Dietmar Hopp: „Wir müssen uns für Klimaschutz einsetzen“
Deutschland ist eines der reichsten Länder der Erde. Unser Wohlstand basiert auf Fleiß, guter Bildung, Einfallsreichtum und vieler Ressourcen. Diese schienen bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein unerschöpflich. So haben wir sie auch genutzt und Wasser, Land, Rohstoffe und unsere Atmosphäre beansprucht. Diese Rechnung geht heute nicht mehr auf.
Der Versuch, unseren Wohlstand auf gleichem Weg zu erhalten, ist ein folgenreicher Fehler. Wir wissen heute, dass die Klimakrise und der Verlust natürlicher Lebensräume die größte Bedrohung für unser Leben, für künftige Generationen und damit auch für Frieden, Freiheit und Wohlstand ist.
Auch wenn die Weichen von der Politik gestellt werden müssen, so obliegt es uns allen, auch selbst Verantwortung zu übernehmen. Insbesondere gilt dies für diejenigen, die zu den starken in unserer Gesellschaft zählen – diejenigen, die mit ihren Entscheidungen viel bewirken und viele Menschen erreichen können. Und damit sind wir auch beim Sport und in der Fußball-Bundesliga.
Wir profitieren von einer Ausnahmestellung in unserer Gesellschaft: Fußball erzeugt Emotionen, er vereint Menschen auf der ganzen Welt und bindet sie auf emotionaler Ebene an ihren Lieblingsverein. Dem kommerziellen Sport stehen damit erhebliche Erlösmöglichkeiten offen. Diese allein für eine wettbewerbsfähige Mannschaft auszuschöpfen, verkennt die eigene Rolle des Fußballs in der Gesellschaft. Ziel muss es also sein, Erfolg nicht allein über den Tabellenplatz zu definieren, sondern stets in Einklang mit denen zu bringen, für die wir diesen Sport betreiben: Fans, die Gesellschaft und nachfolgende Generationen, die wir als Fans gewinnen wollen und die wir zugleich mit schützen müssen.
Mit Blick auf die Klimakrise heißt das: Wenn mit unserem Kerngeschäft ein CO2-Fußabdruck verbunden ist – etwa durch den Energieverbrauch im Stadion, Reisen, die Mobilität der vielen tausend Anhängerinnen und Anhänger – dann gehört es auch zu unserer Verantwortung, uns damit zu befassen.
Ich bin überzeugt davon, dass wir die Sonderrolle des Sports in der Gesellschaft auch darüber beweisen müssen, wie wir uns in dieser Frage verhalten. Das heißt aus meiner Sicht: In wenigen Jahren sollte die Bundesliga klimaneutral oder sogar klimapositiv agieren.
Wir benötigen eine verbindliche und vergleichbare Messung des CO2-Fußabdrucks. Wir brauchen klare und ambitionierte Reduktionsziele, der verbleibende Rest sollte mit sinnvollen Projekten kompensiert werden.
Es ist uns bei der TSG Hoffenheim wichtig, dass wir eine besonders aktive Rolle für den Klimaschutz einnehmen. So sind wir als einer der ersten Unterstützer der „Allianz für Entwicklung und Klima“ seit 2019 „klimaneutral“ in zentralen Handlungsfeldern. Wir beschäftigen uns aktuell mit verbindlichen Reduktionszielen, haben die Initiative „Sports for Future“ zusammen mit anderen ins Leben gerufen und bieten unseren Zuschauerinnen und Zuschauern über das sogenannte Klima-Ticket die Möglichkeit an, sich positiv in ein Aufforstungsprojekt in Uganda einzubringen.
So kann jeder etwas beitragen: Aktive und Fans, die Vereine und die gesamte Bundesliga.
Diese Chance müssen wir nutzen.
Dieser Text ist als Gastbeitrag bei Focus Online erschienen.