Hoffenheimer Youth-League-Start in Göteborg
Die A-Junioren – die für diesen Wettbewerb auf fünf U20-Spieler zurückgreifen können (von denen jedoch nur drei pro Partie eingesetzt werden dürfen) – fliegen am Dienstag nach Göteborg. Gespielt wird am Mittwoch, 18 Uhr, im Stadion Ullevi, an das die älteren (deutschen) Fußball-Fans schlechte Erinnerungen haben: Hier unterlag die DFB-Elf im EM-Finale 1992 Außenseiter Dänemark mit 0:2.
Auch der IFK hat in der zur WM 1958 unweit des alten Stadions (Gamla Ullevi, oben rechts im Bild zu sehen) errichteten Arena große Erfolge gefeiert. In den 1980er Jahren gingen hier im Europapokal reihenweise Top-Teams leer aus (u.a. der FC Barcelona, der Hamburger SV oder Inter Mailand), zwei Mal gewann der Idrottsföreningen Kamraterna (IFK), was übersetzt etwa „Sportverein der Kameraden“ bedeutet, den UEFA-Pokal (heute als Europa League bekannt): 1982 gegen den HSV, 1987 gegen Dundee United aus Schottland, das wie Göteborg eine Großmacht vergangener Tage ist.
Auf Göteborgs Trainerbank ging damals der Stern des kürzlich verstorbenen Sven-Göran Eriksson auf (er holte den UEFA-Pokal 1982), Spieler von internationaler Klasse, wie Abwehrchef Glenn Hysén (später Liverpool), die späteren Bundesliga-Stürmer Dan Corneliusson und Torbjörn Nilsson oder der Mittelfeldlenker Glenn Strömberg, starteten bei den „Kameraden“ ihre Karrieren.
Die ruhmreiche Zeit des Klubs reicht bis in die Mitte der 1990er Jahre, seitdem gab es in der Küstenstadt jedoch nur noch eine schwedische Meisterschaft und (immerhin) vier Pokalsiege zu feiern. International kam IFK jedoch nie mehr auch nur in die Nähe einer K.o.-Runde.
Qualifikation als U17-Meister
Für die UEFA Youth League 2024/25 qualifizierten sich die Göteborger durch den Gewinn der schwedischen U17-Meisterschaft 2023, die ein Jahr zurückliegt, da in Schweden traditionell im Kalenderjahr gespielt wird. Im Playoff-Finale bezwang der IFK den Stockholmer Klub Djurgårdens IF, der zwar 1:0 in Führung ging, dann aber erst per Strafstoß durch Torschützenkönig Leon Dusi den Ausgleich kassierte und nach einer halben Stunde in Unterzahl geriet. Bis kurz vor Schluss hielt DIF dem Druck stand, ehe Natanael Lundén in der 89. Minute der 2:1-Siegtreffer gelang.
Trainer Johan Karlsson kommentierte diesen Erfolg, der nun zur Teilnahme an der Junioren-Königsklasse berechtigt, wie folgt: „Es ist eine mental sehr starke Gruppe. Viele Profile, viele Spieler, die Verantwortung übernehmen, kombiniert mit einer extremen individuellen Fähigkeit. Wir haben uns zusammengerauft und jeder hat seine Rolle verstanden. Deshalb haben wir auch die schwedische Meisterschaft gewonnen!“
Aktuell läuft es in der schwedischen U19-Meisterschaft nur mittelprächtig. Am vergangenen Wochenende gab der IFK Göteborg gegen AIK Solna drei Führungen aus der Hand und musste sich mit einem 4:4 begnügen. Linksaußen Danilo Glusica traf dabei drei Mal, es waren seine ersten Tore in dieser Saison. Bester Schütze des Teams ist Leon Dusi, der aktuell an den Viertligisten Västra Frölunda in die Vierte Liga ausgeliehen ist, da es sich aber um den Kooperationsklub der Göteborger handelt, darf er auch in der Youth League eingesetzt werden. Unterm Strich steht für Göteborg derzeit nur Rang sieben zu Buche. Da es in der U19 keine Playoffs gibt, ist der Titeltraum bei 13 Zählern Rückstand auf Stadtrivale Häcken und nur noch zwei ausstehenden Begegnungen bereits ausgeträumt. Volle Konzentration auf die TSG und die Youth League also.
Neben Dusi, Jahrgang 2006 und Typ „geborener Torjäger“, baut Coach Liam Wohlén - sein Vorgänger Johan Karlsson trainiert mittlerweile den Kooperationsklub aus Frölunda - auf die Mittelfeldspieler Benjamin Brantlind (2008) und Leo Radakovic (2007) sowie den jungen Verteidiger Melwin Hedman (2008). Um Brantlind ist in diesem Jahr ein gewisser Hype entstanden, weil er technisch stark ist und viel Kreativität im letzten Spieldrittel mitbringt. Im Juni gab er sein Debüt in Schwedens höchster Spielklasse, der Allsvenskan. Radakovic war in dieser Saison der konstanteste Mittelfeldspieler von IFK Göteborg, der harte Arbeit mit exzellentem Passspiel verbindet. Hedman ist trotz seiner gerade mal 16 Jahre die positive Überraschung in der IFK-Akademie in dieser Saison. Der Jungspund sorgte für Aufsehen, weil er die beiden besten Stürmer der schwedischen Nachwuchsliga abgemeldet hat. Kein Wunder, dass ihm nun ein großes Potenzial bescheinigt wird.
Heiliger Ort der Jagd
Die Profis des IFK spielen seit 2009 wieder im neu hergerichteten Gamla Ullevi. Das „neue“ Ullevi mit seiner Tartanbahn wird mittlerweile hauptsächlich für Konzerte oder Top-Spiele genutzt. Der Name „Ullevi“ soll auf die kulturelle und mythologische Bedeutung der Region Västergotland hinweisen. „Ull“ bezieht sich auf den in der germanischen Mythologie als Gott der Jagd verehrten „Ullr“, „Vi“ bedeutet im Altnordischen „heiliger Ort“, also einen Platz, an dem Rituale oder Zeremonien durchgeführt wurden.
Es klingt vielleicht etwas zu martialisch, aber am kommenden Mittwoch, beim TSG-Auftakt in die Youth-League-Saison, könnte auch Ullevi ein (heiliger) Ort der Jagd werden. Das Jagen des Gegners will TSG-Coach Tobias Nubbemeyer als Markenzeichen seiner Teams erkennen. Die Favoritenrolle lehnt er jedenfalls nicht ab: „In zwei Spielen sollten wir uns durchsetzen, das ist definitiv unser Anspruch.“