„Hoffe zwo“-Serie (15): Die Oberliga-Jahre
Im ersten Anlauf scheiterte „Hoffe zwo“ in den Relegationsspielen zur Oberliga – wie schon drei Jahre zuvor die „Erste“ (im Elfmeterschießen!) – am SV Linx. Seit 1998 hatte die zweite Mannschaft vier Aufstiege in Folge gefeiert und auch in der Verbandsliga auf Anhieb den zweiten Rang belegt, dann aber nach einem 3:2-Heimsieg im Hölzelstadion mit 1:3 den Kürzeren gezogen. Der zweite Versuch war dann aber erfolgreich: Das Team von Trainer Roland Dickgießer wurde hinter der TSG Weinheim erneut Vizemeister, spazierte aber diesmal durch die Relegation und behielt nach zwei klaren Siegen gegen den FC Emmendingen (4:0, 4:0) auch gegen den heutigen Zweitligisten 1.FC Heidenheim (damals Heidenheimer SB) die Oberhand (1:1, 3:1).
2003/04
Ihre Oberliga-Premiere feierte die Dickgießer-Elf am 6. August 2003, einem Mittwoch, beim TSV Crailsheim. Sie unterlag 0:2 (0:1), in der Startelf standen einige Akteure, die später in anderer Funktion für die TSG im Einsatz waren oder immer noch sind, wie zum Beispiel Keeper Marjan Petković, Abwehrchef „Nešo“ Duric, Mittelfeldspieler Timo Maag oder Stürmer Marco Unser. Es war offiziell der zweite Spieltag, die Partie der ersten Runde war in den September verlegt worden und endete im Dietmar-Hopp-Stadion gegen den SV Waldhof 1:1. Die Mannheimer waren wenige Wochen zuvor noch in der Zweiten Liga, hatten allerdings nach ihrem sportlichen Abstieg keine Lizenz für die Regionalliga erhalten und wurden somit direkt in die Oberliga durchgereicht, wo sie mit einer rundum neu zusammengestellten Mannschaft starteten.
In seinem ersten Oberliga-Heimspiel fuhr „Hoffe zwo“ bei brütender Hitze am 10. August einen ungefährdeten 3:0-Erfolg gegen den SGV Freiberg ein, die Tore markierten Heiko Throm, Martin Lanig und Andreas Gaber allesamt im zweiten Durchgang. Für den jungen Lanig, der gerade erst 19 geworden und vom Vorjahressechsten FV Lauda gekommen war, war es der erste Einsatz im TSG-Trikot. Der Bad Mergentheimer sollte bald in die „Erste“ aufrücken und später – allerdings für andere Klubs – 128 Bundesliga-Partien bestreiten.
Im September kam es zum Wiedersehen mit dem SV Linx: Erneut unterlag die TSG im Rheinauer Ortsteil (1:2), gewann aber ein halbes Jahr später zu Hause 3:2 – der Sportverein stieg am Saisonende ab. Die Begegnungen gegen den Traditionsklub 1.FC Pforzheim, Deutscher Vizemeister von 1906, wurden wegen dessen Insolvenz aus der Wertung genommen, „Hoffe zwo“ belegte schließlich in der Abschlusstabelle den zehnten Rang. Alexander Welz und Matthias Mayer teilten sich mit jeweils sechs Treffern die Torjägerkrone.
2004/05
Das zweite Oberliga-Jahr begann mit zwei Niederlagen, zu Hause gegen den Heidenheimer SB (2:3) sowie beim SSV Reutlingen (0:1), doch nach zehn Spieltagen stand die Dickgießer-Elf plötzlich auf Rang zwei. Von denen 37 Spielern, die in jener Saison für „Hoffe zwo“ eingesetzt wurden, waren 15 „Leihgaben“ der ersten Mannschaft, wie zum Beispiel Kai Herdling (der mit neun Treffern in neun Partien auch Torschützenkönig wurde), oder der aufstrebenden A-Junioren, wie etwa Nick Proschwitz, der im weiteren Verlauf seiner Karriere Torschützenkönig in der Zweiten Liga (für den SC Paderborn) werden und in der Premier League (für Hull City) spielen sollte. Am Ende belegte die TSG Platz acht.
