U19 feiert Rekordsieg und stürmt auf Platz drei
Vier Tore nach 19 Minuten – einen besseren Start kann sich kein Coach wünschen. „Heute haben wir nach der frühen Führung sehr gut nachgelegt, was wir vergangene Woche in Nürnberg noch verpasst haben“, lobte Nubbemeyer entsprechend die starke Anfangsphase seiner in der Startformation unveränderten Elf. Lars Strobl hatte nach nicht einmal zwei Minuten das 1:0 erzielt, indem er einen Freistoß Florian Michelers (nach Foul an Melvin Onos) in die lange Ecke verlängerte.
Eigentlich hätte es schon nach zehn Minuten (anstatt nach 19) 4:0 für die Hausherren stehen können. Hennes Behrens verzog von der linken Seite knapp rechts (3.), Paul Hennrich wurde im Fünfmeterraum in letzter Sekunde von Tyrese Zeigler entscheidend gestört (4.) und Onos‘ Schuss aus zehn Metern (nach starker Behrens-Vorarbeit) wurde von einem Abwehrfuß über das Tor gelenkt (10.). Der Wille, früh das 2:0 nachzulegen, war also erkennbar und zu diesem Zeitpunkt auch jedem klar, dass dieses Spiel nicht 1:0 enden würde.
Unermüdlich auf dem Gaspedal
Dass es dann schließlich ein Hoffenheimer Rekordsieg wurde, lag unter anderem daran, dass die Hausherren unermüdlich auf dem Gaspedal standen. Diren Dağdeviren eroberte im Mittelfeld aggressiv den Ball, Blessing Makanda leitete ihn mit dem ersten Kontakt in den Lauf des startenden Max Moerstedt, der wiederum in Torjägermanier zum 2:0 vollstreckte (13.). Nur zwei Minuten später war es Hennrich, der quer auf Makanda legte – und der ballerte nicht einfach die Kugel aufs FCK-Gehäuse, sondern legte sie sich noch einmal zurecht und guckte überlegt den Keeper aus – 3:0 (15.).
Wer nun dachte, die TSG würde bei den sommerlichen Temperaturen und angesichts des zu diesem Zeitpunkt bereits feststehenden Sieges einen Gang zurückschalten, wurde eines Besseren belehrt. Wieder war es Hennrich, der über links durchbrach und scharf von der Grundlinie nach innen flankte, wo Moerstedt wie ein D-Zug heranrauschte und auf 4:0 erhöhte (19.).
Kaiserslauterns Schlussmann Fabian Heck sah sich im ersten Durchgang unter Dauerbeschuss. Den Distanzschuss Dağdevirens konnte er noch zur Ecke klären, aus der jedoch das 5:0 resultierte. Nachdem der Kopfball von Kelven Frees noch entschärft werden konnte, landete der zweite Ball bei Hennrich, dessen Hereingabe als verunglückte Bogenlampe auf die Lattenoberkante und von dort direkt vor Moerstedts Füße fiel. Der Stürmer stand da, wo ein Stürmer zu stehen hat, und drückte den Ball über die Linie (31.). Ein Minute später hätte Moerstedt um ein Haar noch einen Assist verzeichnet, doch Heck parierte Hennrichs Schuss stark.
Hinten steht die Null
Die Frage war: Würde die TSG im zweiten Durchgang mit dem Gefühl der sicheren drei Punkte nachlassen und Kräfte schonen – oder weiter Gas geben? Die Antwort gaben die Spieler, die von der Bank kamen und sich nahtlos einfügten. Immer wieder liefen die Hoffenheimer früh und aggressiv an und ließen den Roten Teufeln keine Luft zum Atmen. Dennis Arnst eroberte das Spielgerät im Mittelfeld, bediente Dağdeviren und dessen Außenristpässchen landete bei Hennrich, der kurz zuvor noch aus aussichtsreicher Position über das Tor geschossen hatte, diesmal aber eiskalt in die lange Ecke abschloss (53.).
Stark auch die Entstehung des 7:0. Der FCK wollte in Ruhe aufbauen, doch Tiago Poller ging nach dem Abschlag sofort drauf, die Kugel landete bei Leonard Krasniqi, der direkt auf Micheler weiterleitete. Der Österreicher drosch den Ball ohne Federlesens über die Linie (70.). Es lief wie am Schnürchen.TSG-Schlussmann Ferdinand Gebert verbrachte derweil einen weitgehend ruhigen Nachmittag, was aber auch daran lag, dass der Wille, die Null zu halten, zu jeder Zeit erkennbar war. Trotz der klaren Führung wurden kleine Konzentrationsfehler in der Defensive sofort lautstark kritisiert.
Schließlich durfte auch Marlon Faß noch einen Doppelpack schnüren. Erst setzte er geistesgegenwärtig nach, als Heck einen Dağdeviren-Hammer nur abklatschen ließ (73.), dann bildete er die letzte Station einer erneut sehenswerten Kombination: Milan Rehuš behauptete sich stark gegen mehrere Lauterer und spielte einen blitzsauberen Pass auf Krasniqi, der Faß in der Mitte bediente – Tor. Das 9:0 in der 89. Minute war der Schlusspunkt einer denkwürdigen Partie, die den bisherigen Rekordsieg aus der Saison 2010/11 (8:0 gegen FC Augsburg) verbesserte.
Blick auf DFB-Pokal gerichtet
„Wir haben im zweiten Durchgang weiter dominiert, weil auch die Einwechselspieler schnell und stark in die Partie gefunden haben. Daher denke ich, dass dieser Sieg auch in der Höhe verdient ist“, sagte Nubbemeyer. „Wir haben eine sehr gute Bank und auch in der Breite eine sehr hohe Qualität. Ich bin sehr dankbar, dass die Jungs auch so mitziehen.“
Aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber dem VfB Stuttgart sprangen die Hoffenheimer auf Platz drei, der Rückstand auf Spitzenreiter Mainz beträgt zwei Zähler. Doch Nubbemeyer schaut derzeit nicht auf die Bundesliga-Tabelle: „Wir haben ein sehr schweres Spiel bei Fortuna Düsseldorf vor der Brust“, blickt der Coach bereits auf das DFB-Pokal-Achtelfinale. „Da dürfen wir keinen Zentimeter nachlassen.“
TSG 1899 Hoffenheim – 1.FC Kaiserslautern 9:0 (5:0)
Hoffenheim: Gebert – Strobl, Behrens, Erdal, Frees (46. Arnst), Dağdeviren, Makanda (46. Krasniqi), Micheler, Moerstedt (55. Faß), Onos (55. Poller), Hennrich (65. Rehuš).
Kaiserslautern: Heck – Breitenbruch, Haas, Prokopchuk (78. Sannoh), Zor (78. Baser), Schramm, Bagdadi, Zeigler (55. Zieker), Gusic (65. Hommes), Gärtner (65. Bochan), Heinz.
Tore: 1:0 Strobl (2.), 2:0 Moerstedt (13.), 3:0 Makanda (15.), 4:0 Moerstedt (19.), 5:0 Moerstedt (31.), 6:0 Hennrich (53.), 7:0 Micheler (60.), 8:0 Faß (73.), 9:0 Faß (89.). Zuschauer: 195. Schiedsrichter: Johannes Wagner. Karten: Gelb für Krasniqi / Prokopchuk, Bagdadi.