Präsident Peter Hofmann feiert 60. Geburtstag
„Eigentlich wollte meine Mutter nicht, dass ich Fußball spiele, aber als ich sieben Jahre alt war, hat mein Onkel sie davon überzeugt, mir das zu erlauben“, erzählt Hofmann, wie er 1966 zur TSG kam. Damals war das Spielfeld noch eine Wiese, die „Ochsenkopfstadion“ genannt wurde und sich – von der Autobahn kommend – in unmittelbarer Nähe der Ortseinfahrt befand. Der Sportplatz an der Silbergasse, der zu dieser Zeit noch nicht Dietmar-Hopp-Stadion hieß, war gerade noch im Bau.
Später wechselte Hofmann zum SV Sinsheim und anschließend zum FC Zuzenhausen. Beide Vereine spielten seinerzeit höher als die TSG. In Zuzenhausen wäre der Abwehrspieler in die erste Herren-Mannschaft übernommen worden, doch eine Rückenverletzung verhinderte das. Der gelernte Elektromeister kehrte zur TSG zurück, wo er nach einem Bänderriss 1986 seine aktive Laufbahn beendete. „Ich habe zudem den Betrieb meines Vaters übernommen, Fußball und Beruf waren ab diesem Zeitpunkt auch nicht mehr vereinbar.“
Seit 1996 Präsident
Der TSG ist Hofmann jedoch treu geblieben. Erst als Spielausschussvorsitzender, später als Abteilungsleiter Fußball. In seinem zweiten Funktionärsjahr feierte er den Aufstieg in die Bezirksliga, doch zwölf Monate später ging es postwendend zurück in die A-Klasse. So viel Pech die TSG im entscheidenden Relegationsspiel gegen den 1.FC Stebbach in Elsenz beim 2:4 nach Verlängerung auch hatte, so war die Anwesenheit des späteren Förderers Dietmar Hopp großes Glück. „Er kam von einer Aktionärsversammlung der SAP in Karlsruhe und entschloss sich eher kurzfristig, auf dem Heimweg bei uns vorbeizuschauen.“ Der Fortlauf der Geschichte ist bekannt: Der SAP-Mitgründer, der selbst elf Jahre für die TSG spielte, meldete sich kurz darauf bei den Vereinsverantwortlichen und lud sie zu einem Gespräch ein. „Das Stebbach-Spiel war an einem Donnerstag, am Sonntag saßen wir in Walldorf“, erinnert sich Hofmann. „Dietmar Hopp bot uns seine Unterstützung an, aber nur unter der Bedingung, dass wir – Zitat – jede Wurst versteuern.“
Mit ein paar Bällen für die erste Mannschaft und die Jugend begann Hopps Engagement, ein Jahr später wechselte Erwin Rupp zur TSG. Dass der technisch beschlagene Spielmacher vom SV Sandhausen in die A-Klasse wechselte, galt als Sensation. „Erwin war ein Riesen-Sportsmann, dem wir nicht nur zwei Aufstiege zu verdanken haben, sondern der auch die Mannschaft in schwierigen Zeiten zusammengehalten hat“, so Hofmann über den vor drei Monaten verstorbenen Rupp.
Anfang der 90er begann schließlich der Höhenflug der TSG, den Hofmann aktiv mitgestaltete. „Die Anfangsjahre waren sehr schwierig, jeden Nachmittag saß ich mit Heinz Seyfert zusammen, um alle wichtigen Themen zu besprechen. Wir waren ein typischer Amateurverein mit einem bescheidenen, alten Klubhaus, in dem einmal pro Woche die Putzfrau kam, während eine ‚Rentnerband‘ den Platz und die Zäune instand setzte“, erinnert sich Hofmann. Als der langjährige erste Vorsitzende Theo Berberig einen Nachfolger suchte und Hofmann ins Spiel brachte, wurde „PH“ 1996 zum ersten Vorsitzenden gewählt. Seither ist er acht Mal wiedergewählt worden und der dienstälteste Präsident aller Fußball-Bundesligisten.