2005/06
In ihrer dritten Oberliga-Spielzeit ging es für die zweite Mannschaft in der Endabrechnung nochmal zwei Plätze hoch – obwohl sie auf der Zielgeraden eine denkwürdige und die bis heute höchste Niederlage kassierte. 0:9 unterlagen die Hoffenheimer am 28. April 2006 im Donaustadion dem SSV Ulm 1846 – und das, nachdem sie zuvor fünf Spiele ungeschlagen geblieben waren. Und nein, es gab auch keine frühen Platzverweise. Einfach nur ein Gegentor in der ersten Minute, vier weitere bis zur 30. und nochmal vier Kisten im zweiten Abschnitt. Ein gebrauchter Tag – und doch schloss „Hoffe zwo“ die Spielzeit mit einem positiven Torverhältnis (+7) ab. Die Hälfte aller Treffer markierten Kai Herdling (21) und Thomas Pelka (10). Nach der Saison verabschiedete sich Roland Dickgießer in Richtung Walldorf. Ende 2005 hatte er nach der Entlassung von Hansi Flick für drei Spiele interimsmäßig die erste Mannschaft übernommen.
2006/07
Mit Alfred Schön als Cheftrainer ging es in die Saison 2006/07. Am 27. August 2006 gaben im Dietmar-Hopp-Stadion Sejad Salihović und der aktuelle Profi-Chefcoach Sebastian Hoeneß ihr Hoffe-zwo-Debüt und standen gemeinsam mit Kai Herdling in der Startformation – konnten aber die überraschende 0:3-Niederlage gegen den VfR Mannheim nicht verhindern. Immerhin: Herdling wurde mit 26 Einschüssen (in 31 Spielen) Liga-Torschützenkönig und „Hoffe zwo“ letztlich Achter. Am 1. September 2006 wurde die TSG Hoffenheim vom DFB als Leistungszentrum anerkannt. Die TSG-Akademie war geboren, „Hoffe zwo“ war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nur die zweite Mannschaft, sondern ganz offiziell eine U23.
Höhepunkt jener Spielzeit war die Aufholjagd am 11. November 2006 beim FC Villingen, als die TSG nach einer knappen Stunde 0:3 hinten lag, die Partie aber durch Tore von Kai Herdling (2), Daniel Reule, Sandro Cescutti und Tim Bauer noch in einen 5:3-Sieg drehte. Ein solches Kunststück gelang „Hoffe zwo“ davor oder danach nicht mehr.
2007/08
Die gute Nachricht: Durch die Einführung der 3. Liga zur darauffolgenden Saison würde es vier Aufsteiger aus der Oberliga Baden-Württemberg geben. Die schlechte: „Hoffe zwo“ wurde Fünfter. Die Elf des neuen Cheftrainers Rainer Scharinger startete stark und belegte sogar Rang vier – dann kam der FC Villingen. In der Nachspielzeit trafen Gaetano Intemperante und Christian Jeske und machten aus dem 2:1 ein 2:3, „Hoffe zwo“ rutschte dadurch bis zum Saisonende aus den Top Vier. Es sollte die einzige Heimniederlage der Saison, in der Oberliga überhaupt und für die kommenden drei Jahre bleiben. Auch der fulminante Schlussspurt mit zehn Siegen, drei Unentschieden und null Niederlagen aus den abschließenden 13 Partien sowie der 4:3-Siegtreffer durch Kai Hesse zwei Minuten vor Schluss am letzten Spieltag bei Normannia Gmünd halfen nichts mehr: Am Ende fehlten nur zwei Zähler auf den 1.FC Heidenheim, der sich in der ersten Saison seines Immer-Noch-Trainers Frank Schmidt durch ein 5:0 gegen den TSV Schwieberdingen die Butter nicht mehr vom Brot nehmen ließ. Die meisten Spiele für „Hoffe zwo“ (33) absolvierte Neuzugang Aytaç Sulu, der heute auf 60 Bundesliga-Partien zurückblickt, 33 der 59 Saisontore erzielte Kai H.: Herdling 21, Hesse 11.
