Gestern TSG-Akademie, heute … (X): Umwege, die zum Ziel führen
Adrian Beck: Das Erstliga-Debüt mit 26 winkt
Zwei Spielzeiten (2014/15 und 2015/16) war Adrian Beck für die U19 der TSG aktiv – sehr erfolgreich, wohlgemerkt, denn unter den Trainern Julian Nagelsmann und Matthias Kaltenbach erreichte er jeweils das Finale um die Deutsche Meisterschaft. Zum Einsatz kam der gebürtige Crailsheimer, der auch schon für die Hoffenheimer U17 am Ball gewesen war, als A-Junior unter anderem an der Seite von Gregor Kobel, Stefan Posch, Dennis Geiger, Philipp Ochs, Robin Hack, Nicolai Rapp, Joshua Mees und David Otto. Was dieses Oktett gemeinsam hat? Nun, Kobel, Posch und Co. haben allesamt schon Minuten in der Fußball-Bundesliga auf dem Buckel. Beck nicht. Noch nicht – denn daran könnte sich in der kommenden Saison etwas ändern.
Mit dem 1. FC Heidenheim ist der 25-Jährige als Meister der 2. Bundesliga vor wenigen Tagen ins Oberhaus aufgestiegen. Er könnte somit bald der 69. Absolvent der TSG-Akademie werden, der in der Bundesliga (oder einer gleichwertigen ausländischen) Liga zum Einsatz kommt (im Anschluss an sein Debüt in der TSG-Akademie, versteht sich).
Beck war nach seiner Jugendzeit in Hoffenheim, seit der er übrigens mit Sara Ðurić, Tochter von Nešo und Bruder des aktuellen U23-Spielers Luka, liiert ist, noch eine Saison für die TSG-U23 aktiv gewesen (2016/17) und beschritt im Anschluss den zweiten fußballerischen Bildungsweg. Über die Sport-Union Neckarsulm (Oberliga Baden-Württemberg) und den SSV Ulm (Regionalliga Südwest) ging es für den Mittelfeldspieler nach Belgien zu Royale Union Saint Gilloise, den aktuellen belgischen Europa-League-Teilnehmer, der damals noch zweitklassig spielte. Es folgte eine Halbserie beim Hamilton Academical FC in der Scottish Premiership – richtig glücklich wurde Beck im Ausland allerdings nicht, weder in der belgischen Hauptstadt Brüssel noch vor den Toren Glasgows.
Der Schritt zurück zum SSV Ulm erwies sich anschließend als goldrichtig. Mit starken Leistungen rief der Offensivmann den Zweitligisten aus Heidenheim auf den Plan, der ihn vor einem Jahr verpflichtete. Beck kam in seiner Premierensaison in Liga zwei auf 18 Einsätze (zwei Treffer) – eine Achillessehnen-OP im Winter verhinderte weitere. Zum Saisonendspurt allerdings war Beck wieder fit und stand auch auf dem Platz, als die Heidenheimer am 34. Spieltag in Regensburg mit 3:2 gewannen und den Aufstieg zelebrierten.
In wenigen Tagen, am 9. Juni, feiert Beck seinen 26. Geburtstag. Das nachträgliche Geschenk kann er sich mit dem Debüt in Liga eins einige Wochen später selbst bereiten.
Prince Osei Owusu: Starke Leistungen trotz Abstieg
Ein weiterer ehemaliger Akademie-Akteur hätte den Aufstieg der Heidenheimer um Adrian Beck fast noch verhindert – doch letztlich reichten die beiden Treffer, die Prince Osei Owusu für den SSV Jahn Regensburg am letzten Spieltag erzielte, nicht, um das 3:2 des 1.FCH zu verhindern.
Dass Owusu mit seinen Regensburgern in die 3. Liga absteigen würde, hatte bereits vor dem letzten Spieltag wenn auch nicht rechnerisch, dann jedoch definitiv gefühlt festgestanden: Bei drei Zählern Rückstand auf den Relegationsplatz war die Hypothek des deutlich schlechteren Torverhältnisses im Vergleich zu Arminia Bielefeld zu hoch gewesen. Osei Owusu hielt das nicht davon ab, bis zum Schluss alles reinzuwerfen. Der Angreifer beendete die Saison mit neun Treffern, also mit einer ordentlichen persönlichen Bilanz. Für die U23 der TSG Hoffenheimer hatte er einst in zwei Spielzeiten (2016/17 und 2017/18) in 36 Einsätzen in der Regionalliga Südwest 17-mal geknipst. Folgende Stationen des Angreifers waren Arminia Bielefeld, 1860 München, der SC Paderborn und der FC Erzgebirge Aue.
Die Regensburger wird Owusu nach dem Abstieg nun verlassen. Eine Option dürfte der Verbleib im Bundesliga-Unterhaus bleiben.
Laurin Curda: „Hoffe zwo“ vor der Unterschrift in Paderborn geärgert
Definitiv in der 2. Bundesliga wird in der kommenden Saison Laurin Curda spielen – ein Aufstieg um zwei Klassen für den langjährigen Akademie-Akteur (2017 bis 2020).
Der Verteidiger durchlief die U17 und U19 der TSG, kam als Jugendspieler auch einmal für die U23 in der Regionalliga Südwest zum Einsatz und zudem einmal für die deutsche U17-Nationalmannschaft, für die er beim 4:3 in Dänemark am 17. Oktober 2017 sogar traf. Vom Wechsel zum SV Sandhausen II im Sommer 2020 erhoffte sich der heute 21-Jährige perspektivisch den Sprung in den Profikader der Schwarz-Weißen – es kam anders: Curda spielte einige Partien für den SVS II, ehe die Saison 2020/21 in der Oberliga Baden-Württemberg abgebrochen und die zweite Mannschaft am Hardtwald wenig später sogar komplett abgemeldet wurde.
Da sich keine Tür zum Sandhäuser Zweitliga-Aufgebot öffnete, zog Curda im Sommer 2021 weiter zur TSG Balingen – eine goldrichtige Entscheidung. In zwei Spielzeiten zählte er mit 61 Einsätzen durchweg zum Stammpersonal und wusste mit seinem Team dabei auch seinen Ex-Klub zu ärgern: Die Balinger gewannen beide Partien gegen „Hoffe zwo“ – 2:0 im Dietmar-Hopp-Stadion im Dezember und 3:1 zu Hause am 33. Spieltag, wodurch die Aufstiegschancen für die Kraichgauer passé waren.
Wenige Tage nach dem Heimerfolg über die TSG-U23 wurde Curdas Wechsel zum SC Paderborn in die 2. Bundesliga publik. Was in Sandhausen also noch nicht funktioniert hatte, wird nun also in Ostwestfalen für den Rotschopf Realität. Wie bei Adrian Beck gilt bei Laurin Curda: Auch Umwege können nach der fußballerischen Ausbildung in Hoffenheim zum Ziel führen.
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Gestern Akademie, heute ... - die bisherigen Beiträge
1 | Debüts und ein besonderer Doppelpack
2 | Der schönste Moment
3 | Vorliebe für Fallrückzieher
4 | Tor zum Einstand, Assist zum Geburtstag
5 | Vom Spieler zum Chefcoach
6 | Von Schleifern und heilenden Händen
7 | Raus aus dem Keller in Liga zwei
8 | Die Klasse von 2011
9 | Absolventen in Freiberg vereint