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MÄNNER
30.12.2017

Kevin Akpoguma - Das Comeback des Jahres

"Ich erinnere mich an den Zusammenprall und den Sturz auf den Boden. Ich war kurz benommen und wollte dann aufstehen, konnte meinen Kopf aber nicht anheben. Ich habe ihn einfach nicht vom Boden wegbekommen. Da war mir schnell klar, dass etwas nicht stimmt", sagt Kevin Akpoguma, wenn er an den 21. April dieses Jahres denkt. An den Zweikampf, den er im Trikot von Fortuna Düsseldorf gegen den FC St. Pauli bestritt. An den Sturz, der vieles, aber glücklichweise nicht alles änderte.

Der Abwehrspieler, der zu diesem Zeitpunkt von der TSG an die Fortuna ausgeliehen war, hatte zwei Tage zuvor seinen 22. Geburtstag gefeiert. Nun lag er auf dem Rasen und konnte seinen Kopf nicht anheben. Die Physiotherapeuten und der Teamarzt rannten zu ihm auf den Platz, wollten ihn untersuchen und behandeln. Aber Akpoguma lehnte ab. "Ich habe ihnen gesagt, dass sie meinen Kopf nicht anfassen sollen. Die Ärzte haben dann die Halskrause angelegt. Spätestens da war ich sicher, dass etwas sehr Schlimmes passiert ist." Auf dem Weg ins Krankenhaus sollte er im Krankenwagen Arme, Beine, Füße, Zehen und Finger bewegen. Alles funktionierte. "Ein gutes Gefühl", sagt Akpoguma heute. Die Diagnose folgte kurz darauf im Krankenhaus - Bruch des ersten Halswirbels. "Das klingt brutal. Das ist eine schlimme Verletzung", sagt der 22-Jährige, der weiß, dass er Glück im Unglück hatte: "Es hätte viel schlimmer ausgehen können."

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Und so meldete er sich schon am Tag nach der Verletzung via Instagram aus dem Krankenhaus zu Wort. Seine Botschaft? Eindeutig! "Ich werde zurückkommen. Macht euch keine Sorgen. Euer Akpou." Diese Zuversicht beeindruckte auch Friedhelm Funkel. Sein damaliger Trainer besuchte Akpoguma an eben diesem Tag morgens im Krankenhaus. Dem SWR erzählte er im November: "Ich war unglaublich überrascht und begeistert wie er die Stuation angenommen hat, wie er sagte, dass er das meistern und zurückkommen wird. Dieses Bewusstsein hat ihm, glaube ich, unheimlich geholfen, so schnell auf den Platz zurückzukehren."

Das Verheilen eines Halswirbelbruchs dauert im Normalfall drei bis vier Monate, Akpogumas Knochen war nach sieben Wochen zusammen und stabil. Das Gestell, das seinen Kopf in dieser Zeit gehalten hatte, hatte ausgedient. Nach Ende des Leihgeschäfts und der Rückkehr zur TSG begann er die Reha - mit ganz leichten Übungen. Sie verlief ohne Probleme. Akpoguma, der frühestens im Oktober auf dem Platz zurückerwartet wurde, kehrte schon im Juli zurück. Einen Grund für dieses "kleine Wunder" sieht der Verteidiger in der "positiven Stimmung, die die Zusammenarbeit in der Reha prägte". Und so staunten Fans, Medienvertreter und auch TSG-Mitarbeiter nicht schlecht, als "Akpo" am ersten Tag des Trainingslagers der TSG in Windischgarsten mit der Mannschaft auf dem Platz stand. Am 16. Juli. Noch mit einem Kopfballverbot, aber er war zurück. Akpoguma der Kämpfer. Der Start in ein modernes Fußballmärchen. Der Startschuss für das Comeback des Jahres in Hoffenheim.

