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AKADEMIE
21.03.2023

Dominik Maier: Der Torwart-Architekt

Seit Sommer 2019 ist Dominik Maier Teil des Torwarttrainer-Teams der TSG-Akademie. Vor wenigen Tagen erlebte der Karlsruher seinen bisherigen Höhepunkt als Hoffenheimer, als er mit dem U17-Staff den Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft feiern durfte. Im Gespräch mit tsg-hoffenheim.de spricht der 29-Jährige über seinen Werdegang, seine Philosophie – und nicht zuletzt über „seine“ drei Keeper.

Die Leidenschaft für den Fußball liegt im Blut. Maiers Großvater Egon Heeger stürmte in den 1950er Jahren für den Karlsruher FV in der 2. Liga Süd, doch den Enkel zog es zwischen die Pfosten. „Auf dem nicht ausgebauten Dachboden seines Hauses hing eine Decke, die habe ich als Tor verwendet und mit einem Opa gekickt“, erinnert sich Maier, der am 26. April 1993 in Karlsruhe geboren wurde und im benachbarten Blankenloch aufwuchs.

Beim SV Blankenloch startete Maier bei den Bambini zunächst im Feld, streifte sich jedoch bald die Handschuhe über – und zog sie nicht mehr aus. Bis zur D-Jugend blieb er seinem Heimatklub treu, um im Anschluss für mehrere Verbandsligisten im Kreis Karlsruhe zu spielen und schließlich als U19-Keeper beim Karlsruher SC zu landen. Maier, der auch in der Badischen Auswahl spielte, hatte bei einem Torwarttrainer Sondereinheiten gebucht und über diesen auch den Weg zum KSC gefunden: Kai Rabe, damals Torwarttrainer bei den Stuttgarter Kickers, später in der Jugend des KSC und aktuell für die U17 beim VfB Stuttgart zuständig, bezeichnet Maier heute als seinen Mentor.

Über das Studium zur TSG

Im Wildpark übernahm Maier mit 18 Jahren, während er parallel sein Abitur baute, auf Initiative Rabes das Torwarttraining von der U10 bis zur U13. Die berufliche Planung sah zunächst vor, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, so dass Maier ein einjähriges Praktikum in einem Architekturbüro absolvierte. Dann aber entschied er sich doch für ein Studium der Sportwissenschaft am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), wo er auf einen weiteren Förderer traf: Dr. Dietmar Blicker. „Er war nicht nur mein Dozent, sondern auch mein Trainer und der Sportliche Leiter beim KSC, der mir gemeinsam mit dem Nachwuchschef Ede Becker das Vertrauen geschenkt hat, im Alter von 23 Jahren die U17 und die U19 zu übernehmen. Für diese Chance bin ich dem KSC und den beiden Verantwortlichen noch heute sehr dankbar.“

Während seines Bachelor-Studiums, an das er ein Masters-Fernstudium anschloss, beschäftigte sich Maier mit der Torhüter-Software des ehemaligen Hoffenheimer Profi-Torwarttrainers Michael Rechner. So kam der persönliche Kontakt zum nächsten Wegbegleiter zustande, der ihn schließlich im Sommer 2019 als Torwarttrainer der U14 und U15 zur TSG holte. Trainer statt Architekt – anstatt also Baupläne für Gebäude zu entwerfen, feilt Maier nun also an der Entwicklung von Torhütern.

„Michael Rechner hat mir schnell Vertrauen vermittelt. Er hat mich Einheiten frei gestalten lassen und mir Feedback und Input gegeben. Er hatte einen sehr wertschätzenden Umgang“, sagt Maier über den Mann, der mittlerweile die Torhüter des FC Bayern München trainiert. Zur Saison 2020/21 rückte Maier in die U17 auf.

Musterschüler Tim Philipp

„Natürlich ticken Torhüter ein bisschen anders“, beantwortet der Karlsruher die unvermeidliche Frage, ob das Vorurteil, Keeper seien alle verrückt, stimme. „Wer lässt sich schon freiwillig Bälle an den Kopf schießen?“ Er selbst sei auch auf dem Platz ein anderer Mensch. „Aber daneben völlig normal“, betont er.

