Alle Ergebnisse TSG eSPORTS TSG IST BEWEGUNG TSG Radio
AKADEMIE
11.05.2022

TSG-Quartett ist heiß auf die U17-EM in Israel

Vier Fußballer der TSG Hoffenheim nehmen ab dem 16. Mai an der U17-Europameisterschaft in Israel teil: Tom Bischof (Profikader) und Tim Drexler (bei der TSG in der U19 aktiv) mit dem deutschen Team, Diren Dağdeviren und Ali-Eren Ersungur (beide aus der Hoffenheimer U17) mit der türkischen Nationalmannschaft. In unserer großen Vorschau berichten wir über die Stimmungslage bei unseren Spielern, den Modus der EM, die Gegner von Deutschland und der Türkei, aber auch ganz grundsätzlich über den Fußball im Gastgeberland.

Die Hoffenheimer bei der U17-EM

Zur Nationalmannschaft zu fahren, ist immer ein besonderes Gefühl – umso mehr, wenn die Dienstreise mit der Teilnahme an einer EM verbunden ist. Aufregung, Freude, Zuversicht, Entschlossenheit – die Gefühlslage bei Tom Bischof, Tim Drexler, Diren Dağdeviren und Ali-Eren Ersungur mischt sich derzeit aus mehreren Emotionen.

„Ich freue mich sehr auf das Turnier. Für uns junge Spieler ist das ein tolles Event. Wir werden alles aus uns rausholen“, betont Mittelfeldspieler Tom Bischof, der sich gemeinsam mit Tim Drexler am Dienstag auf den Weg nach Frankfurt gemacht hat. Von dort aus stand am Mittwoch die Abreise nach Israel an.

Auch Verteidiger Drexler blickt der EM mit Vorfreude entgegen und hat sich einiges vorgenommen: „Wir haben uns in zwei Runden für das Turnier qualifiziert. Jetzt schauen alle auf uns und das Turnier. Das macht den besonderen Reiz der EM aus. Wir müssen jetzt performen.“

„Für mich ist es das größte Turnier, das ich bisher in meinem Leben gespielt habe. Dabei zu sein, ist eine Auszeichnung für die Leistungen in dieser Saison. Mit der EM möchte ich meine Saison krönen“, sagt Diren Dağdeviren, einer von zwei türkischen U17-Nationalspielern aus der TSG-Akademie. Der Mittelfeldspieler weiter: „Wir werden jetzt so trainieren, damit wir für das erste Gruppenspiel bereit sind.“

Sein Teamkollege, Angreifer Ali-Eren Ersungur, ergänzt: „Die Stimmung bei uns im Team ist sehr gut. Wir sind alle heiß auf das Turnier und werden alles reinwerfen.“   

EM-Fakten

Die U17-Europameisterschaft wird seit 1982 jährlich (einzige Ausnahme: 1983) ausgetragen, 2020 und 2021 wurde das Turnier pandemiebedingt abgesagt. Rekordchampion ist Spanien mit neun Siegen, aktueller Titelverteidiger sind die Niederländer, die bei der letzten Ausgabe 2019 Italien im Endspiel mit 4:2 bezwangen. Es war die Neuauflage des 2018er Endspiels, das ebenfalls „Oranje“ gegen die „Azzurri“ für sich entschied, allerdings erst im Elfmeterschießen. Die bevorstehende U17-EM ist die insgesamt 38. Auflage, Israel war bereits einmal, 2000, Ausrichter. Damals setzte sich Portugal durch ein „Golden Goal“ von Ricardo Quaresma durch.

Deutschland hat sich bislang drei Mal (1984, 1992, 2009) in die Siegerliste eingetragen. Zuletzt waren auch immer wieder Hoffenheimer Jungs beim Kontinentalwettbewerb dabei: Niklas Süle erreichte 2012 mit der DFB-Elf in Slowenien das Finale, scheiterte aber im Elfmeterschießen an den Niederlanden. Der heutige TSG-Profi Dennis Geiger kehrte 2015 mit der Silbermedaille aus Bulgarien zurück. 2019 feierte Melayro Bogarde (derzeit an den FC Groningen ausgeliehen) mit den Niederlanden den Titel.

In der Liste der Torschützenkönige oder der als „Golden Player“ gekürten besten Spieler finden sich spätere Top-Stars, wie Jadon Sancho (2017), Mario Götze (2009), Cesc Fàbregas (2004) oder Wayne Rooney (2002), aber auch solche, deren Karrieren anschließend nicht so in Fahrt kamen.

Modus- und Austragungsorte

Die EM läuft vom 16. Mai bis zum 1. Juni.

Gespielt wird in vier Gruppen zu je vier Teams. Die Gruppenersten und -zweiten erreichen das Viertelfinale, ab da geht es im K.o.-System weiter. Verlängerungen sind nicht vorgesehen, steht es nach der regulären Spielzeit Unentschieden, geht es direkt ins Elfmeterschießen.

