Jörg Albrecht: Im Austausch Lösungen finden
Herr Albrecht, Glückwunsch zur Wahl zum Ersten Vorsitzenden des TSG Hoffenheim e.V. – was waren Ihre ersten Gedanken, nachdem das Ergebnis der geheimen Abstimmung auf der Mitgliederversammlung in der Dr.-Sieber-Halle in Sinsheim verkündet wurde?
Ich habe mich sehr über das Vertrauen der Mitglieder, die für mich abgestimmt haben, gefreut. Gleichzeitig war es mir ein Anliegen, denjenigen die Hand zu reichen, die im Lauf des Abends ihre Vorbehalte zum Ausdruck gebracht haben. Wir alle, die mit der TSG Hoffenheim eng verbunden sind, müssen jetzt die Gelegenheit nutzen, um die Überleitung in eine Phase des Austauschs einzuleiten. Das Ziel muss es sein, künftig an einem Tisch zu sitzen und uns mit Gegenpositionen konstruktiv auseinanderzusetzen.
Wie haben Sie die Mitgliederversammlung erlebt, die mit rund 1.000 anwesenden Mitgliedern, darunter 469 stimmberechtigte, so gut besucht war wie nie zuvor und vier Stunden dauerte?
Eine Mitgliederversammlung bietet den Mitgliedern Raum, ihre Meinung zu äußern. Das ist gelebtes Vereinsleben, das muss so sein. Ich sehe es positiv: Es kam alles auf den Tisch. Es ging auch mal hoch her – wie auf dem Fußballplatz. Der Abend war eine Zäsur. Jetzt ist es an der Zeit, vorauszublicken.
Wie wollen Sie auf die Fangruppen zugehen, die ihre Vorbehalte teils sachlich, teils aber auch hochemotional geäußert haben?
So etwas geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei. Ich nehme die geäußerten Bedenken und Kritikpunkte ernst, wie ich es auch ernst genommen habe, dass sich in Marvin Rotermundt ein Kandidat mit Bezug zur Fanszene zur Wahl hat aufstellen lassen. Von Seiten des Vorstands des e.V. wurden bereits in den vergangenen Wochen Gesprächsangebote an die Fanszene gerichtet. Diese werden wir natürlich aufrechterhalten. Ziel muss es sein, sich zeitnah zusammenzusetzen. Das habe ich während der Mitgliederversammlung öffentlich geäußert, auch direkt an Herrn Rotermundt gerichtet. Er hat daraufhin seinen Daumen gehoben. Ich bin optimistisch, dass wir einen Weg zum gemeinsamen Austausch finden werden.
Der Fanszene ging es augenscheinlich auch um einige Personalentscheidungen der vergangenen Wochen.
Die Beweggründe, die zu diesen Entscheidungen geführt haben, wurden von der Zweiten Vorsitzenden Simone Engelhardt erläutert. Aber nochmal: Wir sind offen für Gespräche mit dem Ziel, schnell zu Lösungen zu finden, die für alle Seiten passen.
Abseits der Fanthematik: Wo werden Sie in Ihrer Arbeit als Erster Vorsitzender die Schwerpunkte setzen?
Als gewählter Erster Vorsitzender des TSG Hoffenheim e.V. vertrete ich die Interessen der Mitglieder unseres Vereins. Im Vorstand möchten wir jeden abholen und den Wünschen und Bedürfnissen unserer Mitglieder gerecht werden. Daneben gilt es aktuell mehr denn je, die Trennung zwischen dem e.V., in dem der Breitensport der TSG Hoffenheim organisiert ist, und der Fußball-Spielbetriebs GmbH in der Öffentlichkeit bekanntzumachen. Ich werde weder Spieler verpflichten noch dem Trainer in seine Arbeit reinquatschen. Die Zweite Vorsitzende Simone Engelhardt hat hierzu in ihrer Rede auf der Mitgliederversammlung sehr richtige und passende Worte gewählt. Wir werden uns im Vorstand zusammensetzen, um gemeinsam an einer Strategie zu arbeiten, wie wir unsere Inhalte im e.V. wieder stärker platziert bekommen.
Welche Kompetenzen bringen Sie ins Amt ein? Was zeichnet Sie aus?
Ich habe 24 Jahre als Kommunalpolitiker gearbeitet. Eine meiner Stärken in dieser Zeit war es, dass es mir gelungen ist, Leute zusammenzubringen und im Austausch Lösungen zu finden. Viele Mitglieder, die auch bei der Mitgliederversammlung vor Ort waren, haben mir das vor und auch nach der Wahl bestätigt. Zudem habe ich in meiner Zeit als Oberbürgermeister in Sinsheim auch viele Netzwerke geknüpft, die ich gerne an denen Stellen, an denen es Sinn ergibt, in die ehrenamtliche Arbeit im e.V. einfließen lassen möchte.
Sie sprechen die ehrenamtliche Arbeit an, mit der Sie das Amt des Ersten Vorsitzenden des TSG Hoffenheim e.V. bekleiden werden. Hauptamtlich sind Sie seit dem 1. September als Vorsitzender von Anpfiff ins Leben angestellt. Wie schätzen Sie diese Doppelrolle ein?
Die Aufgaben sind klar getrennt in Hauptamt bei Anpfiff ins Leben und Ehrenamt im TSG Hoffenheim e.V. – mein beruflicher Fokus gilt uneingeschränkt der Arbeit für Anpfiff ins Leben. Der ehrenamtlichen Arbeit im TSG Hoffenheim e.V. widme ich mich in meiner Freizeit, gemeinsam in unserem Vorstand. Ich habe mir über diese Konstellation sehr viele Gedanken gemacht und einen genauen Plan, wie ich beide Aufgaben unabhängig voneinander angehen möchte.
Was entgegnen Sie den Vorwürfen, „die Marionette“ von Dietmar Hopp zu sein?
Ich bin keine Marionette. Dietmar Hopp genießt meine größte Wertschätzung für sein Lebenswerk und ich zitiere Simone Engelhardt, die in ihrem Bericht des Vorstands treffend gesagt hat: Die Anfeindungen gegen Dietmar Hopp, ohne dessen Engagement die TSG in der Kreisliga kicken würde, stoßen auf großes Unverständnis. Ihm – und niemandem sonst – hat es der Verein zu verdanken, dass er seit 16 Jahren in der Bundesliga spielt. Die Geschicke der Profi-Fußballer werden von der Geschäftsführung der Spielbetriebs GmbH geleitet, der e.V. gibt mit seiner Satzung den Rahmen vor.
Die nächsten Neuwahlen für das Präsidentenamt stehen in drei Jahren an. Welche Überschrift wünschen Sie sich für Ihre erste Amtsperiode?
Die TSG Hoffenheim erfreut sich eines harmonischen Vereinslebens, hat ihr gutes Verhältnis zu den Fans und den Menschen in der Region wiederhergestellt, die Zuschauerzahlen gesteigert und spielt regelmäßig international.