Ein gutes Beispiel, dass Torhüter etwas anders sind, lieferte jüngst Argentiniens Schlussmann Emiliano Martínez. „Der ist oft einen Tick drüber, aber er war schon bei Arsenal ein sehr starker Keeper, der nun der Albiceleste trotz ihrer kleingewachsenen Abwehr mit seinem Top-Save in der 120. Minute den WM-Titel gesichert hat.“

Was seine eigenen Keeper angeht, erlebt Maier gerade eine außergewöhnliche Saison. Nicht nur wegen des Erfolgs, sondern auch wegen der guten Entwicklung, die die drei Keeper genommen haben. Niclas Schmidt, ursprünglich als Nummer 3 gestartet, lieferte zu Saisonbeginn, als die anderen beiden Keeper verletzt waren, zuverlässig ab und kam auf fünf Einsätze. Neuzugang Benjamin Lade stand sechs Mal zwischen den Pfosten, und zuletzt schenkte Maier Ferdinand Gebert, der seit der U12 bei der TSG ist, vier Mal das Vertrauen. „Alle Drei haben fast gleichmäßige Einsatzzeiten erhalten, diese Saison verläuft top“, freut sich Maier für seine Jungs. „Natürlich ist es so, dass Torhüter innerhalb des Kaders Konkurrenten um einen Startplatz sind“, weiß Maier aus eigener Erfahrung. „Aber auf dem Trainingsplatz muss es fair zugehen und müssen sich die Jungs positiv unterstützen. Das ist bei unserem aktuellen Trio absolut der Fall.“

Als Heranwachsender hatte der 29-Jährige einen anderen gebürtigen Karlsruher zum Vorbild: Oliver Kahn. Heute orientiert er sich eher an Schlussmännern wie Marc-André ter Stegen, Gianluigi Donnarumma oder auch am Ex-Hoffenheimer Gregor Kobel. Und was zeichnet den idealen Torhüter seiner Meinung nach aus? „Dass er Fußball spielen können und größer als 1,85 Meter sein muss, ist mittlerweile Standard. Er sollte zudem über harte Arbeit in jedem Training athletisch und mental ständig besser werden wollen, das Spiel lesen und den Raum verteidigen können.“ Als positives Beispiel aus den eigenen Reihen nennt Maier den aktuellen U19-Keeper Tim Philipp. „Er hat sich von der Nummer 3 der U16 zur Nummer 1 der U17 hochgearbeitet, weil er sich mit viel Ehrgeiz und Willen beeindruckend entwickelt hat.“

Inspiration Tom Brady

In den kommenden Tagen geht es für Maier darum, sein Torwart-Trio optimal auf die Halbfinalspiele zur Deutschen Meisterschaft gegen den VfL Wolfsburg vorzubereiten. Dem Familienmenschen bleibt demnach wenig Raum für Freizeit, die er gerne im häuslichen Garten in Blankenloch, beim Padel Tennis oder auf dem Fahrrad verbringt. Von September bis Februar sieht er sich auch gerne American Football an. „Hauptsächlich die Spiele von Tom Brady“, hat Maier kein Lieblingsteam, sondern ließ sich gerne vom Quarterback inspirieren, der gerade seine Karriere beendet hat. Zwei unterschiedliche Sportarten, zwei gegensätzliche Positionen – aber durchaus Parallelen: „Ein Torhüter muss wie ein Quarterback ein Spiel lesen, Muster und Räume erkennen.“

Was die eigene Situation und Weiterentwicklung angeht, ist Maier aktuell entspannt. „Ich bin sehr glücklich bei der TSG, und dass es mir hier möglich ist, in der U17 hauptberuflich zu arbeiten. In anderen Vereinen wäre das nur bei den Männern möglich, weshalb man immer unter dem Druck steht, so schnell wie möglich hochzukommen. So fühle ich mich auch in der Akademie sehr wohl, da ich die freundschaftliche Zusammenarbeit in unserem Trainerteam und den guten Austausch mit U19-Torwarttrainer Philipp Birker und den anderen Torwarttrainern sehr schätze.“

DM-Halbfinale, Hinspiel
TSG 1899 Hoffenheim - VfL Wolfsburg
Sonntag, 2. April, 11 Uhr, Dietmar-Hopp-Stadion

Ticket-Informationen gibt es hier.

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