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AKADEMIE
26.10.2023

Johannes Bender: Von Spitzenspiel zu Spitzenspiel

Am vergangenen Sonntag war Johannes Bender der Matchwinner im Spitzenspiel der Verbandsliga Nordbaden. Der „Zehner“ des 1.FC Mühlhausen erzielte in der 89. Minute per Strafstoß den 3:2-Siegtreffer gegen den Tabellenführer TSG Weinheim – und verhalf seinem Team somit zum erstmaligen Sprung auf Platz eins. Doch der Fokus des 25-jährigen ehemaligen Akademie-Spielers und heutigen U16-Co-Trainers liegt bei aller Freude über diesen Triumph woanders.

„Der etatmäßige Schütze hatte vergangene Woche einen Elfer verschossen, also bin ich zum Punkt“, so Bender. „Das hat ein bisschen gedauert, bis ich ihn ausführen konnte. Der Keeper ist dann ziemlich früh nach links gesprungen, also habe ich ihn halbrechts reingemacht.“ Nach dem Schlusspfiff gab es an der Bruchsaler Straße kein Halten mehr. Erstmals in seiner Verbandsliga-Zugehörigkeit grüßt der FC von ganz oben.

Einen Tag später stand Bender erneut auf dem Platz, diesmal in der Akademie-Arena Zuzenhausen als Co-Trainer der U16. Neben seinem „Chef“ Paul Ehmann und dem U15-Trainer Pascal Söll ist der gebürtige Buchener der dritte frühere Akademie-Spieler, der nun auch in Hoffenheim die Trainerlaufbahn eingeschlagen hat. „Fußball ist meine große Leidenschaft und ich freue mich sehr, hier meine ersten Schritte und Erfahrungen machen zu dürfen.“ Am Samstag steht das nächste Spitzenspiel an, diesmal jedoch nicht mit dem 1.FC Mühlhausen, sondern eben mit der U16 der TSG, die als Oberliga-Spitzenreiter beim Dritten VfB Stuttgart II antreten muss.

Unter Nagelsmann und Tedesco trainiert

Bender kam als Spieler im Sommer 2013 zur TSG. Nach seinen ersten Stationen SV Schefflenz und SpVgg Neckarelz war er in der U15 für ein Jahr zum SV Sandhausen gewechselt und hatte sich am Hardtwald zum Junioren-Nationalspieler entwickelt. In Hoffenheim spielte er eine Halbsaison unter Marcel Rapp in der U16, also in jener Altersklasse, die er heute trainiert, und wurde im Winter in die von Jens Rasiejewski betreute U17 hochgezogen. „Im zweiten Jahr wurde ich Kapitän und durfte mit der Mannschaft beim Governor Cup in Japan antreten, das waren Highlights für mich.“

Es folgten zwei Jahre in der U19, zunächst unter Chefcoach Julian Nagelsmann und nach dessen Beförderung zu den Profis unter Matthias Kaltenbach. Nach dem Gewinn der Bundesliga Süd/Südwest spielten die A-Junioren zum dritten Mal in Folge um die Deutsche Meisterschaft, doch in der Nachspielzeit des Halbfinal-Hinspiels gegen Werder Bremen (3:1) passierte es: „Es war die letzte Aktion der Partie, ein Bremer springt seitlich in mich rein und mein Knie dreht weg.“ Die traurige Diagnose: Kreuzbandriss.

Beim Rückspiel, das die TSG 2:0 gewann, saß Bender frisch operiert auf der heimischen Couch. Torschütze Lukas Hoffmann hielt nach dem 1:0 ein T-Shirt mit der Aufschrift „Come back stronger, Jo!“ in die Fernsehkamera. Ein emotionaler Moment. „Ich habe mich natürlich für die Jungs gefreut, war aber auch niedergeschlagen, nicht dabei sein zu können – zumal es mein 18. Geburtstag war!“

Fünfeinhalb Monate später stand „Jo“ Bender dann wieder auf dem Platz, spielte sich unter dem neuen Trainer Domenico Tedesco direkt wieder in die Stammformation und durfte erneut die Kapitänsbinde tragen. „Eine durchwachsene Spielzeit“, sagt Bender in der Rückschau. Als seinen größten Erfolg wertet er es, sich nach dem Kreuzbandriss wieder in die U19-Nationalmannschaft zurückgekämpft zu haben.

