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AKADEMIE
27.08.2024

Benjamin James: Im Dienste des Mutterlandes

Benjamin James ist in der TSG-Akademie eine Institution. Seit fast 20 Jahren arbeitet der frühere Fußball-Profi, der in Mannheim sesshaft geworden ist, in verschiedenen Funktionen im Nachwuchsbereich. Als Co-Trainer hat er mehrere spätere Bundesliga-Profis auf ihrem Weg begleitet, zudem sorgt er als Platzwart für eine makellose Infrastruktur. Kürzlich ist seine Vita um ein weiteres spannendes Kapitel erweitert worden. Es begann mit einem Anruf.

Das Handy klingelte irgendwann Ende April. Auf dem Display stand der Name „Finidi George“. Älteren Fußball-Fans ist der heute 53-Jährige als Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam in Erinnerung, 1995 gewann er mit dem niederländischen Top-Klub die Champions League. „Wir kennen uns seit vielen Jahren, haben in der nigerianischen Liga gegeneinander und später in der Nationalmannschaft zusammengespielt“, sagt James, den sie in seiner Heimat „Olopa“ nennen. Im übertragenen Sinne bedeutet das „Polizist“, genau genommen die „Person, die für Ordnung sorgt“. Das tat James einst als Abwehrspieler – und wenn er mit seiner imposanten Erscheinung mal grimmig guckt (was er selten tut), kann einem tatsächlich angst und bange werden. „Goals are the beauty oft he game“, lautet einer seiner vielen Sprüche, die als Motivationsmottos an Kabinenwänden hängen. Und genau die hat der Freund des Kopfballpendels oft mit Erfolg verhindert.

James wurde im Dezember 1970 in der nigerianischen Hauptstadt Lagos geboren, seiner fußballerischen Karriere hat er viele Kontakte zu ehemaligen Größen des nigerianischen Fußballs zu verdanken. Zu seinen Freunden zählt er neben Finidi George unter anderem auch Jonathan Akpoborie (früher SV Waldhof Mannheim), Sunday Oliseh (Borussia Dortmund) oder Jay-Jay Okocha (Eintracht Frankfurt).

Doch zurück zum Anruf vom April. Finidi George hatte für seinen Freund interessante Neuigkeiten: Er war gerade zum Cheftrainer der „Super Eagles“, also der nigerianischen Nationalmannschaft ernannt worden, und wollte ihn, Ben James, als Co-Trainer mit an Bord haben. 1994 waren sie beide bei der WM in den USA dabei, doch während Finidi George die Adler als Stammspieler ins Achtelfinale führte, musste James verletzungsbedingt mit Krücken von der Bank aus zusehen. 30 Jahre später sollten sie vereint auf der Bank sitzen, der Auftrag: Qualifikation für die WM 2026. Nach zwei enttäuschenden Unentschieden gegen Lesotho und Simbabwe hatte der nigerianische Verband den Portugiesen José Peseiro als Chefcoach abgesetzt. Jetzt sollte es Finidi George richten, der sich neben James auch Daniel Amokachi (Everton, Brügge) als Co-Trainer ins Team holte.

"Ich bin da, wenn ich gebraucht werde"

„Ich musste nicht überlegen. Wenn ich meinem Mutterland helfen kann, bin ich da“, sagt der gläubige Christ, der sich in der Mannheimer Jesuitenkirche engagiert. „Die Saison in Hoffenheim war vorbei, ich habe drei Wochen Urlaub genommen und bin nach Nigeria geflogen.“ Die Nationalmannschaft bereitete sich in Uyo, im Südosten des Landes, auf das Match gegen Südafrika vor. James stand plötzlich nicht mehr mit wissbegierigen Kindern auf dem Platz, sondern mit gestandenen Profis wie Atalantas Ademola Lookman, Milans Samuel Chukwueze, Kelechi Iheanacho von Leicester City oder Victor Boniface vom Deutschen Meister Bayer Leverkusen.

Die Partie gegen Südafrika endete 1:1. Nach dem dritten Remis im dritten Spiel stieg der Druck. „Das hat man schon gespürt“, sagt James. „Wir hätten aufgrund der zweiten Halbzeit einen Sieg verdient gehabt.“ Der nächste Gegner in der Gruppe C war Benin, das seine Heimspiele aus Sicherheitsgründen in die Elfenbeinküste verlegen musste. Das Team des Mannheimer Trainers Gernot Rohr überraschte die „Super Eagles“ und gewann 2:1, so dass Nigeria mit nur drei Zählern aus vier Begegnungen in der Fünfer-Gruppe nur Rang vier belegt. „Wir haben nach unserer 1:0-Führung zu billige Gegentore kassiert, das war sehr ärgerlich“, sagt James, der die 15 Tage in Afrika auch dazu nutzte, seine in Nigeria lebenden Brüder zu besuchen.

Wenige Tage später trat Finidi George von seinem Amt zurück, weil es Ungereimtheiten mit der Verbandsspitze gegeben hatte, doch die Nigeria Football Federation erkannte den Rücktritt zunächst nicht an. Nun allerdings wurde Bruno Labbadia als Nachfolger präsentiert. Wie es mit James weitergeht, ist aktuell unklar. „Ich bin da, wenn ich gebraucht werde, gerne auch, wenn Finidis Nachfolger mit mir arbeiten will.“

Mit seinem Arbeitgeber TSG Hoffenheim ist alles geklärt. Sollte James für die Afrika-Cup-Qualifikation im September, wenn es unter anderem zur Revanche mit Benin kommt, gebraucht werden, wird er freigestellt. „Ich mache gerne weiter, zumal wir auch einen klaren Plan für die Zukunft ausgearbeitet und viele gute Spieler auf dem Zettel haben. Wenn mein Mutterland mich ruft, komme ich.“

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