2008/09
Kai Herdling wechselte vor der Saison zum SV Waldhof Mannheim, kehrte jedoch in der Winterpause zurück. Neun Siege in zehn Spielen katapultierten „Hoffe zwo“ in der Hinrunde kurzzeitig auf Rang eins, doch am Ende einer starken Saison reichten 72 Punkte „nur“ zu Platz zwei hinter Sonnenhof Großaspach. Im April 2009 wechselte Scharinger kurzfristig zum VfR Aalen, Guido Streichsbier trug in den abschließenden fünf Partien die Verantwortung. Bester Torschütze war Gilles Ekoto-Ekoto (15), der nach nur einer Saison im Kraichgau weiter zog. Mit Andreas Schön, Marcel Klefenz, Aytaç Sulu, Daniel Bernhardt, Demir Januzi und Marcel Brandstetter folgten gleich sechs Spieler Scharinger nach Aalen, der Kader fiel komplett auseinander. Derweil hatte die TSG ihre erste Bundesliga-Saison bestritten und war nun der einzige Erstligist, dessen U23 viertklassig spielte. „Hoffe zwo“ musste also unbedingt aufsteigen, hatte aber im Mai 2009 mit Kai Herdling und Philipp Klingmann gerade mal zwei Spieler im Kader…
2009/10
Über die Meister- bzw. Aufstiegssaison 2009/10 lesen Sie im 16. Teil unserer „Hoffe-zwo“-Serie, die am Mittwoch erscheint.
Bilanzen & Statistiken 2003-09
# | Sp | S | U | N | T+ | T- | TD | P | |
2003/04 | 10 | 34 | 12 | 8 | 14 | 45 | 49 | -4 | 44 |
2004/05 | 8 | 34 | 14 | 7 | 13 | 52 | 48 | 4 | 49 |
2005/06 | 6 | 34 | 15 | 6 | 13 | 58 | 51 | 7 | 51 |
2006/07 | 8 | 34 | 15 | 6 | 13 | 62 | 53 | 9 | 51 |
2007/08 | 5 | 34 | 19 | 10 | 5 | 59 | 31 | 28 | 67 |
2008/09 | 2 | 34 | 22 | 6 | 6 | 77 | 20 | 57 | 72 |
Top 25 Spiele
Herdling, Kai 127
Schneckenberger, Marc 97
Welz, Alexander 96
Kaufmann, Manuel 92
Boller, Sascha 91
Bıyık, Oğuzhan 85
Mühlbauer, Kai 78
Sulu, Aytaç 65
Lambracht, Florian 65
Klefenz, Marcel 64
Bauer, Tim 62
Schäfer, Benjamin 60
Maag, Timo 58
Klingmann, Philipp 55
Bernhardt, Daniel 54
Göttlicher, Mario 51
Krohne, Steffen 47
Pelka, Thomas 46
Daub, Christian 45
Keller, Matthias 44
Welker, Marc 43
Lapaczinski, Denis 42
Gülbaş, Serhat 42
Hickel, Florian 41
Hofmann, Sebastian 35
Top 10 Tore
Herdling, Kai 90
Ekoto-Ekoto, Gilles 15
Hesse, Kai 12
Pelka, Thomas 12
Welz, Alexander 12
Schneckenberger, Marc 12
Schön, Andreas 9
Lambracht, Florian 8
Boller, Sascha 8
Paljić, Dragan 7
Trainer Top 5
Dickgießer, Roland 99
Scharinger, Rainer 63
Schön, Alfred 34
Streichsbier, Guido 5
Đurić, Nebojša 3
DIE "HOFFE ZWO"-SERIE
1 | Streifzug durch Zahlen und Fakten
2 | Fisnik Asllani auf den Spuren seines Co-Trainers
3 | Als "Schippo" den Fünferpack schnürte
4 | Kingsley Schindler im Interview
5 | Die Trainer - von Dickgießer bis Herdling
8 | Rückblick mit Tobias Strobl
9 | Emilian Lässig und ein halbes Leben TSG
10 | Zeitreise mit Roland Dickgießer
11 | Fesser, Schorr - und die beste Zeit
12 | Als der Bruchweg überrollt wurde
13 | Alfons Amade, der Pionier
14 | Maxim, der Edelfan