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SPIELFELD
15.02.2016

Nadiem Amiri: "2015 werde ich nie vergessen"

Nadiem Amiri ist eine der positiven Überraschung bei der TSG. Der 19-Jährige will sich nun in der Bundesliga etablieren.

Kurz bevor das neue Jahr anfing, blickte Nadiem Amiri noch einmal auf das vergangene zurück. Er gönnte sich einen Moment der Einsamkeit und sortierte seine Gedanken und Gefühle, die in den vorherigen zwölf Monaten extrem durcheinandergewirbelt wurden. Allerdings ausnahmslos positiv. "Silvester war ich mit Freunden feiern. Bevor wir in eine Bar gegangen sind, habe ich draußen allein gewartet und über alles nachgedacht. Dann habe ich 'Danke' gesagt. Danke, lieber Gott, für dieses Jahr. 2015 werde ich nie vergessen, es war ein besonderes Jahr."

Nun setzt Amiri alles daran, am Ende des Jahres 2016 wieder auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken zu können. So wie 2015. Und auch 2014, als er die TSG mit zwei Treffern im Finale zum Gewinn der deutschen A-Junioren-Meisterschaft schoss. Im Trainingslager im südafrikanischen Rustenburg hat der 19-Jährige den Grundstein dafür gelegt, im Dezember wieder stolz und glücklich zurückblicken zu können. Kraft dafür gab ihm in den kräftezehrenden Einheiten unter der afrikanischen Sonne auch immer mal wieder ein kurzer Rückblick auf seinen bislang größten sportlichen Moment: das erste Bundesligator gegen Borussia Mönchengladbach.

"Ich bekomme Gänsehaut"

"Wenn ich Bilder davon sehe, bekomme ich immer noch Gänsehaut am ganzen Körper. Das Jubelfoto hängt in meinem Spind. Es ist ein täglicher Ansporn, weiter hart zu arbeiten."Auch im Anschluss an seinen Premieren-Treffer am 28. November überzeugte Amiri. Er gehörte auf der Zielgeraden der Hinserie konstant zur Stammelf und trumpfte auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld als Spielgestalter und Ideengeber auf.

Dabei war die Bundesliga-Startelf zu Saisonbeginn noch weit weg. Amiri stand in den ersten neun Liga-Partien gar nicht im Kader des damaligen Trainers Markus Gisdol und wurde nur in der TSG-Reserve in der Regionalliga eingesetzt – und dies, obwohl Amiri in der Vorsaison schon sieben Einsätze in der ersten Liga hatte. Amiris Formexplosion ermöglichte den Karrieresprung, den der Deutsch-Afghane nie abgeschrieben hatte. "Ich habe das damals schon für möglich gehalten. Dass es dann so schnell ging, war aber doch überraschend."

Vorbild Firmino

Der Wermutstropfen ist allerdings auch für Nadiem Amiri die sportliche Gesamtbilanz der TSG. Dass seine Mannschaft im Tabellenkeller steht, hat Amiri bei aller Freude immer im Kopf. "Wir müssen da unten rauskommen, das ist das Wichtigste. Niemand will Zweite Liga spielen." Druck verspürt er deshalb aber nicht, auch in der Rückserie will er frei aufspielen – und so seinen Kollegen und dem Klub helfen. Sportliches Vorbild ist dabei der im Sommer nach Liverpool gewechselte Roberto Firmino. Amiri wird oft mit Hoffenheims ehemaligem Spielmacher verglichen – der Brasilianer selbst hatte Amiri im Vorjahr immer wieder Mut zugesprochen und auf den eigenen Werdegang verwiesen. "Er hat mir gesagt, dass er früher körperlich genauso war wie ich. Er habe dann viel Zeit im Kraftraum verbracht und sich stets weiterentwickelt. Natürlich hoffe ich, mal einen ähnlichen Weg einschlagen zu können.“

Tipps auf dem Weg zu einer festen Größe in der Bundesliga erhält der U20-Nationalspieler des DFB auch von einem weiteren früheren Spielgestalter der TSG Hoffenheim. Seit den ersten Einheiten bei den Profis ist Amiri eng mit Sejad Salihović (31) befreundet – beide waren sogar zusammen im Urlaub. "Er hat von Anfang an auf mich aufgepasst und mir Ratschläge gegeben. Er ist ein super Fußballer und ein geiler Typ."

"Habe meine Ruhe"

Der Ex-TSG-Spieler, der nun bei Guizhou Renhe in China spielt, interessiert sich schon lange für den zwölf Jahre jüngeren Kollegen. Aber neuerdings steht Amiri auch bei vielen anderen hoch im Kurs. Der junge TSG-Profi machte nach dem Glanzauftritt gegen Mönchengladbach die Erfahrung, dass "plötzlich wieder jeder mein Freund sein wollte. Da kamen Leute um die Ecke, das war schon krass. Da dachte ich echt: Was wollen die denn jetzt nach all der Zeit wieder von mir?" Für die nötige Erdung sorgen neben den erfahrenen Ratgebern vor allem seine Eltern, bei denen er noch in seiner Geburtsstadt Ludwigshafen wohnt. Der fröhliche Junge weiß, dass es ihm guttut, von seinem Umfeld auf dem Boden gehalten zu werden. In Ludwigshafen, wo er mittlerweile oft auf der Straße erkannt wird, ist der Wirbel wie auch in Hoffenheim insgesamt überschaubar. Andere Jungnationalspieler wie der Schalker Leroy Sané oder Gladbachs Mahmoud Dahoud stehen wesentlich mehr im öffentlichen Fokus.

"Wenn die mal ein Spiel verlieren, tobt da gleich die ganze Stadt. Hier habe ich meine Ruhe." Auch deshalb fühlt sich Amiri "extrem wohl" bei der TSG, zu der ihn Alexander Rosen 2012 von Waldhof Mannheim lotste. Der heutige Direktor Profifußball erinnert sich genau: "Ich war damals Nachwuchsleiter der TSG und habe einen Tipp von unserem Regionalscout Helmut Kafka bekommen", erzählt Rosen. "Dann bin ich zu einem Spiel gefahren, um mir ihn mal anzuschauen. Eigentlich hätte ich schon nach 20 Minuten eine Bratwurst essen gehen können, weil sofort klar war, dass wir ihn holen wollen. Mannheim ist einer unserer Kooperationspartner, dann haben wir es schnell festgemacht. Und natürlich nie bereut."

Amiri ist Rosen und der TSG dankbar. Auch deshalb soll der gemeinsame Weg noch lange weitergehen. Denn auch über die Zukunft machte sich Amiri in der Silvesternacht Gedanken: "Für mich ist die TSG ein überragender Club. Ich kann mich hier weiterentwickeln und habe super Möglichkeiten. Ich will dieses Jahr noch besser werden, noch mehr spielen, noch mehr Tore schießen und mit der TSG wieder nach oben." Gelingt das, wird er auch beim nächsten Jahreswechsel wieder etwas Zeit für sich allein benötigen.

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