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Die Vorkriegsjahre

Als 1899 der erste Hoffenheimer Verein gegründet wurde, war der Fußball noch nicht mal eine Randsportart. Turnen war weitaus verbreiteter, erst in den Anfängen des 20. Jahrhunderts wurde vereinzelt gegen den Ball getreten – auch in Hoffenheim. Doch fehlende Plätze, das dörfliche Umfeld und die beiden Weltkriege verhinderten lange Zeit den Durchbruch der mittlerweile beliebtesten deutschen Sportart. 1921 wurde der erste Fußballverein in Hoffenheim ins Leben gerufen, der Durchbruch erfolgte allerdings erst im Jahr 1946, als sich der FV mit dem TV zusammenschloss und beide zusammen die TSG 1899 Hoffenheim bildeten.

Im einstigen Gasthaus „Zum Rössel“ wurde der TV Hoffenheim gegründet.

Am 1. Juli 1899 wurde in der damaligen Bezirksgemeinde Hoffenheim ein Verein gegründet, der knapp 100 Jahre später auch internationale Bekanntheit erlangte. Das war damals selbstverständlich noch nicht abzusehen – was auch daran lag, dass die Sportart Fußball in jener Zeit noch wenig verbreitet war. Turnen war die angesagteste Bewegungsform, und so wurde der Ursprungsklub als Turn-Verein (TV) Hoffenheim beim Unterlandgau Badenia und Main Neckarau gemeldet. Erster Vorstand, eine wahrlich treffende Bezeichnung, war Jakob Wetzel, die ersten Mitglieder bestanden aus insgesamt 26 Männern und 13 Zöglingen, wie Jugendliche dereinst genannt wurden. Feierlich gegründet wurde der TV im einstigen Gasthaus „Rössel“, dem heutigen Ludwighof gegenüber des Hoffenheimer Heimatmuseums.


Die erste Vorstandschaft bestand aus:

Jakob Wetzel (1. Vorstand, Schneidermeister)
Wilhelm Gilbert (Schriftwart, Ratsschreiber)
Friedrich Ludwig (Beisitzer, Rösselwirt und Gemeinderat)
Heinrich Brecht (Kassierer)
Karl Epp (Turnwart)


Der erste festgehaltene Beitrag über die Gründung der TSG Hoffenheim (damals noch TV Hoffenheim) Quelle: Der Landbote/Sinsheimer Zeitung

Trotz großer Motivation und vieler helfender Hände verlief der Start ins Vereinsleben durchaus holprig. Als am 23. Juli der TV 1861 Sinsheim zum Schauturnen in Hoffenheim gastierte, hatte der Neuling noch keine eigenen Geräte, geturnt wurde bestenfalls auf Leihgaben der größeren Vereine, hauptsächlich aber auf der Wiese – und im Winter im Pferdestall des Rössel, das bis 1914 zudem das Vereinsheim des TV war, bevor der Klub in das Gasthaus „Zum Engel“ wechselte.

Doch die fleißigen Hoffenheimer entwickelten ihren Verein mit viel Herzblut weiter, und am 27. Juli 1909, zehn Jahre nach der Gründung, organisierte der Verein eine Sportveranstaltung, wie sie Hoffenheim noch nie erlebt hatte: Am zehnjährigen Stiftungsfest nahmen mehr als 500 Turner aus 23 Vereinen teil. Dem bemerkenswerten Wachstum des Vereins folgte eine kompliziertere Dekade, in die zudem der Erste Weltkrieg fiel. Zunächst hatte sich der TV kontinuierlich weiterentwickelt – 1910 wurde die erste Bezahlung für „Vereinsdiener“ vorgenommen (zwölf Reichsmark pro Jahr), zudem wurde 1913 die Anschaffung einer Vereinsfahne beschlossen – doch nach der dreitätigen Feier zur Fahnenweihe brach mit dem Ersten Weltkrieg ein dunkles Kapitel auch über den Klub herein.

1914 wurden noch 200 RM aus der Vereinskasse für „Liebesgaben“ an Turner, die sich im Krieg befanden, gespendet – doch viele von ihnen kehrten nicht nach Hoffenheim zurück. Der Neuanfang des TV im Jahr 1919 begann mit einem Totengedenken: 24 Mitglieder waren gefallen. Es sollte noch schlimmer kommen: Im Juli 1920 schlug Gastwirt Huber das Reck zusammen – er brauchte den Platz für Gurken und Kartoffeln.

