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SPIELFELD
13.03.2024

In guten Händen

Sie ist ein wichtiger Teil der medizinischen Betreuung der Spieler der TSG Hoffenheim: Mandana Scharei ist Physiotherapeutin bei der TSG und kümmert sich mit Hand, Herz und Seele um die Fitness und das Wohlbefinden der Profi-Kicker. Journalistin Rebekka Allgaier, die lange Jahre als Blindenreporterin für die TSG arbeitete, sprach mit ihr von Frau zu Frau über die Arbeit mit Männern.

Eine Grätsche, ein Schrei, ein schmerzverzerrtes Gesicht. Mandana Scharei möchte aufspringen und auf das Spielfeld eilen. Sie hat den Impuls, sofort zu helfen. Doch sie muss warten. Erst wenn der TSG-Spieler allein nicht auf die Beine kommt und sie aufgefordert wird zu agieren, darf Scharei gemeinsam mit dem Mannschaftsarzt los. Freigabe, Sprint aufs Feld, Erste Hilfe. Für die 46-Jährige längst Alltag, auch wenn sie aus ihrer Vergangenheit noch schnellere Abläufe gewohnt ist. „Ich habe früher beim Rugby gearbeitet und da laufen die Physiotherapeuten an der Außenlinie mit und dürfen direkt auf den Platz, wenn etwas passiert.“ Doch wichtig in beiden Sportarten sei „genau nach den Situationen zu schauen. Ich möchte natürlich, wenn etwas passiert, es auch live gesehen haben, um einschätzen zu können, ob es etwas Schwerwiegendes oder nur eine leichte Blessur ist.“ Dafür hat Scharei ein gutes Auge entwickelt – nicht nur für die Verletzungen im Spiel, sondern auch auf dem Trainingsplatz.

Für die zierliche Frau ist der Job bei der TSG Hoffenheim neben körperlicher Arbeit auch mit viel Planung verbunden. Neben dem Anlegen von Verbänden und Tapes stehen Massagen und präventive Behandlungen auf ihrem täglichen Programm. Doch Scharei kann sich ein Berufsleben außerhalb der Branche kaum vorstellen. „Ich fühle mich im Sport zu Hause, weil ich meine Arbeit, sprich das Therapeutische, auch sportlich sehe. Ich mag es einfach gern, aktiv zu arbeiten.“ Schareis Karriere im Mannschaftssport begann zunächst in der Rugby-Bundesliga der Männer beim Heidelberger RK sowie der Rugby-Nationalmannschaft. Zum Fußball kam sie durch einen Tipp. „Ein Kollege hat mir damals gesagt, dass im Reha-Zentrum der TSG eine Stelle frei ist. Eineinhalb Jahre später bin ich dann zu den Profis gewechselt“, erklärt Scharei. Seit Juli 2021 ist sie fester Bestandteil des fünf Personen umfassenden Physiotherapeuten-Teams der Hoffenheimer.

Sich als Frau in der Männerdomäne Fußball zu behaupten, war für die aufgeschlossene Therapeutin nie ein Thema: „Das ist überhaupt kein Problem. Mit den Spielern komme ich sehr gut klar, sie akzeptieren mich auch. Es geht vor allem darum, fachlich gut zu sein und nicht, ob ich Frau oder Mann bin“, sagt Scharei. Doch für die TSG Hoffenheim ist die Zusammenarbeit mit Frauen selbstverständlich. In guter Tradition setzt Mandana Scharei die Arbeit fort, die vor ihr einst Karolin Kieffer vor rund zehn Jahren bei den Profis und der U23 der TSG Hoffenheim erfolgreich begonnen hatte.

Der Arbeitsalltag der 46-Jährigen ist vielseitig. Im Vordergrund stehen natürlich die Verletzungen und Beschwerden der Spieler. „Beim Fußball geht es vor allem um die untere Extremität, sprich Fußprellungen, Traumata am Fuß durch Umknicken, Knieschmerzen, aber vor allem um muskuläre Probleme“, sagt Scharei. Aber auch die persönliche Beziehung zu den Fußballern spielt eine große Rolle. „Das ist in der Physiotherapie immer so. Man spricht viel über andere Dinge. Ich denke, dass ein Großteil unserer Arbeit psychologisch ist und nicht nur physiologisch. Es ist wichtig, die Spieler positiv zu unterstützen.“ Vor allem bei schweren und langwierigen Verletzungen wie einem Kreuzbandriss oder komplizierten Krankheitsverläufen wie Schambeinproblemen ist das Vertrauensverhältnis zwischen Therapeutin und Spieler sehr wichtig. „Da geht es um Erfahrung und Planung. Heilungsprozesse laufen immer in Wellenbewegungen, das ist normal." Durch ihre Berufserfahrung kann sie die Spieler beraten und dadurch auch mental unterstützen.

Scharei hat zu allen Spielern der TSG Hoffenheim ein großes Vertrauen aufgebaut, mit Oliver Baumann arbeitet sie häufig zusammen. „Wir verstehen uns gut. Da ist ein gegenseitiges Verständnis da.“ Auch über den Fußball wird das eine oder andere Mal auf der Liege gefachsimpelt. Da ist es natürlich von Vorteil, dass Scharei selbst große Begeisterung für den Sport empfindet, und das nicht nur für den der Männer. „Mich interessieren generell alle Sportarten. Am Frauenfußball finde ich toll, dass dieser sich so positiv entwickelt hat und erfolgreich ist. Ich habe in der Reha damals auch viele Frauen der TSG Hoffenheim behandelt und bin immer noch beeindruckt, wie engagiert und ehrgeizig sie sind. Ich könnte mir generell durchaus vorstellen, auch im Frauenfußball zu arbeiten, aber das steht aufgrund meiner aktuellen Aufgabe für mich nicht zur Debatte." Doch welches Geschlecht wehleidiger ist, darauf will sich die Physiotherapeutin nicht festlegen. „Ich finde sowohl die Männer als auch die Frauen sehr ehrgeizig und fokussiert. Das ist beeindruckend“, resümiert sie.

Mandana Scharei ist eine starke Frau, die es geschafft hat, sich bei der TSG Hoffenheim zu etablieren. „Dass ich die Möglichkeit bekommen habe, zu den Profis zu gehen, ist ein Vertrauensbeweis und Wertschätzung meiner Arbeit. Die Bedingungen hier in Zuzenhausen sind toll. Also eigentlich kann man es gar nicht besser haben.“ Zumindest im Moment nicht, denn in zehn Jahren sieht sie sich nicht mehr am Spielfeldrand: „Da gehe ich schon auf das Ende meiner Karriere zu. Auch wenn ich dann vielleicht nicht mehr so aktiv wie heute mit einer Mannschaft zusammenarbeite, hoffe ich, dass ich weiterhin Sportler betreuen und behandeln darf“, sagt sie mit einem Lächeln auf den Lippen.

Am nächsten Spieltag der TSG ist Scharei aber natürlich wieder mit von der Partie. Mit wachen Augen beobachtet sie dann wieder jeden Schritt und jeden Zweikampf ihrer Spieler. Sorge vor einem köperbetonten Spiel hat sie nicht: „Ich mag es eher, wenn die Duelle intensiv sind und man merkt, dass beide Mannschaften was wollen.“ Und neben der Physiotherapeutin Frau Scharei kommt dann auch die TSG-Anhängerin Mandana in ihr durch: „Natürlich möchte ich, dass meine Mannschaft gewinnt.“ Am besten ohne Verletzungen.  

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