berlin-Auswahl aktiv, an der Seite des heutigen TSG-Profis Fisnik Asllani und auch neben Lazar Samardžić (aktuell Udinese Calcio) und Márton Dárdai (Hertha BSC), wobei insbesondere Reisen zu internationalen Turnieren, etwa nach Tokio, in Erinnerung geblieben sind. Die Verbindung mit Asllani war und ist die stärkste, da beide auch bei Union Berlin Vereinskollegen waren. „Fis habe ich damals einige Buden aufgelegt“, sagt Schmahl und grinst, „er hat in einer Saison 23 Tore in 23 Spielen erzielt. Dass wir uns in Hoffenheim wieder getroffen haben, freut mich sehr. In den Spielen, in denen wir in der U23 in dieser Saison zusammen auf dem Platz standen, haben wir auch wieder gut miteinander harmoniert.“
Für Schmahl endete die Zeit bei Union nach dem ersten U19-Jahr. Er war, verglichen mit den Jahren zuvor, auf wenige Einsatzminuten gekommen – auch Corona-bedingt, da die Spielzeit im Frühjahr 2020 abgebrochen wurde. „Ich habe mir darüber viele Gedanken gemacht und auch viel mit meinen Eltern, meinem Bruder und meiner Schwester gesprochen. Ich wollte unbedingt spielen.“ Es lief auf eine neue Station hinaus – sie hieß Energie Cottbus. Der Wechsel in die Lausitz zur Saison 2020/21 brachte ihn in vielerlei Hinsicht voran.
Workouts an der Grenze der Belastbarkeit
Zwar endete auch die Spielzeit mit Energie in der Bundesliga Nord/Nordost der A-Junioren in der Hochphase der Pandemie abrupt nach nur drei Spieltagen – bis dahin hatten die Cottbuser mit Schmahl in der Startelf allerdings den SV Werder Bremen in der Liga mit 5:0 und den VfB Stuttgart im DFB-Pokal der Junioren mit 5:2 deutlich bezwungen. Und auch die spielfreie Zeit konnte Schmahl nutzen. „Ich habe in Cottbus an meinem Abitur gearbeitet. Gleichzeitig war unser Schulsport an das Training mit Energie gekoppelt. Das bedeutete, wir konnten weiterhin mit unserem Trainer Damir Agovic auf dem Platz Vollgas geben. Nur die Spiele in der A-Junioren-Bundesliga sind weggefallen.“ Obwohl er nur vier Partien für die Energie-U19 absolvierte, war es also kein verlorenes Jahr in der Jugend des ehemaligen Bundesligisten, auch weil Schmahl das Netzwerk seines Vaters, der früher in Berlin als Boxer aktiv war, nutzte und mit dessen Personaltrainer und Physiotherapeuten, aber auch einem der Familie bekannten Gym-Besitzer und einem Boxkumpel des Vaters individuell an seiner Fitness arbeitete und dabei auch mal selbst die Handschuhe anzog. „Die Workouts waren teilweise grenzwertig. Aber sie haben mich definitiv gestärkt.“
In Cottbus durfte er noch in einigen Testspielen mit der Ersten Mannschaft unter dem damaligen Trainer Dirk Lottner ran. Energie zögerte jedoch mit der Verlängerung des Vertrags. Am Ende der Saison schaffte Schmahl selbst Fakten und entschied sich für einen Wechsel zum FSV Luckenwalde, einem Konkurrenten der Cottbuser aus der Regionalliga Nordost. Triebfeder für diesen Transfer war in erster Linie der Trainer des FSV, Michael Braune, der Schmahl über Monate ganz oben auf seinem Zettel hatte. „Er hat früh den Kontakt zur mir aufgenommen und mir vermittelt, dass er von mir und meinen Qualitäten überzeugt ist. Es war ein gutes Gefühl, das noch mal verstärkt wurde, nachdem ich eine Woche in Luckenwalde zur Probe trainiert hatte. Wir hatten eine super Mannschaft, mit einer guten Mischung aus erfahrenen Recken und Talenten. In diesem Umfeld konnte ich mich als junger Spieler entfalten und meine Qualitäten zeigen. Es war das bisher schönste Jahr für mich als Fußballer, denn ohne Luckenwalde wäre der Schritt nach Hoffenheim wahrscheinlich nicht möglich gewesen.“
Zum ersten Mal von zu Hause weg
35 Spiele, sieben Tore und fünf Assists schlugen für den damals 19-Jährigen in seiner ersten Regionalliga-Saison zu Buche. Zusätzlich meisterte er die Schulzeit, machte in Cottbus, wo er an der Schule geblieben war, sein Abitur, was nahezu täglich eine Pendelei von zwei Stunden zu den Spielen oder Trainingseinheiten zur Folge hatte. „Dass ich das geschafft habe, macht mich stolz. Ich möchte auf jeden Fall noch studieren und mir ein zweites Standbein aufbauen. Aktuell konzentriere ich mich aber komplett auf den Fußball, um zu sehen, wie es sich auf meine Leistung auswirkt, wenn ich den Kopf komplett frei habe für die Arbeit auf dem Platz.“
Jeder Schritt in seiner Laufbahn sei bisher im Nachhinein richtig gewesen, findet Schmahl – und bezieht den Wechsel nach Hoffenheim bereits nach einem halben Jahr mit ein, auch wenn er dafür erstmals die Heimat beziehungsweise den umliegenden geographischen Radius, in dem Cottbus und Luckenwalde aus Berliner Sicht noch zu verorten sind, verlassen musste. „Natürlich war in den ersten Wochen vieles neu für mich: die erste eigene Wohnung; das erste Mal, dass ich von zu Hause weg bin. Das hat sich mittlerweile aber gelegt. Dass mich meine Freundin begleitet hat, war mir besonders wichtig. Ich bin fußballverrückt durch und durch, aber mit ihr kann ich auch über andere Themen sprechen. Ich bin mit ihr nach Waibstadt gezogen, um nahe dran zu sein am Trainingsgelände, da wir hier sehr viel Zeit verbringen. Als ich die Bedingungen hier zum ersten Mal gesehen habe, war mir klar, dass ich diesen Wechsel unbedingt möchte. In der Mannschaft wurde ich vom ersten Moment an gut aufgenommen. Wir haben einen starken Zusammenhalt.“
Auch die persönliche Bilanz stimmt. 13 Spiele hat Schmahl bisher absolviert, zwei Treffer erzielt und vier Tore vorbereitet. Den 1:0-Siegtreffer im Derby beim FC-Astoria Walldorf am 9. Dezember leitete er mit einem Alleingang über die rechte Seite ein. Schmahl selbst ist mit seiner bisherigen Bilanz einverstanden, stellt aber seine Ambitionen in den Fokus: „Es sind zwar bisher nur zwei Treffer und da wären sicher noch ein paar mehr möglich gewesen. Aber es macht mir Spaß, und ich werde weiter hart daran arbeiten, um meinen Traum in Hoffenheim zu verwirklichen.“