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SPIELFELD
29.03.2016

Baumann: "War nie der Choleriker, der sich aufspielt"

Oliver Baumann, 25, spielt eine starke Saison und rettete zuletzt die Siege der TSG gegen Wolfsburg und beim HSV. Im SPIELFELD-Interview spricht er über Emotionen, zerstörte Playstation-Controller und den Wunsch, stürmen zu dürfen. Das gesamte Interview können Sie in der April-Ausgabe unseres Club-Magazins lesen.

Oliver, im Vergleich zu anderen Torhütern wirkst Du sehr kontrolliert, Du neigst nicht zu ganz großen emotionalen Ausbrüchen.

Oliver Baumann: Ich kann das nicht gebrauchen. Wenn ich emotional werde, bin ich nicht zu 100 Prozent bei der Sache. Wenn ich mal etwas Dampf ablassen muss, bekommt das meist kurz der Pfosten zu spüren. Das war aber früher noch viel schlimmer. Generell war ich in der Jugend aber schon ähnlich kontrolliert. Ich war nie der Choleriker, der sich auf dem Platz aufspielt. Ich bin auch noch nie vom Platz geflogen. Ich bekomme auch kaum mal Gelb. Wenn der Ball allerdings länger mal weg ist, dann pushe ich mich auch mal selbst. Dann haue ich mir auf den Bauch oder lass einfach einen Schrei los. Das bekommt im Stadion ja keiner mit. (lacht)

Wärst Du manchmal lieber Feldspieler?

Baumann: Es gibt Momente, in denen ich gern mit den Feldspielern kurz tauschen würde, um mich mit einzuschalten. ‚Komm, geh mal einer kurz ins Tor, ich gehe mit nach vorn.‘ Um einfach auch die Energie, die man während des Spiels hat, rauszuhauen und einzubringen. Ich laufe sechs Kilometer im Spiel, das ist nicht viel. Alles was mich anstrengt in den 90 Minuten, ist mein Kopf, also die Konzentration. Aber körperlich kaum etwas. Stress und Druck sind größer als bei den anderen, und man kann es kaum rauslassen. Außer mal durch Schreie oder ähnliches. Die Jungs können auch mal einen aus Frust über die Bande jagen. Außerdem hat man als Feldspieler meistens noch jemanden in der Nähe. Als Torwart bist Du beim Schuss des Stürmers allein, quasi Einzelsportler.

Hast Du eine versteckte Sehnsucht, auch irgendwann mal ein Spiel durch ein Tor zu entscheiden?

Baumann: Das wäre natürlich geil, keine Frage. Da würden die Emotionen auch mal komplett mit mir durchgehen.

Gibt es private Momente, in denen Du mal ausflippst?

Baumann: Auf jeden Fall an der Playstation, da habe ich schon öfter Controller an die Wand geknallt. Vor allem in Duellen mit meinem Bruder. Aber ansonsten bin ich zu Hause sehr ruhig. Wahrscheinlich bin ich viel zu wenig emotional. Es würde mir wohl helfen, emotionaler zu sein.

Julian Nagelsmann ist ein sehr emotionaler Trainer. Wie erlebst Du ihn? Inwieweit hilft er der Mannschaft?

Baumann: Er überträgt mit seiner Art wichtige Dinge auf uns Spieler – durch seine Emotionen, seine Ansprachen an das Team, aber auch durch seine Körperhaltung beim Training und vor allem bei den Spielen von der Seitenlinie aus. Er lebt uns seine Leidenschaft für den Fußball vor und nimmt uns ein Stück weit mit. Er pusht uns, das macht er sehr gut und das ist sehr wichtig für uns.

Seit Deinem Wechsel nach Hoffenheim bist Du hier Leistungsträger. Diese Saison ist für die TSG nicht gut gelaufen, aber Du kennst Dich im Abstiegskampf aus. Ist der Druck viel höher, da jeder Fehler Konsequenzen für den gesamten Verein haben kann?

Baumann: Meine Fehler können Spiele entscheiden. Und im Abstiegskampf hängt an der Mannschaft und speziell an mir natürlich sehr viel. Aber ich bekomme es gut hin, das auszublenden. Ich habe das in Freiburg schon gut hinbekommen und mich stets auf meine Leistung konzentriert. Dort ging es ja fast immer gegen den Abstieg. Damit komme ich gut klar. In Hoffenheim ist man das nicht gewohnt und darum ist die Situation hier besonders, aber ich kann die Gedanken daran während des Spiels von meinem Kopf fernhalten. Egal ob wir Achter oder 17. sind – ich muss mich in jedem Spiel neu beweisen und neue Aufgaben bewältigen.

Deine starken Leistungen haben auch einen Anteil daran, dass sich Eure Situation in den vergangenen Wochen verbessert hat. Was erwartest Du noch von dieser Spielzeit?

Baumann: Es wird schon eklig werden. Es wird eng, wir werden Emotionen brauchen, müssen sie aber auch kontrollieren. Ansonsten vergessen wir unsere Aufgaben oder können sie nicht mehr bestmöglich lösen. Aber speziell unter Julian Nagelsmann haben wir uns sehr gut entwickelt und blicken positiv auf die nächsten Wochen: Unsere Situation ist zwar noch immer brenzlig, wir gehen aber mit viel Mut und Zuversicht auf die Zielgerade.

Zu Beginn der Saison hast Du im SPIELFELD gesagt, Deine Stärke wäre Dein Kopf. Ist das noch gültig?

Baumann: Ja, das hat auch mit Demut zu tun. Ich werde nicht überheblich, weil ich immer wieder bei null anfange. Ich gehe ins Spiel und möchte alles bestmöglich lösen. Dafür benötige ich einen ausgeruhten Kopf und eine gute Konzentration. Aber keine Emotionen. Die brauche ich wirklich nur, um mich in bestimmten Situationen zu pushen.

Zum Abschluss noch eine kleine, gemeine Frage. Es heißt oft, Torhüter und Linksaußen haben eine Meise. Wie siehst Du das?

Baumann: Bei Linksaußen weiß ich es nicht, aber ich mit Sicherheit (lacht).

Das gesamte Interview gibt es in der April-Ausgabe unseres Club-Magazins SPIELFELD.

Mit achtzehn99.de spricht Oliver Baumann über die sportliche Situation und die kommenden Aufgaben gegen Köln und in Frankfurt >>

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