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MÄNNER
06.12.2022

Kapitän Hübner verlässt die Brücke: „Es geht nicht mehr“

Benjamin Hübner (33) muss seine Karriere beenden. Diese Entscheidung hat der Kapitän des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim nach einer Reihe von Verletzungen und reiflicher Überlegung getroffen. Zuletzt sorgte eine hartnäckige Blessur am Sprunggelenk für eine monatelange Zwangspause.

Wer auf der TSG-Homepage den Suchbegriff „Benjamin Hübner“ eintippt, dem wirft die eigentlich doch so kühle Maschine ein echtes Drama aus. Vom „Ende der Leidenszeit“ wurde im November 2018 berichtet. „Reha statt Sommerurlaub“ stand im Juni des vergangenen Jahres auf dem Redaktions-Programm. Schlagzeilen, die aber doch nur unzureichend wiedergeben können, welches persönliche Schicksal sich dahinter verbirgt.

Auch wenn Benjamin Hübner nur selten tiefe Einblicke in seine Gefühlswelt gewährt, der Öffentlichkeit meist mit einem Lächeln und einem flotten Spruch entgegentritt, ist die Verbitterung bei ihm deutlich zu spüren. „Es geht nicht mehr“, sagt der 33 Jahre alte Kapitän des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim. Vier Worte nur, aber sie bedeuten für einen Profi, der Jahre voller Leidenschaft, aufrichtiger Hingabe und hoher Authentizität seinen Sport geliebt, gelebt und gelitten hat, nicht weniger als das Ende (s)einer Fußball-Welt. Immer wieder hatte er es in den vergangenen Jahren versucht. Damals, im Spätsommer 2018, als er sich im Training eine Kopfverletzung zuzog und es in einer ersten Einschätzung hieß: „Länger als zwei Spiele wird er nicht ausfallen“. Aus zwei Spielen wurden 14, aus Wochen wurden Monate. Hübner reiste durch die Republik, nicht um Fußball zu spielen, sondern um Spezialisten aufzusuchen, auf dass er endlich Gewissheit gewinne, was ihm denn da den Schlaf raubt, das Gleichgewicht, seinen Job. Im Sommer 2020, unmittelbar vor dem Saisonstart, erwischte es den Verteidiger dann im Training unglücklich am linken Fuß – es folgten 294 Tage Pause, eine komplette Spielzeit. Verletzungsbedingt konnte Benjamin Hübner seit dem 1. Juli 2020 gerade einmal sieben Pflichtspieleinsätze absolvieren, stand dabei in den vergangenen zweieinhalb Jahren nur 478 Minuten auf dem Platz. Und dennoch hat der TSG-Kapitän immer weiter um seine Karriere gekämpft.

Schließlich ist der Name Hübner hierzulande ein echtes Fußball-Qualitätssiegel. Vater Bruno glänzte auf dem Feld ebenso wie als Sportdirektor, die Brüder Florian (31) und Christopher (35) verteidigten im wahrsten Wortsinn den guten Ruf des Namens. Der Benjamin aber, der mit seinen 33 Jahren die Wortbedeutung des „Jüngsten“ gar nicht erfüllt, schrieb das erfolgreichste Kapitel in der Fußball-Familien-Saga. In 122 Bundesliga- und 105 Zweitliga-Spielen hielt „Benni“ seine Knochen und ganz oft auch den Kopf hin. Er steckte nie auf und konnte die TSG sogar in der Champions League als Kapitän auf den Rasen führen. Hingabe war sein Markenzeichen. Seine Qualitäten als knallharter und kopfballstarker Zweikämpfer, seine Präsenz und die Fähigkeit auf den Punkt im Wettkampf seine Leistung abzurufen, machten ihn zum Bundesliga-Profi, zum Kapitän und zu einem Führungsspieler, wie ihn sich jede Mannschaft nur wünschen kann. Zu seiner Bilanz wird keine weitere Partie mehr hinzukommen.

Seit seinem Wechsel nach Hoffenheim im Sommer 2016 hat er sich oft geschunden und aufgerieben für sein Team. Vorangehen, klare Kante auf dem Rasen, Klartext außerhalb. Das machte Benjamin Hübner so wertvoll, auch dort, wo Meinungen gemacht werden, Stimmungen wachsen, sich ein Team und seine Energien bilden – in der Kabine.

„Benni war nicht nur ein vorbildlicher Kämpfer und eine charakterstarke Führungsfigur auf dem Feld, sondern immer auch ein wichtiger und klarer Ansprechpartner für mich, wenn es um Team-Belange ging. Er ist eine große Persönlichkeit, die uns auf dem Platz fehlen wird, aber es gab bereits erste konkrete Gespräche, wie wir ihn nach seinem Profi-Abschied bei uns einbinden können“, sagt TSG-Direktor Profifußball, Alexander Rosen, der darüber hinaus bestätigt, dass Hübner im Rahmen des ersten Heimspiels 2023 gegen den VfB Stuttgart vor den eigenen Fans verabschiedet wird. „Natürlich ist es immer eine Ehre für mich, das Team als Kapitän aufs Feld zu führen. Aber auf dieses Privileg hätte ich gerne verzichtet, wenn Benni dafür noch spielen könnte. Allein wie er mit der für ihn belastenden Situation in den vergangenen Jahren umgegangen ist, zeigt, welch großartiger Mensch er ist“, zollt Oliver Baumann dem Amtsvorgänger seinen Respekt.

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