U23 verpasst den Knockout – und verliert
Die erste Hälfte konnte bei nasskaltem Aprilwetter wenn überhaupt nur die Taktikfreunde erfreuen. KSC-Coach Joe Zinnbauer hatte mit Simon Zoller lediglich eine Spitze aufgeboten, die anderen neun Feldspieler zogen sich bei Hoffenheimer Ballbesitz tief in die eigene Hälfte zurück. Brenzlige Strafraumszenen oder gar Torchancen kamen dadurch nicht zustande. „Wir haben eigentlich die Mittel, gegen solche Mannschaften anzugehen“, so Kramer. „Aber leider haben die Jungs nicht das umgesetzt, was wir besprochen haben, nämlich über die Flügel für Gefahr zu sorgen, sondern immer zentral auf die Verdichtung zugespielt.“ So blieb es bei einem Distanzschuss Dominik Kaisers, der knapp über die Latte strich (12.), sowie bei Tobias Strobls Versuch aus 20 Metern, der an den linken Innenpfosten knallte und auf der anderen Seite ins Toraus ging – das war Pech (18.).
„Ich habe den Jungs in der Pause gesagt, dass sie rausgehen und möglichst schnell zwei Tore kassieren sollen“, verschaffte Kramer seinem Ärger über das, was sich nach dem Wechsel abspielte, per Selbstironie Luft. Innerhalb von fünf Minuten hieß es 0:2. Rechtsverteidiger Parker Walsh durfte unbedrängt flanken und in der Mitte Lukas Cambeis ebenso ungestört vollstrecken. Im ersten Versuch scheiterte er noch an 1899-Schlussmann Koen Casteels, im Nachsetzen war der Ball dann drin (48.). Das 2:0 markierte der aufgerückte Innenverteidiger Stefan Müller, als ein Freistoß Thorben Stadlers von der rechten Seite in den Strafraum segelte, der Ball Müller auf die Brust fiel und von dort über die Linie trudelte.
Es folgte nun die stärkste Phase der Hoffenheimer, die plötzlich Lösungen gegen die kompakte KSC-Defensive fanden und im Minutentakt zu Chancen kamen. Robin Szarkas scharfe Hereingabe von der linken Seite verpasste Joseph-Claude Gyau im Fünfmeterraum nur haarscharf, doch hinter ihm kam Kaiser herbeigerauscht und nagelte die Kugel aus kürzester Distanz unter die Latte (67.). Jetzt machte die Kramer-Elf richtig Druck. Denis Thomallas Hammer wehrte KSC-Schlussmann Henning Bortel zur Seite ab, Björn Recktenwald scheiterte im Nachschuss, und auch nach der folgenden Ecke herrschte Alarm im Karlsruher Strafraum. Doch Ahmed Sassi geriet nach Kevin Conrads Zuspiel in Rückenlage und drosch den Ball übers Tor (69.). Zwei Minuten später machte er es besser, als er nicht angegriffen wurde und aus 18 Metern mit einem trockenen Linksschuss in den Winkel zum 2:2 vollstreckte. Der Tunesier war in der 57. Minute für Tobias Strobl eingewechselt worden. Der Kapitän hatte im ersten Durchgang einen Tritt auf den Knöchel bekommen, der nicht geahndet wurde, und musste später passen.
„Wir haben in dieser Phase Vollgas gegeben und verdient den Ausgleich erzielt“, so Kramer. „Danach haben wir wieder aufgehört, das ist für mich unverständlich. Ich bin es gewohnt, dass man einen Gegner, den man am Wickel hat, vollends einstampft.“ Recktenwald hatte nach Szarkas Hereingabe sogar noch das 3:2 auf dem Kopf, brachte den Ball aber nicht aufs Tor, sondern in Richtung Tribünendach (79.). Kurz darauf fiel dann das 3:2 – auf der anderen Seite. Zollers Hereingabe aus der Nähe der Eckballfahne wurde länger und länger, Patrick Dulleck köpfte sie schließlich aus acht Metern gegen Casteels‘ Laufrichtung zum Siegtreffer ins Tor (82.). Zwar blieben den Hoffenheimern noch weitere zehn Minuten, doch zu nennenswerten Möglichkeiten kamen sie nicht mehr. „Dass man mal kurz durchschnauft ist verständlich“, sagte Kramer. „Dass man vollkommen abschaltet, ist schon komisch.“
1899 Hoffenheim II – Karlsruher SC II 2:3 (0:0)
Hoffenheim: Casteels – Conrad, Gulde, Thesker, Ibertsberger – Kaiser, Strobl (57. Sassi), Wieser, Szarka – Gyau (68. Recktenwald), Thomalla.
Karlsruhe: Bortel – Walsh, Konrad, S. Müller, Stadler – Cambeis (86. Hummel), Schröder – Rutz, Dulleck (89. Schoch), Piossek (75. M. Müller) – Zoller.
Tore: 0:1 Cambeis (48.), 0:2 S. Müller (53.), 1:2 Kaiser (67.), 2:2 Sassi (71.), 2:3 Dulleck (82.). Zuschauer: 350. Schiedsrichter: Philipp Schmitt (Rockenhausen). Karten: Gelb für Thesker / Dulleck.