Valentin Lässig: In bester Familientradition
Im Familienduell steht es 2:0. Valentin Lässig, der als Mittelfeldspieler seit dieser Saison fest zum Kader der U23 zählt, führt. Der 19-Jährige hat mit „Hoffe zwo“ mittlerweile zweimal in der Regionalliga Südwest gegen den FC-Astoria Walldorf gespielt und gewonnen – und damit eben auch zweimal gegen Emilian, seinen um dreieinhalb Jahre älteren Bruder. „Es ist natürlich schöner so, als wenn es andersherum gelaufen wäre“, sagt Valentin, lächelt und bestätigt, dass der ein oder andere Spruch gefallen ist nach den beiden Partien, die die Hoffenheimer mit 1:0 in der vergangenen Saison und 5:4 in der aktuellen Spielzeit für sich entschieden haben. Schließlich wohnen die Lässig-Söhne noch im Elternhaus, sie liefen sich also zwangsläufig einige Stunden nach den Spielen wieder über den Weg. „Ein dauerhaftes Thema“, versichert Valentin, „war es aber natürlich nicht.“
Dass „Vale“, wie ihn die meisten in Hoffenheim rufen, bereits zweimal gegen seinen Bruder angetreten ist in der Regionalliga Südwest, untermauert seinen Status im Hoffenheimer Profiunterbau: Lässig, der in der vergangenen Saison eigentlich noch zum Kader der A-Junioren zählte, hat seinen Platz im „Hoffe zwo“-Aufgebot gefunden, trotz der großen Konkurrenz, die gerade auf seiner Position im zentralen Mittelfeld in der U23 herrscht, wenn etwa Spieler aus dem Profikader in der Hoffenheimer Zweitvertretung aushelfen. Auf elf Einsätze kommt der 1,77 Meter große Allrounder in der aktuellen Spielzeit. Er stand an jedem Spieltag im Kader und verzeichnete auch schon eine Torvorlage – direkt am ersten Spieltag, beim 2:0-Erfolg gegen Hessen Kassel, als er für den mittlerweile zu NK Domžale nach Slowenien gewechselten Franko Kovačević auflegte.
Beim 2:1 in Frankfurt in der Startelf
„Insgesamt bin ich mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. Ich bin oft zum Einsatz gekommen und arbeite weiter hart daran, mich zu verbessern“, zieht Lässig ein positives Zwischenfazit. Heraus ragt für ihn der Einsatz von Beginn an in der Partie beim FSV Frankfurt, als er mit Umut Tohumcu das defensive Mittelfeld bildete. Die Hoffenheimer behielten am Bornheimer Hang mit 2:1 die Oberhand. Zuletzt stellte Lässig seine Flexibilität unter Beweis: Beim 6:1 gegen Eintracht Trier kam er zur zweiten Hälfte ins Spiel und lief in der Innenverteidigung auf. „Er hat das souverän gelöst“, lobte TSG-Coach Vincent Wagner nach der Partie.
Lässig steht mit seinen 19 Jahren für den Weg, den die U23 in dieser Saison mehr denn je gehen will: Junge, talentierte Spieler sollen ihre Rolle finden und zum Gesamterfolg beitragen, sich dabei aber auch selbst weiterentwickeln. Für den defensiven Mittelfeldspieler ist der Übergang in den Erwachsenenfußball schrittweise vorangegangen. Als A-Junior zählte er bereits in der vergangenen Spielzeit zum erweiterten U23-Kader, debütierte am 8. Oktober 2021 beim 0:1 gegen den FSV Mainz 05 II und absolvierte bis zum Ende der Saison 2021/22 insgesamt noch sechs weitere Einsätze in der Regionalliga Südwest. Nebenher zog er seine letzte Spielzeit in der U19-Bundesliga fast komplett durch, fehlte nur in einer Partie und führte die Hoffenheimer A-Junioren einige Male als Kapitän aufs Feld.
