Luca Kölsch: Rückschlag gemeistert
Dass Luca Kölsch mit nur drei Jahren das erste Mal beim Training der Bambini-Mannschaft seines Heimatvereins FV Niefern auftauchte, sagt ziemlich viel darüber aus, wie sehr der Fußball stets das Leben des Mittelfeldspielers bestimmt hat. Der Ball war eben schon immer Teil seines Lebens – auch, wenn er mit drei Jahren noch etwas zu jung für eine Vereinsmannschaft war und erst einmal noch auf dem Rasen des Elternhauses weiterkicken musste. Aufhalten ließ sich Kölsch davon ebenso wenig wie von zwischenzeitlichen körperlichen Nachteilen oder dem Kreuzbandriss, seiner ersten schwerwiegenderen Verletzung.
Es passierte im U17-Training vor einem Jahr – rund eine Woche vor dem Auftakt in die Restrückrunde. Trainer Marcel Rapp ließ im Abschlusstraining vor dem letzten Test „Eck‘ spielen“, als Kölsch bei einem Zweikampf zu Boden ging und der Gegenspieler auf sein Knie fiel. „Ich habe gleich einen stechenden Schmerz gespürt und geschrien“, erinnert sich Kölsch.
An den Worst Case unter den Fußballverletzungen dachte er damals aber nicht sofort. „Der Schmerz hat dann erst mal nachgelassen und ich konnte auch auftreten, sodass ich mich eher gefragt habe, warum ich da vorhin eigentlich so rumgeschrien habe.“ Doch nach dem Duschen bemerkte er, dass das Knie stark angeschwollen war. Eine MRT-Untersuchung im Krankenhaus brachte schließlich die bittere Erkenntnis: Kreuzbandriss.
In der U14 Wechsel vom KSC zur TSG
Bis dahin war es für Luca Kölsch stetig bergauf gegangen. Nachdem er mit drei Jahren zunächst noch nicht für den FV Niefern spielen durfte, nahm ihn der Klub aus der Nähe seiner Geburtsstadt Pforzheim zwei Jahre später doch noch auf. In der U11 ging es dann weiter zum Karlsruher SC, wo der technisch beschlagene offensive Mittelfeldspieler ebenfalls derartig herausstach, dass die TSG auf ihn aufmerksam wurde.
„Ich hatte schon mitbekommen, dass Hoffenheim über mich redet und als ich dann das Angebot bekommen habe, zur TSG zu wechseln, musste ich nicht überlegen“, sagt Kölsch, der zur U14 das KSC-Trikot gegen das der TSG eintauschte.
Mit dem Vereins- ging jedoch auch ein Schulwechsel einher, da der Gymnasiast es von seiner bisherigen Schule nicht rechtzeitig zum Training nach Zuzenhausen geschafft hätte. Und so fuhr Kölsch Morgen für Morgen von seinem Elternhaus in Niefern mit dem Zug ins Wilhelmi-Gymnasium nach Sinsheim, um danach in der Akademie oder bei Schulfreunden zu Mittag zu essen und die Hausaufgaben zu erledigen.
„Das war natürlich schon etwas stressig, deshalb habe ich dann in der U15 auch gesagt, dass ich jetzt so weit bin, um von zu Hause auszuziehen und in eine Gastfamilie zu gehen.“ Praktischerweise hatte er ohnehin schon immer viel Zeit bei der Familie eines Schulfreundes in Sinsheim verbracht, sodass er ab der U15 fest dort wohnen konnte.
Zehn Zentimeter in einem Jahr gewachsen
Sportlich lief es trotz des stressigen Alltags weiter gut für Kölsch. Den Einstieg in die U14 hatte ihm sein damaliger Trainer Patrick Westermann leichtgemacht, denn den kannte er schon vom KSC. In der U15 wurde Kölsch zudem mehrmals für Lehrgänge der deutschen U15-Nationalmannschaft berücksichtigt. Dort fiel ihm jedoch verstärkt auf, was er im Verein vielleicht noch mit seiner starken Technik ausgleichen konnte: „Körperlich war ich zu der Zeit etwas hinten dran, aber daran habe ich in den letzten Jahren zusammen mit den Athletiktrainern der TSG gearbeitet.“
Neben dem Aufbau von Muskelmasse durch das Athletiktraining sorgte auch ein Wachstumsschub in der U16 und U17 dafür, dass heute von dem einstigen körperlichen Rückstand nichts mehr zu sehen ist. In nur einem Jahr wuchs Kölsch zehn Zentimeter, was jedoch koordinative Problemen mit sich brachte. Dennoch kam er in der U17 regelmäßig auf seine Einsätze und befand sich allgemein auf einem guten Weg. Dann riss das Kreuzband. „Am Anfang war ich natürlich besorgt, denn ich wusste, dass ein wichtiges Jahr vor mir lag“, erzählt der Mittelfeldspieler. „Doch der Verein hat mir sofort signalisiert, dass ich in die U19 übernommen werde und wieder meine Chance bekomme. Das war sehr wichtig für mich.“
„Hatte in der Reha Topbetreuung“
Nach der Operation in Pforzheim begann aber zunächst die langwierige Reha. Von Montag bis Samstag schuftete Kölsch für sein Comeback. „Am Anfang musste ich mitansehen, wie meine Beinmuskulatur, die ich mir zuvor ja mühsam antrainiert hatte, nach und nach weniger wurde.“ Doch nach rund zwei Monaten macht Kölsch immer größere Fortschritte. „Ich hatte in der Reha wirklich eine Topbetreuung und mir wurde immer wieder versichert, dass sich mein Knie sehr gut entwickelt“, erzählt der 17-Jährige.
Zusammen mit anderen verletzten Spielern aus der Akademie, der U23 oder auch den Profis machte Kölsch im Herbst unter Anleitung von Profi-Reha-Trainer Otmar Rösch erste Versuche auf dem Platz. Auch der Ball kam dabei mehr und mehr ins Spiel. „Das war gut, denn durch das Training mit Otti hatte ich schon vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining die Angst vor Zweikämpfen verloren.“
Nach dem Abi Fokus auf Fußball
Seit zwei Wochen trainiert Kölsch nun wieder ohne Einschränkungen mit der Mannschaft, deren erfolgreiche erste Saisonhälfte er zufrieden auf der Tribüne verfolgt hat. Das hohe Niveau helfe ihm, schnell weitere Fortschritte zu machen, sagt Kölsch. Genau die werden auch nötig sein, wenn er sein großes Ziel verwirklichen will. „Ich möchte in der Rückrunde noch zum Einsatz kommen und dann in der neuen Saison topfit sein, damit ich voll durchstarten kann.“
Für den Sommer hat Kölsch, der sich für ein sportwissenschaftliches Studium interessiert, mit dem Abitur zudem ein weiteres Ziel vor Augen. Danach will er sich aber zunächst einmal voll auf seine große Leidenschaft, den Fußball, konzentrieren. Ganz ohne Schulstress und Rückschläge, denn die hat Luca Kölsch ja bereits hinter sich – und erfolgreich gemeistert.
Hier geht es zum Spielerporträt von Luca Kölsch.