Das Ramat-Gan-Stadion in Ramat-Gan, in dem das Endspiel der EM 2000 stattfand, ist erneut Austragungsort, das Finale wird diesmal jedoch im Netanja-Stadion von Netanja über die Bühne gehen, das mit einer Kapazität von 13.610 auch die größte Spielstätte dieses Turniers ist. Im Volksmund wird die 2013 fertiggestellte Arena auch „Diamond Stadium“ genannt.

Die weiteren drei Spielorte sind das Haberfeld-Stadion in Rischon LeZion sowie die beiden Städtischen Stadien von Nes Ziona und Lod, in denen die Türkei und Deutschland auch ihre Gruppenphase absolvieren.

Das deutsche und das türkische Team

„Wir sind der Meinung, dass der für die Endrunde in Israel berufene Kader am besten den aktuellen Status quo im Jahrgang 2005 für unser Land repräsentiert", sagt Marc-Patrick Meister, Trainer der deutschen U17-Nationalmannschaft, über sein Aufgebot für das Turnier in Israel. 

Das deutsche Team hat sich sehr souverän für die U17-EM qualifiziert. Letztlich wurden alle sechs Qualifikationsspiele gewonnen, zuletzt die drei Partien bei der Eliterunde in Schottland gegen die Gastgeber (4:0) sowie gegen Georgien (3:0) und die Tschechische Republik (5:2). Meister blendet diese zuletzt makellose Bilanz aus, verweist auf die Unwägbarkeiten, die der Jugendfußball auf diesem Niveau mit sich bringt, und betont: „Der Favorit ist immer der nächste Gegner. Wir werden jedes Spiel so angehen, als wäre es unser letztes.“

Der Kader des DFB-Teams umfasst 20 Akteure – neben Tom Bischof können in Paul Wanner (FC Bayern München) und Sidney Raebiger (RB Leipzig) zwei weitere Spieler ebenfalls schon auf Erfahrung in der Bundesliga der Profis verweisen, Raebiger stand zudem einmal im DFB-Pokal auf dem Platz.

Beim türkischen Team machte sich zuletzt Stefan Kuntz, Nationaltrainer der Profis, ein Bild von der Vorbereitung und wünschte der U17 alles Gute für das Turnier. „Bei Turnieren wie diesem ist es möglich zu sehen, wie gut ihr alle seid, weil ihr gegen die besten Gegner kämpft. Es ist eine Bühne, und die Erfahrung, die man bekommt, ist einzigartig“, gab der frühere deutsche Nationalspieler und langjährige erfolgreiche U21-Nationalcoach beim DFB den türkischen Nachwuchskickern mit auf den Weg.

Auch das türkische Team musste abschließend eine Qualifikationsgruppe in der Eliterunde erfolgreich gestalten und schaffte das als Tabellenzweiter. Zwei Siege gegen Wales (5:2) und Slowenien (4:3) ebneten den Weg nach Israel. Den entscheidenden Sieg gegen die Slowenen sicherte sich die Türkei durch einen Treffer in der Schlussminute. Das 2:3 gegen Serbien war somit zu verschmerzen.

Neben zahlreichen Spielern, die in ihrem Heimatland aktiv sind, und mehreren Akteuren, die in Deutschland fußballerisch ausgebildet werden, bringen Emirhan Acar (AKA Tirol) und Selim Can Sönmez (FC Utrecht) einen niederländischen und österreichischen Anstrich ins Aufgebot. Eine Hiobsbotschaft musste das türkische Team allerdings bereits hinnehmen: Spielmacher Arda Güler fällt verletzungsbedingt für das Turnier aus. Der 17-Jährige kam beim Fenerbahçe Spor Kulübü in dieser Saison bereits zu zwölf Einsätzen in der Süper Lig und erzielte dabei drei Treffer.

Die Gegner

Das deutsche Team trifft in Gruppe A auf Israel, Italien und Luxemburg.

Die „Squadra Azzurra“ um Innenverteidiger Fabio Chiarodia, der für Werder Bremen in dieser Saison einmal in der 2. Liga zum Einsatz kam, ragt als Konkurrent ums Weiterkommen heraus, das sieht auch Drexler so: „Italien ist sicherlich eine der besten Mannschaften in unserem Jahrgang.“ Aber auch die beiden anderen Kontrahenten bringen ihre Stärken mit. „Luxemburg hat England auf dem Weg nach Israel rausgeworfen“, betont Tom Bischof und erinnert an das 2:0 der „Roten Teufel“ gegen die „Three Lions“ in der Qualifikation. „Bei so einem Turnier gibt es ohnehin keine leichten Gegner mehr. Wir wollen alle Gegner besiegen“, ergänzt Drexler.

In die Verlegenheit, einen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen, wird auch das türkische Team nicht kommen, denn die Namen der Gegner in Gruppe C haben es in sich: Spanien, Serbien und Belgien.

