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U23
17.02.2015

Busunglück von Namibia jährt sich zum dritten Mal

Den glücklichen Hotelmitarbeitern wurden noch ein paar Abschiedsgeschenke in die Hand gedrückt, Trikots mit Autogrammen signiert. Anschließend posierten Spieler und Funktionäre der U23 vor dem Hotel in Windhoek für ein Erinnerungsfoto. In einer Dreiviertelstunde, so der Plan, sollten die Hoffenheimer an diesem 17. Februar 2012 nach ihrem zehntägigen Trainingslager am Kutako-Flughafen einchecken und die Heimreise antreten.

In Sinsheim machten sich die TSG-Profis für ihr Bundesliga-Freitagabendspiel gegen Mainz warm. 8.000 Kilometer Luftlinie südlich verließ der mit dem Mannschaftsgepäck vollbeladene U23-Reisebus die Stadtgrenze Windhoeks. Es regnete leicht, und durch den Sand, der tagsüber umhergeweht worden war, hatte sich auf den Straßen ein schmieriger Film gebildet.

Während die Spieler dösten oder Musik hörten, fing der Busfahrer Cleophas plötzlich am Steuer an zu kurbeln. In einer langgezogenen Rechtskurve vor einer Eisenbahnbrücke hatte er bei einer Geschwindigkeit von ca. 90 km/h die Kontrolle über sein Gefährt verloren und war von der Fahrbahn abgekommen, der Bus schlitterte von der Landstraße und nahm weiter an Fahrt auf. Durch die Frontscheibe war kein Asphalt, sondern nur noch Grün zu sehen. Danach ging alles ganz schnell.

„Halt‘ Dich fest, Otti“, rief Chefcoach Frank Kramer, der unmittelbar hinter dem Fahrer saß, seinem Co-Trainer Otmar Rösch noch zu – dann kippte der Bus nach der Kollision mit einem Betonsockel auf die linke Seite, schlitterte ein paar Meter weiter und blieb schließlich in einem Straßengraben hängen. Diejenigen, die auf der rechten Seite saßen, befanden sich plötzlich oben und stürzten mitsamt des Handgepäcks auf die, die ursprünglich auf der linken Seite waren. Glück im Unglück, denn kein Baum und kein Brückenpfeiler standen im Weg.

Noch zwei Spieler in Hoffenheim

Einige Spieler wurden durch die Fensterscheiben nach draußen gedrückt und zogen sich dabei Schnittwunden zu, die anderen verließen den Bus durch die zerborstene Frontscheibe. Während in der Rhein-Neckar-Arena der Ball rollte und sich die Kunde des Busunglücks langsam verbreitete, wurden die U23-Spieler und -Funktionäre in zwei Krankenhäusern erstversorgt.

Von den zehn Funktionären, die vor drei Jahren im Unglücksbus saßen, sind mit Ausnahme von Frank Kramer (heute Cheftrainer des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth) und Physiotherapeut Mario Schulz, noch alle in Diensten der TSG. Auf Spielerseite sind gerade noch zwei (von 18) in Hoffenheim: Der damalige Kapitän Kai Herdling (mittlerweile im Profikader) sowie der heutige Florian Ruck.

Verglichen mit anderen Busunfällen verlief dieser vergleichsweise glimpflich, da der Großteil der Insassen aus trainierten Sportlern bestand, die die einwirkenden Flieh- und Schwerkräfte während des Unfalls durch das Festhalten an Sitzen bzw. Griffen besser kompensieren konnten . Am Schlimmsten traf es Torwarttrainer César Thier, der sich später mehrerer Rücken-OPs unterziehen und seinen Trainerjob aufgeben musste, Physiotherapeutin Karolin Kieffer, die sich einen komplizierten Handgelenksbruch mit der Erstdiagnose einer Berufsunfähigkeit zugezogen hatte und Abwehrspieler Philipp Klingmann. Da seine Verletzungen (acht Rippenbrüche, kollabierter Lungenflügel, Milzriss) erst drei Tage nach dem Unfall bzw. Rückkehr nach Deutschland bei einer unmittelbaren Nachuntersuchung diagnostiziert wurden, befand er sich zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Der Rest kam mit Wirbelsäulenstauchungen, Prellungen, Gehirnerschütterungen, Schnittwunden und Knochenbrüchen davon.

Die beiden A-Junioren Paul Ehmann und Seifedin Chabbi hatten bereits einen Tag früher den Heimflug angetreten, um im Punktspiel der U19 am Samstag gegen den 1.FC Kaiserslautern auflaufen zu können. Nach dem 1:0-Siegtreffer schickte Ehmann seinen verletzten Kollegen einen fotografischen Gruß in Gebärdensprache, den er in Windhoek beim gemeinsamen Besuch eines Schwerhörigen- und Taubstummen-Kindergartens gelernt hatte.

Drei Jahre nach dem Unfall sind alle Beteiligten wieder auf dem Damm. Dennoch feiern sie an jedem 17. Februar noch einmal Geburtstag!

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