Mini-Comeback gegen Bologna

Denn Akpoguma kämpfte weiter, arbeitete hart und holte seinen Trainingsrückstand auf. Als die TSG am 5. August ihr letztes Spiel der Vorbereitung gegen den FC Bologna bestritt, stand der Youngster auf dem Platz. "Kevin Akpoguma wollte ich heute ein paar Minuten geben, weil er sich das verdient hat", sagte Julian Nagelsmann nach der Partie, während der Rückkehrer selbst einfach nur glücklich war: "Der Unfall ist zirka vier Monate her und es ist seither einfach alles super für mich gelaufen. Dass ich jetzt schon wieder auf dem Platz stehen kann, ist überragend. Über die paar Minuten freue ich mich sehr."

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Nagelsmann bremste die Erwartungen: "Er ist noch nicht so weit, dass er auch in einem Pflichtspiel für uns auflaufen könnte. Das wird noch eine Weile dauern." Es sollte genau 78 Tage dauern. Am 22. Oktober - also in dem Monat, in dem ihn die Ärzte eigentlich erst wieder auf dem Platz erwarteten - debütierte "Akpo" gegen den VfL Wolfsburg für die TSG in der Bundesliga. "Zurück nach der schweren Verletzung. Ein großes Dankeschön an dich da oben", schrieb er bei Instagram. Sein Glaube begleitete ihn durch die Verletzung er begleitet ihn auch heute. Wenn er auf den Platz läuft, schlägt er sich mit beiden Händen in den Nacken. Es ist eine Geste an Gott. Er dankt ihm, dass er wieder auf dem Platz stehen darf. Bei achtzehn99tv sagte er am Tag nach dem Debüt: "Die Mannschaft hat mich toll aufgenommen und mich meinen Fußball spielen lassen. In Wolfsburg auf dem Platz zu stehen, war einfach nur schön." Inzwischen sind sieben weitere Partien in der Bundesliga und ein Spiel im DFB-Pokal hinzugekommen. Mehr als 600 Minuten stand Akpoguma für die TSG-Profis im Saisonverlauf auf dem Platz. Eine unglaubliche Geschichte. Eine, die ihm jeder, der Akpoguma kennt, von Herzen gönnt.

"Glücklich mit meinem Leben"

So sagt sein Trainer: "Ich habe eine sehr hohe Meinung von 'Akpo'. Er ist ein ganz feiner Kerl, ist unglaubglich freundlich, höflich und zuvorkommend. Er fragt immer nach dem Befinden und interessiert sich für sein Gegenüber. Ich freue mich einfach für ihn, dass er seinen Traum vom Profifußball nach der schweren Verletzung im April weiterleben kann. Wir wissen alle, dass dieser Unfall auch ein anderes Ende hätte nehmen können." Nagelsmann schätzt am 22-Jährigen auf dem Platz seine Athletik, seine Stärke im Defensiv-Zweikampf und seinen klaren Kopf. "Er hat sich durch die Einsatzzeiten sehr schnell entwickelt und bleibt dennoch extrem geerdet. Er bekommt keinen Höhenflug und versucht auf dem Platz plötzlich verrückte Dinge", so Nagelsmann.

Akpoguma bestätigt das Bild vom Youngster mit klarem Kopf. Reflektiert blickt er auf die schwere Verletzung zurück und erklärt auch, wie ihn der Unfall verändert hat. "Es war sehr knapp. Die Möglichkeit, dass der Unfall mein Karriereende bedeutet und ich mein Leben lang im Rollstuhl sitze, bestand. Ich habe gelernt, das Leben als Fußballer viel mehr zu schätzen. Wenn man als Profi nicht spielt, ist man oft negativ und unzufrieden. Das habe ich nicht mehr. Ich bleibe immer positiv und arbeite weiter an mir. Ich bin einfach glücklich mit meinem Leben und dankbar für das, was ich habe und als Fußball-Profi tun darf." Kurz nach Ende der Hinrunde der laufenden Spielzeit gab es eine weitere gute Nachricht für den Abwehrspieler - er verlängerte seinen Vertrag bei der TSG vorzeitig um zwei Jahre bis 2021. Was für ein Jahr...

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