Carsten Kuhn als Förderer
Mit dem Aufstieg in die U23 hat Lässig seine Laufbahn konsequenterweise um das nächste TSG-Kapitel erweitert. Schließlich trägt der einstige U16-Nationalspieler (zwei Einsätze im Jahr 2019) schon seit dem Jahr 2014 fest das Hoffenheimer Trikot, nachdem er in den Jahren zuvor bereits im Kinderperspektivteam erste Schritte in blau und weiß gegangen war. Seinen Heimatverein, den FC Germania Forst, verließ er im Jahr des deutschen WM-Sieges in Brasilien dann endgültig, um sich der Hoffenheimer U12 anzuschließen, in der er erstmals auf Carsten Kuhn traf. Kuhn trainierte Lässig in der U12 und U14 als Chefcoach und später dann noch in der U17 als Co-Trainer. „Man kann schon sagen, dass er einer meiner größten Förderer bei der TSG war“, sagt Lässig, „wobei ich von allen Trainern viele positive Dinge mitgenommen habe.“
„Vale“ trainierte in seiner Jugendzeit unter mehreren langjährigen Akademie-Coaches: Michael Kunzmann in der U13, Wolfgang Heller in der U15, Kai Herdling in der U16 sowie später auch wieder in der U23, Danny Galm (jetzt FC Bayern U19) in der U17 und Marcel Rapp, der mittlerweile in der 2. Liga bei Holstein Kiel an der Seitenlinie steht, in der U19. Bei sämtlichen Trainern genoss er ein hohes Ansehen, kam auf seine Einsätze und empfahl sich für höhere Aufgaben. Als Höhepunkte seiner Jugendzeit bezeichnet er die internationalen Turniere, die er im Hoffenheimer Trikot spielen durfte, etwa mit der U16 in Südkorea: „Es war ein Privileg, an Orte zu reisen, die ich ohne den Fußball in dieser Form sicherlich nicht kennengelernt hätte.“
Der Vater als Mentor, aber nicht als Trainer
Nicht gespielt hat er unter dem heutigen U16-Trainer der TSG. „Das wäre sicherlich mal interessant gewesen. Ich stelle es mir auf jeden Fall aber auch schwierig vor“, sagt Lässig, als er darauf angesprochen wird. Die Rede ist von seinem Vater Andreas Lässig, der ihm und seinem Bruder Emilian das Fußballgen weitergegeben hat.
Lässig senior spielte als Aktiver für den SV Waldhof Mannheim. Er kam im Jahr 1990 in der 1. und 2. Bundesliga zum Einsatz. Seine Söhne waren damals noch nicht geboren, die Erinnerungen an den kickenden Papa sind dementsprechend andere. „Ich war als Kleinkind auf dem Sportplatz dabei, als er Spielertrainer des FC Zuzenhausen war“, berichtet „Vale“. „Außerdem haben wir natürlich immer viel im Garten miteinander gespielt, und meine Eltern betreiben in unserem Heimatort Forst eine Fußball- und Tennishalle, in der wir oft waren. Mein Vater gibt mir heute Ratschläge, nachdem er meine Spiele in der U23 angeschaut hat. Das hilft mir auf jeden Fall sehr.“
Tennis als zweites großes Hobby
Der Vater einst in Bundesliga aktiv, der Bruder ebenfalls in der Jugend und der U23 für die TSG Hoffenheim im Einsatz (zwischen 2010 und 2021) – an fußballerischen Vorbildern mangelte es Valentin Lässig nicht. „Ich habe mich aber nie unter Druck gesetzt gefühlt“, betont er, „hätte ich etwas anderes machen wollen als Fußball, wäre das kein Problem gewesen. Ich hatte aber immer Spaß auf dem Platz.“ In Verbindung mit der in der Familie verankerten Veranlagung eine gute Voraussetzung, um ebenfalls den Weg in den leistungsorientierten Fußball zu finden. Die Verpflichtungen abseits des Sports ließ er indes nicht außer Acht: Lässig hat das Abitur in der Tasche und ist dementsprechend auch neben dem Platz für die Zukunft gerüstet.
Ihn und seinen Bruder verbindet derweil neben dem Fußball noch eine weitere sportliche Leidenschaft. „Mit Emilian spiele ich sehr gerne Tennis, wenn es die Zeit mal erlaubt“, nennt er sein zweites großes Hobby. Eine genaue Bilanz haben sie auf dem Court allerdings nicht festgehalten. Im Fußball wird es sich noch in diesem Jahr zeigen, ob der jüngere der Lässig-Brüder auf 3:0 erhöhen kann, wenn die U23 am 9. Dezember um 19 Uhr zum Rückspiel beim FC-Astoria Walldorf gastiert.