Stadtrundgang: Talente erkunden das jüdische Leben ins Sinsheim
Fußball und schulische Verpflichtungen bestimmen den Alltag der Jugendfußballer aus der TSG-Akademie. Die Freizeit ist begrenzt – und doch nahmen sich mehrere Kicker aus den Kadern der U19 und U17 in dieser Woche Zeit, um auf freiwilliger Basis an einem Rundgang durch Sinsheim teilzunehmen, bei dem schwerpunktmäßig die Historie des jüdischen Lebens in der Stadt beleuchtet wurde.
Interaktiv und medial gestaltete sich die rund einstündige Tour durch die Gassen, die am „Wächter“ begann, einer unweit des Hauptbahnhofs an der Elsenz gelegenen Kunstfigur. Die Gruppe der TSG Hoffenheim teilte sich nach einer kurzen Begrüßung in zwei Einheiten auf, die sich sogleich auf den Weg machten. Vonseiten der Pädagogen aus der TSG-Akademie begleitete Konstantin Körner den Ausflug, dessen Hauptorganisation die Fanbetreuung um Mira Mangold, Sarah Schardt und Philipp Krauß übernommen hatten.
Jede Gruppe hatte zu Beginn eine App auf das Smartphone eines Teammitglieds laden müssen. Sie gab die Leitplanken des Stadtrundgangs vor. Die App wies den jungen Fußballern einerseits den Weg zu historischen Orten, an denen jüdisches Leben in der Vergangenheit eine Rolle gespielt hat – und stellte den Nachwuchskickern andererseits mehrere Quizfragen, mit denen beide Teams Punkte sammeln konnten. Auf diese Weise erfuhren die Spieler unter anderem, dass die jüdische Gemeinschaft in Sinsheim im 19. Jahrhundert zahlenmäßig im Jahr 1890 mit 149 Mitgliedern ihren Höhepunkt erreichte. Sie wurden auch mit persönlichen Schicksalen im Anschluss an die Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 konfrontiert – Momente, die nachdenklich machen.
Die Spieler hatten sich bereits vor einigen Wochen im Rahmen eines Präventionsworkshops zum Thema Anti-Diskriminierung mit jüdischem Leben in der Region auseinandergesetzt und sich beeindruckt gezeigt vom Film „Zahor - Erinnere dich“, an dem der frühere Hoffenheimer Fußballer Ilay Elmkies als Darsteller und Sprecher mitgewirkt hat und der den Lebensweg der jüdischen Brüder Menachem Mayer und Fred Raymes aufzeigt. Der Stadtrundgang durch Sinsheim bot nun die Chance, die Erkenntnisse weiter zu vertiefen und das Bewusstsein zu schärfen. Gleichzeitig erhielten die jungen Fußballer aber auch grundsätzliche, interessante Informationen über die Stadt Sinsheim und wissen nun etwa, dass der Dichter Johann Wolfgang von Goethe einst eine Nacht in Sinsheim verbrachte.
„Wir möchten uns sehr herzlich bei dem Team der Fanbetreuung der TSG Hoffenheim für die Organisation des Rundgangs bedanken, sowie bei Jutta Stier aus dem Vorstand des Alte Synagoge Steinsfurt e.V. und bei Marius Kügler aus dem Fanprojekt Hoffenheim dafür, dass sie den Rundgang begleitet und offene Fragen beantwortet haben“, betonte Konstantin Körner nach dem Abschluss der Stadttour.