Der rote Faden nach Brasilien

Nachdem er als Teil des U16-Trainerteams Anfang Juni noch die Meisterschaft in der Oberliga Baden-Württemberg gefeiert hatte, konnte der 30-jährige Feuchtwanger im Gegensatz zu seinen Kollegen noch keinen Urlaub machen – musste aber dennoch eine Reise planen. Über São Paulo und Navegantes flog Ruf nach Balneário Camboriú in den Bundesstaat Santa Catarina. Sein Auftrag: Eine Ist-Analyse der Bedingungen und bisherigen Arbeit beim Barra FC vornehmen und die Weichen stellen, um das Niveau im physischen und medizinischen Bereich auf das der TSG Hoffenheim anzuheben.

Zehn Tage verbrachte der Sportwissenschaftler in Brasilien, wo er sich mit den ehemaligen Hoffenheimern Adem Karaca (U20-Trainer) und Sebastian Bacher (Geschäftsführer) sowie mit Barras Athletiktrainer Lucas Roesler sowie den leitenden Physiotherapeuten regelmäßig austauschte. „Die Verantwortlichen waren für jedes Feedback sehr dankbar. Das Potenzial und der Wille, gemeinsam etwas zu entwickeln, sind da“, sagt Ruf. Obwohl kaum jemand Englisch spricht, gab es dank Karaca und Bacher keine Sprachprobleme, Roesler ist zudem deutschstämmig und spricht perfekt Deutsch.

Auf Rufs Plan standen neben mehreren Trainingsbesuchen der U15, U17 und U20 in erster Linie Gespräche mit den Athletiktrainern und Physiotherapeuten, um ihre Arbeitsweise kennenzulernen und zu analysieren. Es galt die Fragen zu klären, wie zum Beispiel die aktuellen Strukturen im Bereich des Athletiktrainings (Belastungssteuerung, Wochenplanung etc.) und der Aufbau der medizinischen Abteilung konzeptionell verbessert werden können.

„Bis zur Fertigstellung des neuen Trainingsgeländes in voraussichtlich zwei Jahren sind die Bedingungen zwar für brasilianische Verhältnisse gut, aber für deutsche nicht optimal“, so Ruf. „Aber ich bin mir sicher, dass wir viel gemeinsam voranbringen und einen roten Faden etablieren werden“, so der 30-Jährige, der nach dem persönlichen Kennenlernen den Kontakt zu Roesler und Kollegen auch über 10.200 Kilometer Luftlinie online aufrechterhalten wird.

Beitrag zu mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit

Aber nicht nur für die Barra-Verantwortlichen war dieser Besuch von Bedeutung. „Für mich war das eine schöne und vor allem lehrreiche Erfahrung, zu sehen, wie andere arbeiten. Es gibt einiges zu tun und wir freuen uns darauf, die Talente auch im physischen Bereich zu verbessern“, sagt Ruf, der zum Abschluss seines Besuchs dem überregionalen TV-Sender Globo ein Interview geben durfte.

„Ludwig Rufs Dienstreise nach Brasilien war der Auftakt einer langen Reihe von Maßnahmen, um die Barra-Talente auf ein höheres Level zu heben“, sagt Terence Träber, Leiter der Abteilung Internationalisierung, die neben Brasilien auch weitere internationale Projekte der TSG-Akademie koordiniert. „Für die kommenden Monate planen wir weitere Fortbildungsmaßnahmen in den Bereichen Individualtraining und Videoanalyse. Generell ist die Förderung von Talenten in deren Heimatland für uns auch ein Beitrag zu mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit im Profisport.”

Im Frühjahr waren bereits drei Nachwuchsspieler des Barra FC in der TSG-Akademie zu Gast, um leistungsdiagnostische Tests zu absolvieren und zwei Wochen mit der damaligen U17 zu trainieren. „Das war eine wertvolle Erfahrung für diese Jungs“, sagt Dirk Mack. Der ehemalige Direktor der TSG-Akademie ist für die sportliche Konzeption des brasilianischen Klubs verantwortlich und identifiziert die Spieler, die in den engeren Fokus für die TSG rücken. „Der aktuelle Austausch der Athletiktrainer ist insbesondere für die gezielte Förderung der Top-Spieler von großer Bedeutung“, betont Mack.