Gestern TSG-Akademie, heute … (IX): Absolventen in Freiberg vereint
Michael Gelt hält, was zu halten ist
Dieses Lob hatte er sich redlich verdient. „Der Torhüter der Freiberger hat vor der Pause einige Male sehr gut pariert“, betonte U23-Cheftrainer Vincent Wagner nach dem 6:0-Erfolg beim SGV Freiberg am Samstag. Das Kompliment galt Schlussmann Michael Gelt, der im ersten Abschnitt überragt hatte. Zehn Einschussmöglichkeiten hatten die Hoffenheimer verzeichnet, doch nur vom Elfmeterpunkt aus war der 21-jährige Torsteher in den ersten 45 Minuten zu bezwingen gewesen. Im zweiten Durchgang war er bei den weiteren Treffern der stark aufspielenden U23 dann machtlos.
Gelt hat sein Handwerk teilweise in der TSG-Akademie erlernt. Im Jahr 2017 wechselte er von der SG Sonnenhof Großaspach in die Hoffenheimer U16. Er blieb bis zur U19 im Kraichgau aktiv. Fünf Einsätze in der Junioren-Bundesliga (drei für die U17, zwei für die U19) stehen zu Buche. Über eine weitere U19-Station beim Karlsruher SC und eine zwischenzeitliche Rückkehr nach Großaspach ging es für den gebürtigen Ludwigsburger zur aktuellen Saison zum Regionalliga-Aufsteiger nach Freiberg. Dort erarbeitete er sich im Lauf der Saison einen Stammplatz – sein Regionalligadebüt hatte er ebenfalls gegen „Hoffe zwo“ gefeiert, beim 1:4 im Hinspiel.
In Freiberg ist Gelt in bester Akademie-Gesellschaft. Mit Yannick Thermann, Kapitän Marcel Sökler, Kaan und Mert Özkaya sowie Leon Leuze zählen fünf weitere frühere Hoffenheimer zum SGV-Kader. Thermann, DM-Halbfinalist mit der TSG-U17 im Jahr 2011, fehlte am Samstag verletzungsbedingt, die vier Letztgenannten kamen zum Einsatz. Über Leon Leuze, der noch bei den A-Junioren spielen könnte und zur aktuellen Saison den Weg nach Freiberg gefunden hatte, hatten wir bereits im ersten Teil unserer Serie berichtet, als es grundsätzlich um die Regionalliga als Plattform für den nächsten Schritt ging. Ein ehemaliger Teamkollege Leuzes in der Hoffenheimer U19 hat derweil einen anderen Karriereweg eingeschlagen …
Neuanfang für Rolands Bočs in der Heimat
Die Rede ist von Rolands Bočs. Der Lette hatte in der Saison 2021/22 sein letztes Jahr als Jugendfußballer in der Hoffenheimer U19 bestritten und es mit dem Sieg im BFV-Verbandspokal vergoldet. Im Finale gelang damals ein 1:0 über den Karlsruher SC – Bočs markierte den entscheidenden Treffer. Zur Spielzeit 2022/23 wurde der 19-Jährige in die Hoffenheimer U23 übernommen, traf dann allerdings für sich persönlich die Entscheidung, eine Auszeit vom Fußball nehmen zu wollen.
Diese hat er mittlerweile beendet – den Angreifer ist nun wieder in seiner Heimat aktiv. Seit März zählt er zum Kader des Zweitligisten AFA Olaine. Am Wochenende stand er beim 7:2-Erfolg gegen Tukums II erstmals wieder in einem Pflichtspiel auf dem Fußballplatz und traf prompt zum zwischenzeitlichen 2:0 in der 45. Minute. Mit seinem Team steht Bočs nach fünf Spieltagen – die Saison in Lettland wird im Kalenderjahr ausgespielt – auf Rang fünf.
Davie Selke: Interviewaussage wird zur Prophezeiung
Zum Abschluss noch eine Rätselfrage: Von wem stammt folgendes Zitat, getätigt zu Beginn der aktuellen Saison?
„Mich motiviert das schnelllebige Geschäft. Man ist immer nur so gut wie die letzte Saison oder das letzte Spiel. Deswegen kann es auch wieder schnell gehen. Ich lebe von einem guten mannschaftlichen Konstrukt und vom Vertrauen des Trainers. Dann komme ich zu meinen Abschlüssen und Toren, so wie gegen Ende der vergangenen Saison. Ich weiß, wie schnell es im Fußball geht. Man kann sich einen Lauf erarbeiten.“
Die Antwort lautet: Davie Selke. Der ehemalige Akademie-Angreifer und heutige Bundesliga-Profi hatte auf diese Weise im großen Interview, das wir mit ihm für den Akademie-Guide der aktuellen Saison geführt hatten, seine weiteren Karriereziele umschrieben. Rückblickend lässt sich sagen: Selke hat seinen Worten Taten folgen lassen – wenn auch nicht mehr für seinen damaligen Verein Hertha BSC, sondern für den 1. FC Köln, zu dem er im Winter gewechselt ist und bei dem er sich am vergangenen Freitag mit einem Doppelpack beim 2:1-Erfolg in Leverkusen zum Derbyhelden aufgeschwungen hat.
Angesprochen auf seine Aussage von damals, muss Selke schmunzeln: „Kann immer schnell gehen im Fußball.“
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Gestern Akademie, heute ... - die bisherigen Beiträge
1 | Debüts und ein besonderer Doppelpack
2 | Der schönste Moment
3 | Vorliebe für Fallrückzieher
4 | Tor zum Einstand, Assist zum Geburtstag
5 | Vom Spieler zum Chefcoach
6 | Von Schleifern und heilenden Händen
7 | Raus aus dem Keller in Liga zwei
8 | Die Klasse von 2011