Vor #BVBTSG: "Wir wollen 29 Punkte"
Julian Nagelsmann über...
... den Gegner.
Ich habe mir den BVB am Dienstag in Mainz persönlich angeschaut, weil das Spiel glücklicherweise um die Ecke war und man als Bundesliga-Trainer nicht so oft die Möglichkeit bekommt, den kommenden Gegner live zu sehen. Mir sind einige Dinge aufgefallen, die sich schon im ersten Spiel unter Peter Stöger geändert haben. Es ist kein gänzlich neuer BVB, aber sie stehen etwas tiefer und das Gegenpressing ist nicht so betont wie es zuletzt unter Peter Bosz der Fall war. Das Umschalten nach Ballverlust ist wohl die augenscheinlichste Veränderung. Der BVB war zu Beginn der Saison sehr gut und dann nicht mehr so. Dass sie nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen, hat man in der ersten Halbzeit in Mainz gesehen. Nach dem Führungstreffer wurde das aber auch schnell besser. Man sieht dann schon, dass sie trotz einiger Verletzungen sehr viel Qualität haben und sehr gut kicken können. Darauf sind wir vorbereitet.
... das Personal.
Dennis Geiger wird uns aufgrund einer Gelbsperre fehlen. Ansonsten sind alle Spieler fit. Auch Sandro Wagner hat wieder mit dem Team trainiert. Wir werden am Freitagnachmittag nach dem letzten Training des Jahres entscheiden, was für die Partie Sinn macht.
... die sportliche Situation I.
Meine Mannschaft ist sehr fit, sie macht einen sehr guten Eindruck. Gegen den VfB sind wir zuletzt 127 Kilometer gelaufen - das ist schon enorm. Vor allem, wenn man die Belastung der Hinrunde und das Spiel auf Schnee in Hannover noch mit in die Gleichung nimmt. Mich hat die Energieleistung gegen Stuttgart beeindruckt. Die Jungs haben ein reifes Spiel gegen einen tief stehenden Gegner gemacht und sind ruhig geblieben, obwohl wir uns nicht so viele Möglichkeiten erspielt haben. Wir wussten aber auch, dass wir nicht komplett aufmachen dürfen. In so einem Spiel muss man dann auch mal auf die eine Möglichkeit warten und sie nutzen.
... die sportliche Situation II.
Wir haben zuletzt gegen den BVB schon sehr gute Spiele gemacht und es hat lediglich ein bisschen Glück gefehlt, um Dortmund auch mal zu schlagen. Wir sind druckvoll aufgetreten und waren auf Augenhöhe. Das gilt auch für die Tabelle. Ansonsten ist Dortmund ein Klub, der als Ganzes im Regal schon ein ganzes Stück über uns steht.
... die sportliche Situation III.
Ganz subjektiv ist diese Hinrunde nicht so gut wie die vergangene, obwohl wir mit einem Sieg in Dortmund bis auf zwei Punkte auf die Ausbeute des Vorjahres herankommen könnten. Vor der Saison hätte ich wahrscheinlich auch 26 Punkte unterschrieben, aber jetzt wollen wir 29. Die Ergebnisse in der Europa League werfen einen Schatten auf diese Hinrunde. Wir alle waren diesen Rhythmus nicht gewohnt und hatten ein paar Wellentäler. Das macht uns aber auch Hoffnung, dass wir es in der Rückrunde noch besser machen können.
... das Spiel am 18. Mai 2013.
Ich habe mich damals in der Halbzeit mit Markus Gisdol unterhalten und wir haben uns gefragt, warum wir nicht 0:6 zurückliegen. Es war unglaublich, wie viele Chancen Dortmund ausgelassen hat. Da waren wir reif für die Zweite Liga. Die zweite Halbzeit war dann völlig verrückt - zwei Elfmeter, zwei Tore, Großkreutz im BVB-Tor und der zurückgenommene 2:2-Ausgleich der Dortmunder in der Nachspielzeit. Dem Linienrichter von damals klingeln wahrscheinlich heute noch die Ohren. Das war schon Wahnsinn, aber so viel Emotion brauche ich nicht zwingend ständig. Für meine Haare und die Geheimratsecken war das kein gutes Spiel. (lacht)
Die bisherigen Duelle
20 Mal begegneten sich die TSG und der BVB in der Bundesliga oder im DFB-Pokal. Die Bilanz spricht deutlich für die Borussen, die neun Spiele für sich entscheiden konnten. Die TSG gewann vier Mal, sieben Mal trennte man sich Remis. Vor allem im Signal Iduna Park ging für die TSG bisher wenig - dort gab es in elf Spielen lediglich einen Sieg sowie drei Unentschieden. An diesen einen Erfolg erinnert sich aber jeder "Hoffe"-Fan: Am 18. Mai 2013 machte die TSG durch zwei Elfmetertore von Sejad Salihovic in letzter Minute Relegationsplatz 16 klar und feierte kurz darauf den Klassenerhalt.
Die Form des Gegners
3:0, 2:0, 0:0, 5:0, 3:0, 6:1 - das sind die BVB-Ergebnisse der ersten sechs Bundesliga-Spieltage. Die Borussen pflügten durch das Oberhaus. Noch am 9. Spieltag lag das Team auf Tabellenplatz 1. Aber acht Bundesliga-Spiele ohne Sieg kosteten Trainer Peter Bosz, der erst im Sommer aus Amsterdam nach Dortmund gekommen war, den Job. Der eben erst in Köln entlassene Peter Stöger übernahm und führte das Team in seiner ersten Partie zu einem 2:0-Erfolg bei Mainz 05. Mit dem BVB ist wieder zu rechnen.
Das Schlüsselduell
Mit Pierre-Emerick Aubameyang spielt einer der besten Stürmer Europas beim BVB. Der Gabuner ist ein Spieler, der den Unterschied macht. Trifft er, gewinnt der BVB. Eine einfache, wenn auch überspitzt formulierte Erfolgsformel bei den Borussen. Zehn Tore erzielte der Stürmer an den ersten acht Spieltagen dieser Saison, seither kamen lediglich zwei weitere dazu. Die Überschneidung mit den Teamerfolgen des BVB ist eklatant. Deshalb gilt: Wer den Stürmer aus der Partie nimmt, hat die Borussen zwar noch lange nicht geschlagen, die Chancen auf einen Erfolg steigen aber deutlich.