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SPIELFELD
01.02.2021

Auf den Spuren des Onkels

Vor zwei Jahren entschied sich ein namhaftes Talent für einen Wechsel in den Kraichgau. Als spielstarker Innenverteidiger überzeugte Melayro Bogarde zunächst für die U19 der TSG Hoffenheim, mit der er 2019 das Finalturnier der besten vier europäischen Teams in der UEFA Youth League erreichte. In der vergangenen Saison feierte der 18-Jährige sein Debüt für die Profi-Mannschaft der TSG Hoffenheim – nun arbeitet der gebürtige Rotterdamer akribisch daran, in Zukunft öfter in Deutschlands höchster Spielklasse auflaufen zu dürfen. Ein Champions-League-Sieger von 1995 hilft ihm dabei, seine Träume als Profi zu realisieren.

Tippt man im Suchfeld der Internetplattform YouTube den Namen Bogarde ein, erscheinen die Highlights einer erfolgreichen Fußballer-Karriere. Ein großgewachsener Verteidiger, der die Defensive namhafter Teams koordiniert und die torgefährlichsten Stürmer Europas zur Verzweiflung bringt. Sechsstellig sind die Klickzahlen der Bewegtbilder, die Winston Bogarde im Einsatz für den FC Barcelona, den AC Mailand, Ajax Amsterdam oder die niederländische Nationalmannschaft zeigen. Bedeutende Titel, darunter die Champions League, die spanische Meisterschaft sowie der spanische Pokal zieren seine Trophäensammlung. Der heute 50-Jährige ist einer der erfolgreichsten Fußballer seines Heimatlandes, und inspiriert viele junge Sportler.

Zu seinen Nachahmern zählt auch Melayro Bogarde. Das 18 Jahre alte Top-Talent der TSG ist der Neffe des Titeljägers Winston - und wie viele andere begeistert von den Aufnahmen seines Onkels: „Ich sehe mir viele Videos von ihm auf YouTube an und schaue mir dort ab, wie er verteidigt. Er ist mein großes Vorbild.“ Trotz der Bewunderung seines erfolgreichen Familienmitglieds arbeitet der Defensivspieler akribisch daran, sich einen eigenen Ruf in der Fußball-Szene zu schaffen. In der familiären Beziehung sieht er dennoch Vorteile, schließlich ist Winston ein hervorragendes Beispiel für den Werdegang vom Talent zum Weltstar: „Er hat mir schon vieles beigebracht. Er sagt mir, worauf es als Fußball-Profi ankommt, dass ich immer 100 Prozent geben muss. Wenn ich das von jemandem wie ihm höre, motiviert mich das natürlich noch mehr.“

Bundesliga-Debüt mit 18

Erstmals für Aufsehen sorgte Melayro Bogarde in der vergangenen Spielzeit. Als bislang jüngster niederländischer Spieler der Bundesliga-Geschichte feierte er am 30. Mai 2020 sein Debüt im Spiel beim 1. FSV Mainz 05. Es war eine lehrreiche Premiere für den gebürtigen Rotterdamer, lediglich zwei Tage nach seinem 18. Geburtstag. Bereits in der 12. Minute erhielt Bogarde eine Verwarnung für ein, wie er gesteht, „übermotiviertes Einsteigen“ in der gegnerischen Hälfte. Nach 45 Minuten wechselte Trainer Alfred Schreuder den gelb-rot-gefährdeten Verteidiger aus. 

Auf dem Feld überzeugte Hoffenheims Nummer 32 als vielseitiger Verteidiger durch einen sicheren Spielaufbau und ein technisch nahezu fehlerfreies Spiel. „Man sieht, dass er unaufgeregt ist, wenn er den Ball am Fuß hat. Das geht in die absolut richtige Richtung“, attestierte Trainer Sebastian Hoeneß dem Jungspund nach dem 2:0 bei Slovan Liberec anerkennend. In jener Partie bereitete Bogarde den Führungstreffer gegen die Tschechen vor und hatte somit Anteil am erstmaligen Einzug der TSG in die K.o.-Phase eines internationalen Wettbewerbs. Ein derart junger Fußballer, mit auffallender Souveränität auf dem Feld, zudem technisch versiert, bleibt in Europa nicht lang unbemerkt. Der FC Barcelona und der AC Mailand sollen angeblich ihr Interesse an dem Allrounder, der in Hoffenheim bereits als Innen- und Rechtsverteidiger sowie im defensiven Mittelfeld auflief, bekundet haben.