„Das ist ein richtiges Brett, die stärkste Gruppe bei diesem Turnier“, findet Diren Dağdeviren. Mit Serbien hat das türkische Team noch eine Rechnung offen nach der Niederlage zuletzt im Qualifikationsspiel, betonen beide Hoffenheimer. „Es ist eine schwere Gruppe, aber im Fußball ist alles machbar“, sagt Ali-Eren Ersungur.

Die Termine

Die Partie Deutschland gegen Italien am 16. Mai um 16.30 Uhr in Nes Ziona ist – neben der zeitgleich angesetzten Begegnung Frankreich gegen Polen – eines von zwei Eröffnungsspielen der U17-EM in Israel.

Deutschland trifft im weiteren Verlauf der Gruppenphase am 19. Mai um 16.30 Uhr in Rischon LeZion auf Luxemburg und am 22. Mai um 19 Uhr in Lod auf Gastgeber Israel.  

Für die Türkei liegt die Messlatte mit der Partie gegen Spanien um Bayer Leverkusens Iker Bravo (ein Bundesliga-Einsatz in dieser Saison) am 17. Mai um 19 Uhr in Nes Ziona direkt hoch. Dabei soll die Basis für die weiteren Partien gelegt werden, in denen das türkische Team auf Serbien (20. Mai, 13.30 Uhr, Rischon LeZion) und Belgien (23. Mai, 16.30 Uhr, Nes Ziona) trifft.

Die Ansetzungen geben somit her, dass jeder Spieltag in der Gruppenphase mit Hoffenheimer Beteiligung über die Bühne gehen wird.

Die Viertelfinalspiele sind für den 25. und 26. Mai, jeweils 16.30 und 19 Uhr angesetzt. Die beiden Halbfinal-Partien beginnen am 29. Mai um 16.30 und 20 Uhr.

Das Endspiel wird am 1. Juni um 18 Uhr angepfiffen.  

Fußball in Israel

In Hoffenheim sind die beiden TSG-Profis Munas Dabbur und Ilay Elmkies (derzeit an Admira Wacker Mödling ausgeliehen) die bekanntesten israelischen Fußballer. Der wohl erfolgreichste ist Yossi Benayoun, der viele Jahre für den Liverpool FC und Chelsea FC in der Premier League aktiv war, ebenso wie Ronny Rosenthal, der zwischen 1990 und 1999 für die „Reds“, Tottenham und Watford stürmte. Generell aber spielt der Fußball in Israel hinter Basketball die zweite Geige.

Der 1928 gegründete israelische Fußball-Verband IFA ist erst seit 1992 Mitglied der UEFA – ansonsten dürfte in diesem geografisch gesehen in Asien liegenden Land auch keine Europameisterschaft ausgetragen werden. Zuvor war die IFA aufgrund der politischen Spannungen aus dem asiatischen Kontinentalverband geflogen und seit 1976 heimatlos. Somit nehmen seit 1992 die israelischen Vereine auch an den Europapokal-Wettbewerben teil – mit überschaubarem Erfolg. Hapoel Tel-Aviv erreichte 2002 das Viertelfinale im UEFA-Pokal gegen den AC Mailand, mit Maccabi Tel-Aviv stand 2016 letztmals ein israelischer Vertreter in der Champions-League-Gruppenphase.

Israels größter Erfolg ist die (bislang einzige) WM-Teilnahme 1970, wo die „Nivchéret“ („Auswahl“) zwar ohne Sieg blieb, aber immerhin Italien (0:0) und Schweden (1:1) ein Remis abtrotzte. Für eine Herren-Europameisterschaft qualifizierte sich Israel nie, 1964 wurde durch ein 2:1 gegen Südkorea in Ramat-Gan die Asienmeisterschaft gefeiert. Auf U17-Ebene durfte das Land schon vor 1992 „europäisch“ spielen und debütierte 1987 bei einer EM, 1996 erreichte es in Österreich sogar nach einem 3:2-Erfolg nach Verlängerung gegen Deutschland das Halbfinale und belegte am Ende Platz drei.

Der israelische Vereinsfußball war viele Jahre von den drei dominierenden politischen Ideologien bestimmt und organisierte sich in den Bewegungen „Maccabi“ („Kampfgeist“), die dem liberalen Bürgertum nahesteht, „Hapoel“ („Arbeiter“, Gewerkschaft und sozialistische Partei) und „Beitar“, das den Nationalisten zugeordnet wird. Mittlerweile sind die großen Klubs weitgehend privatisiert und werden oft von Geschäftsmännern kontrolliert, die entweder Israelis oder Ausländer jüdischer Abstimmung sind. Maccabi Tel-Aviv, der älteste Klub Israels und mit 23 Meisterschaften Rekordhalter, war lange im Besitz eines Software-Magnaten. Von 2011 bis 2014 spielte auch Munas Dabbur für Israels populärsten Klub, der zwei Mal die asiatische Champions League (1968 und 1971) gewann und sich im Basketball sechs Mal die europäische Krone aufsetzte – nur Real Madrid und ZSKA Moskau sind erfolgreicher.

Jetzt Downloaden!
Seite Drucken nach oben