Sehnsucht nach europäischen Erfolgen
Der Start in dieses Jahrtausend verlief für den FC Porto eher schleppend. Nach fünf Meisterschaften zwischen 1995 und 1999 versiegte die Trophäenquelle. So entschieden sich die Verantwortlichen im Januar 2002, José Mourinho als neuen Trainer zu präsentieren. Der vormalige Jugendtrainer des FC Barcelona hatte zuvor UD Leiria gecoacht, war erst 38 Jahre alt und galt als großes Trainertalent. Die Verpflichtung des Portugiesen sollte sich schnell als einer der besten Transfers der Klubgeschichte entpuppen.
Denn Mourinho lieferte. Zwar musste er sich im Februar 2002 daheim noch dem SC Beira Mar 2:3 geschlagen geben, doch im Anschluss verlor der Coach bis zu seinem Abschied im Sommer 2004 zum FC Chelsea keines der 38 Spiele im zur Festung gewordenen Estádio do Dragão – und blieb in seiner weiteren Karriere unglaubliche neun Jahre nacheinander zu Hause unbesiegt. Die Heimstärke wurde zur Basis einer eindrucksvollen Erfolgsgeschichte, die den FC Porto sogar zur europäischen Großmacht erhob: Am Ende der Saison 2002/03 wurde Porto Meister und Pokalsieger – und gewann den UEFA-Cup.
Ein Jahr später kürte sich das Team durch das 3:0 gegen die AS Monaco in Gelsenkirchen sogar zum Champions-League-Sieger – und machte durch den Gewinn des Weltpokals den totalen Triumph perfekt. 20 Jahre danach ist der internationale Ruhm des Klubs mit Staub bedeckt, ein Halbfinaleinzug ist seitdem nicht mehr gelungen. Mourinho trainiert mittlerweile Fenerbahce – und Porto hat nach dem enttäuschenden dritten Rang der Vorsaison die Königsklasse verpasst. Unter Vitor Bruno (41), sieben Jahre Co-Trainer und seit dieser Spielzeit Chefcoach, möchte Porto nun eine ähnliche Magie entfachen wie einst unter Mourinho.
Personell muss der Trainer dabei auf große Namen, die den FC Porto in der Vergangenheit geprägt haben, verzichten. Top-Stars wie einst Deco, Quaresma, Vitor Baia, Jardel, Hulk, Falcao oder Pepe finden sich nicht mehr im Kader. Letztgenannter beendete im Sommer seine Laufbahn. Dafür hat Porto vor Nationaltorwart Diogo Costa eine bemerkenswerte Ansammlung talentierter Spieler im Aufgebot, unter ihnen den defensiven Mittelfeldakteur Alan Varela (23/Argentinien) und Stürmer Samu Omorodion (20/Spanien), der im Sommer für 15 Millionen Euro von Atletico Madrid kam. Nach dem gelungenen Auftakt in die portugiesische Liga ist die Marschroute für die Europa League klar: Im 50.033 Zuschauer fassenden Drachenstadion soll auch den internationalen Gegnern wieder das Fürchten gelehrt werden – und im besten Falle der erste internationale Titel seit 2004 den Briefkopf bereichern. Um dieses Ziel zu erreichen, benötigt Porto dringend Punkte: Aus den ersten beiden Partien holte der FC nur einen Zähler, zuletzt trennten sich die Portugiesen 3:3 von Manchester United.