Vertragsgespräche mit der TSG

Grund für die Wechsel-Spekulationen ist der derzeit noch im Sommer 2021 endende Vertrag des 18-Jährigen mit der TSG. Die Anfragen der europäischen Elite zeugen vom enormen Potenzial des niederländischen Junioren-Nationalspielers – seine fußballerische Qualität möchte er jedoch auch in Zukunft im Trikot der TSG unter Beweis stellen: „Ich befinde mich in vielversprechenden Vertragsgesprächen mit Sportdirektor Alexander Rosen. In den vergangenen zwei Jahren habe ich sehr viel Wertschätzung vom Verein erhalten und wurde sportlich top gefördert. Deshalb sehe ich meine Zukunft in jedem Fall in Hoffenheim.“

Dass Bogarde sich an den Klub binden möchte, ist eine Bestätigung für die herausragende Arbeit des Klubs mit Talenten. Bereits 2018 stach die TSG einige Top-Klubs im Rennen um den Niederländer aus. „Die TSG hat mir damals einen super Plan vorgelegt, wie ich zum Profi entwickelt werden soll. Wir hatten gute Gespräche, und ich habe mich direkt gut aufgehoben gefühlt bei der TSG.“

Der Auszug aus dem Elternhaus mit 16 Jahren, die Umstellung auf ein fremdes Land und ein neuer Fußballklub, all‘ das bereitete Bogarde zunächst Schwierigkeiten: „Die ersten drei Monate waren wirklich nicht einfach für mich. Dann habe ich mich aber daran gewöhnt und alles ist mir leichter gefallen. Geholfen hat mir auch, dass meine Eltern mich regelmäßig besucht haben.“ Um sich den Kopf über die ungewohnte Situation zu zerbrechen, blieb dem jungen Niederländer ohnehin keine Zeit. Gleich nach seiner Ankunft in der TSG-Akademie in der Sinsheimer Straße absolvierte er eine Halbserie bei der U17. Dort bestach er mit herausragenden Leistungen, weshalb ihn Trainer Marcel Rapp umgehend in die U19 beförderte. Ein gelungener Schachzug, wie sich herausstellen sollte. Zusammen mit dem Hoffenheimer Nachwuchs sorgte er für den historischen Einzug einer deutschen Mannschaft ins Halbfinale der UEFA Youth League. „Es macht mich immer noch stolz, dass wir damals so weit gekommen sind. Vor allem für mich persönlich war das eine tolle Erfahrung nach meinem Wechsel, ich hätte damals ja noch für die U17 spielen können.“

U17-Europameister mit der Niederlande

Der Erfolg auf internationalem Parkett liegt dem Neffen von Champions-League-Sieger Winston Bogarde. Unmittelbar nach dem Finalturnier der Youth League in der Schweiz reiste er mit der niederländischen U17-Nationalmannschaft zur Europameisterschaft. In Irland fügte Bogarde seiner noch jungen Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzu: Ohne eine Minute auf dem Feld zu verpassen, führte er den Oranje-Nachwuchs als Abwehrchef zum Titel. Die anschließende Berufung in das All-Star-Team des Turniers krönte eine besondere Erfahrung: „Es war eines meiner besten Turniere als Fußballer bislang. Wir haben große Namen auf dem Weg zum Titel geschlagen – Spanien, Italien, England und Deutschland.“

Dass Bogarde bereits als Teenager eine vielversprechende Profi-Karriere anstrebt, ist angesichts seines familiären Umfelds nicht ungewöhnlich. Bereits sein Vater war ein ambitionierter Fußballer, Bruder Lamare ist ebenfalls auf dem Weg zum Profi – der 16- Jährige spielt aktuell in der U18 vom Premier-League-Klub Aston Villa. „Wir telefonieren regelmäßig miteinander und motivieren uns gegenseitig. Das haben wir bereits als Kinder gemacht, damals noch zusammen auf dem Fußballplatz.“

Unangefochten bleiben jedoch die Trophäen von Onkel Winston. Die Erfolge des prominentesten Familienmitglieds schüchtern den jungen Melayro Bogarde allerdings nicht ein, sie motivieren ihn vielmehr zum Nachahmen: „Zuerst aber möchte ich bei der TSG zum Stammspieler reifen – und auf Dauer in der Champions League spielen.“ Immerhin: Bei YouTube gibt es jetzt auch schon die ersten Highlight-Videos des 18-Jährigen.

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