Fussball auf abgeernteten Feldern

Derweil hatten sich die ersten Hoffenheimer Fußballer, die sich seit 1919 auf den abgeernteten Feldern zum Kicken trafen, um einen Anschluss an den TV bemüht, der jedoch aufgrund der schwierigen Zeiten abgelehnt wurde. Doch die Fußballer ließen nicht nach, ganz im Gegenteil: Nach einem Sportfest zur Beschaffung des nötigen Startkapitals gründeten sie am 16. Mai 1921 im Gasthaus „Zum Engel“ den Fußballverein 1921 Hoffenheim mit den Vereinsfarben Blau und Weiß. Die Mitglieder des FV wurden gern auch als „Stolperer“ betitelt, aber trotz großer Hindernisse kämpften sie leidenschaftlich um Anerkennung. So sind folgende Zeilen aus dieser Zeit überliefert: „Wir mussten uns wild herumtreiben, jedes Mal auf einer anderen abgeernteten Wiese, das Wiesental hoch und runter, von der Kolbschen Mühle bis in die Große und Kleine Minke, die Torstangen auf dem Buckel und den Feldschütz im Nacken, denn ein Strafzettel war für uns junge Kerle eine schlimme Sache.“

Das erste Foto einer Hoffenheimer Fußballmannschaft datiert aus dem Jahr 1922. Auf dem Bild zu sehen sind Karl Rudisile, Heinrich Welker, Wilhelm Schilling, Fritz Salzgeber, Heinrich Quenzer, Fritz Gall, Theodor Hauert, Otto Streib, Komelius Strittmatter (1. Vorstand). Vorne liegend: August Schilling, Ludwig Hess, Georg Köhler.

Die Anfänge glichen einem sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlen. Obwohl schnell mehr als 90 Menschen schriftlich um einen Fußballplatz oder zumindest um eine Wiese zum gemeinsamen Kicken baten, gestaltete sich die Umsetzung schwer. Knapp zwei Jahre nach dem ersten Antrag auf einen Übungsplatz im Jahr 1919 war in Hoffenheim noch immer kein Raum für Fußballspieler vorhanden, zumindest kein öffentlich bereitgestellter.

Der Konflikt mit den verächtlich auf den Fußball blickenden Menschen sollte noch einige Jahre dauern, auch die Rivalität mit den Turnern blieb groß. Obwohl der TV im Jahr 1922 Turnstunden und Veranstaltungen absagen musste, da er keine Turner mehr hatte, wurde ein Zusammenschluss erneut abgelehnt. Es sollte bis zum Jahr 1925 dauern, ehe die Fußballer auf einem Spielplatz des TV unter Auflagen kicken durften, ein Durchbruch in der Annäherung beider Vereine war aber auch das nicht: So wurde 1926 eine Abteilung gegründet, in der „alles gespielt werden durfte außer Fußball“. Eine wenig nachbarschaftliche, aber lohnende Entscheidung: Der Turnverein expandierte, im Jahr 1929 wurde die Turn- und Gesangshalle eröffnet, zudem eine Frauen-Abteilung gegründet. Ein Novum in der damaligen Zeit – wie auch die Frauen-Handball-Abteilung, die 1930 hinzukam.

Dokument der Hoffenheimer Zeitgeschichte: das Schreiben zur Vereinigung beider Vereine

Zusammenschluss nach
dem Zweiten Weltkrieg

Die Fußballer konnten erst 1936 einen Achtungserfolg verzeichnen, als sie nach langem Ringen eine sportliche Heimat erhielten: den Platz zwischen der Elsenz und Bahnlinie, auf dem mittlerweile die Firmen Kolb und Knopp ihr Zuhause haben. Der Zweite Weltkrieg bedeutete dann jedoch einen schweren Rückschlag. Zunächst wurde aufgrund von Spielermangel in einer Gemeinschaft mit Zuzenhausen gespielt, dann nur noch in Sechserteams und schließlich stand auch diese Not-Spielgemeinschaft auf der Kippe, da der Sportplatz 1944 aus Kriegsgründen wieder verschwand: Alle verfügbaren Flächen, auch ausdrücklich Sportplätze, dienten fortan zur Verbesserung der Ernährungslage dem Anbau von Kartoffeln und Gemüse. So wurde mal wieder auf dem alten Spielplatz hinter der Dreschhalle gekickt.

Doch mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte der Sport eine Renaissance – und auch die Hoffenheimer Turner und Fußballer schlossen endlich Frieden. Am 7. März 1946, so ist die offizielle Urkunde datiert, fusionierten beide Vereine. Die Turn- und Sportgemeinschaft 1899 Hoffenheim wurde ins Leben gerufen. Als wenige Monate später erstmals wieder eine vollständige Mannschaft für den Spielbetrieb in der Kreisklasse gemeldet wurde, erfolgte der nächste Meilenstein: Endlich wurde mit dem Bau eines Fußballplatzes begonnen, der 1948 fertiggestellt und feierlich eröffnet wurde. Es war vollbracht, der Fußball in Hoffenheim hatte endlich ein Zuhause.

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