Entscheidung im Türkei-Urlaub

Zwei Jahre spielte er noch in der U23, wurde aber von einer Schulterverletzung inklusive OP zurückgeworfen. Insgesamt absolvierte Bender 51 Junioren-Bundesliga-Spiele und 22 Einsätze in der Regionalliga für „Hoffe zwo“, ehe er 2019 nach sechs Jahren die TSG verließ und sein Glück beim TSV Steinbach suchte.

„Das erste Jahr lief sehr gut für mich, das zweite weniger, weil ich erneut operiert werden musste“, so Bender, der das Sportzentrum Haarwasen auch für seine „Wetterkapriolen“ in Erinnerung behalten hat. „Da konnte es innerhalb von 90 Minuten mal regnen, dann schien die Sonne – und plötzlich schneite es.“ Bender blieb in der Regionalliga Südwest und schloss sich Rot-Weiß Koblenz an, am 6. März 2022 lief er beim 1:1 gegen „Hoffe zwo“ letztmals im Dietmar-Hopp-Stadion auf.

Im darauffolgenden Sommerurlaub, den er mit Freunden in der Türkei verbrachte, traf er eine Entscheidung. „Einige Kumpels, die ich vom Wilhelmi-Gymnasium in Sinsheim kannte, spielten schon in Mühlhausen und haben mich überredet, mich ihnen anzuschließen.“ Der Schritt in die Verbandsliga bedeutete aber auch den Abschied vom Traum „Profi-Fußball“. „Ich hatte sehr schöne Jahre in der TSG-Akademie und vor allem im Spielerwohnheim eine super Zeit“, so Bender. „Ich bin aber nicht der Typ, der zurückschaut und dem nachtrauert, was hätte sein können.“

Bender schnürte fortan als SAP-Werkstudent für den FC die Stiefel und absolvierte in seiner alten Heimat, der TSG-Akademie, ein Praktikum in der Videoanalyse (U16 bis U19). „Meine Trainerscheine bis zur B-Lizenz hatte ich in Koblenz erworben, während meines Praktikums habe ich dann oft bei U17-Trainer Carsten Kuhn zugeschaut. Dabei ist mir klar geworden, dass ich es auch als Trainer probieren möchte.“

Sieben Siege in Folge

Im Winter 2022/23 erhielt Bender dann die Chance, als Co-Trainer der U16 unter Andreas Lässig einzusteigen, und machte seine ersten Schritte als Übungsleiter. Der Platz war frei geworden, weil sein Vorgänger Paul Ehmann zum Cheftrainer der U15 ernannt worden war. „Es macht mir Spaß, jeden Tag auf dem Platz zu stehen und den Jungs was zeigen und meine eigenen Erfahrungen weitergeben zu können“, sagt der frühere defensive Mittelfeldspieler, der Pep Guardiola mag, weil er „verrückte Sachen macht“, Diego Simeone von der „Art und Weise, wie er coacht“, sehr schätzt, aktuell die Arbeit von Xabi Alonso bewundert und „als Typ“ ein Fan von José Mourinho ist. Seit diesem Sommer ist Bender wieder mit Ehmann, der die U16 übernommen hat, vereint.

Aktuell eilen Bender und die U16 von Sieg zu Sieg. „Am ersten Spieltag haben wir eine unerwartete Niederlage in Großaspach kassiert, im Nachhinein war das der berühmte Schuss vor den Bug zur rechten Zeit. Seitdem machen es die Jungs herausragend, setzen unsere Spielidee um und zeigen, dass viel Qualität da ist.“ Sieben Spiele in Folge hat die U16 seither eingefahren und ist mit vier Zählern Vorsprung auf den SV Waldhof Mannheim souveräner Tabellenführer der Oberliga Baden-Württemberg. Am Samstag also das Top-Spiel in Stuttgart. „Das wird schwer, aber wir sind sehr selbstbewusst.“

In Mühlhausen, wo auch Benders ehemaliger TSG-Teamkollege Niklas Schaffer spielt, würden sie den Mann, der sie gerade an die Verbandsliga-Spitze geschossen hat, gerne öfter im Training begrüßen. „Ich schaffe es aber nur einmal pro Woche, der Trainerjob hat Vorrang.“ Beim Auswärtsspiel in Eppingen wird Trainer Steffen Kretz also auf seinen Elfmeterschützen verzichten müssen.

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