Der nächste Schritt war der Bau des neuen Stadions. „Bei einer Versammlung im alten Klubhaus holte sich Dietmar Hopp die Zustimmung der Mitglieder, ohne die er das Projekt nicht angegangen wäre.“ Doch die Mitglieder stimmten zu – und nach Fertigstellung des Dietmar-Hopp-Stadions gab sich 1999 zur Einweihung sogar der FC Bayern München in der Silbergasse die Ehre. Ein Jahr später kam Hansi Flick als Trainer und führte die TSG auf Anhieb in die Oberliga. Bayern, Flick, Oberliga: „Bis dahin war Hoffenheim nur ‚der Ort mit der Tankstelle‘“, so Hofmann. „Nun aber roch es ein bisschen nach großem Fußball.“
Eine Enthaltung, ansonsten nur Ja-Stimmen
Stichwort FC Bayern: Als Heranwachsender war Hofmann bekennender Fan der Münchner und versetzte einst als Ministrant seinen Pfarrer in Erstaunen, als er auf die Frage nach einem Vorbild nicht etwa eine Bibelgestalt, sondern „Franz Beckenbauer“ nannte. Konsequenzen hatte das keine. Nur einmal: „Meine Sympathie zum FCB hat mir bei einer Vorstandswahl die einzige Enthaltung in 22 Jahren eingebrockt“, scherzt Hofmann. Ansonsten: nur Ja-Stimmen. Dass die TSG eines Tages gegen den FC Bayern um Punkte spielen würde, sei nicht abzusehen gewesen. „Unser bescheidenes Ziel war, mal mit dem SV Sandhausen in einer Liga zu sein.“ Das war allerdings bereits 2000 erreicht – und dauerte nur ein Jahr. Sandhausen wurde in der Saison 2000/01 als Meister Fünfter, während Hoffenheim durchmarschierte und in die Regionalliga aufstieg.
53 Jahre TSG. „Vielleicht schreibe ich mal ein Buch“, sagt Hofmann. „Anekdoten aus diesen 53 Jahren gibt es zur Genüge.“ Etwa die vom sensationellen Sieg im Dezember 2003, als der Regionalligist aus dem Kraichgau den Europapokal-Teilnehmer Bayer Leverkusen mit 3:2 bezwang. „Ich habe vor dem Spiel Reiner Calmund ein bisschen herumführen wollen, der meinte aber nur: Ich weiß, wie ein Stadion aussieht. Zeig‘ mir lieber mal die Speisekarte.“ Bleibenden Eindruck hinterließ auch Mario Basler – als Co-Trainer der TuS Koblenz. „Als einige Zuschauer anfingen, Dietmar Hopp zu beschimpfen, ist er von der Bank aufgestanden, hat sich vor den Gästeblock gestellt und zu verstehen gegeben, was er davon hält. Eine solche Reaktion hätte ich mir auch von anderen Funktionären mal gewünscht.“
Die emotionalsten Momente? „Da gab es einige“, muss „PH“ überlegen, für welche er sich entscheidet. „Der Aufstieg in die Regionalliga 2001 in Heilbronn. Natürlich der Bundesliga-Aufstieg 2008. Und der 2:1-Sieg in Dortmund, der uns 2013 vorm Abstieg bewahrt hat. Es ist aber generell sehr schön zu sehen, was hier entstanden ist. Wir haben eines der angesehensten Nachwuchszentren in Deutschland, aus dem zum Beispiel ein Niklas Süle hervorgegangen ist. Und einen Roberto Firmino heute zu sehen mit dem Wissen, dass sein Weg hier bei uns begann, macht auch Stolz.“
Ende August war Hofmann Teil der TSG-Delegation, die zur Champions-League-Auslosung nach Monaco flog. „Da waren so viele Fußball-Größen wie zum Beispiel Luís Figo auf einem Fleck, das war schon beeindruckend.“ Einen Wermutstropfen gab es im Zuge des Erfolgs allerdings auch: „Früher habe ich alle Zuschauer persönlich gekannt und auch in der Zweiten Liga noch beim Namen nennen können. Heute gibt es natürlich nicht mehr so viele Berührungspunkte, das vermisse ich etwas.“
60 Jahre – davon 32 an der Seite seiner Frau Marga, mit der er einen Sohn (30) hat – und noch kein bisschen müde: „Solange mich die Mitglieder wählen, bleibe ich Präsident“, sagt Hofmann, der in Hoffenheim längst eine Institution ist: „Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht und daran wird sich auch nichts mehr ändern.“ Was er sich zum Geburtstag wünscht? „Gesundheit und zufriedene, gute Jahre. Und dass die TSG ein fester Bestandteil der 1. Bundesliga bleibt.“