Jürgen Ehrmann: "Wir müssen die richtige Balance finden"
Hallo Jürgen, aus den vergangenen vier Spielen habt ihr sieben Punkte geholt. Das ist doch eine gute Bilanz….
Ja, das sieht ganz gut aus. Nach dem Auftakt in Jena, der leider nicht geglückt ist, haben wir nach genauer Analyse des Spiels festgestellt, dass es nicht an fehlender Einstellung der Mannschaft lag. Unsere Gegner in der Bundesliga sind sehr stark und wenn eine Mannschaft einen guten Tag erwischt, ist es schwer, zu punkten. Ich habe die positive Kommunikation mit dem Team gesucht und ihr erklärt, dass wir unsere Stärken in den Vordergrund stellen müssen. Das haben wir in den darauffolgenden Spielen sehr gut umgesetzt. Die sieben Punkte sind die Belohnung für die Mannschaft, die im Training super arbeitet. Wir haben zuletzt einen kleinen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht, mehr aber noch nicht.
Leverkusens Trainer Thomas Obliers sagte zuletzt: „Hoffenheim tut der Liga gut.“ Wie stolz macht dich das uns wie geht die Mannschaft mit solchen Komplimenten am besten um?
Solche Aussagen hören wir natürlich gern. Sie sprechen für den Verein und wir sollten stolz darauf sein. Auch in der Vorrunde haben wir schon das eine oder andere Mal Komplimente für unsere Spielweise bekommen. Leider konnten wir unsere oft guten Leistungen nicht immer mit Punkten belohnen. Aber wir haben dazugelernt und werden natürlich alles daran setzen, solch erfreuliche Komplimente in der kommenden Saison auch wieder in der 1. Liga zu bekommen.
Erst am 13. April geht es für die TSG wieder in der Liga weiter und nach dem Spiel in Potsdam sind wieder zwei Wochen Pause. Wie haltet ihr die Mannschaft auf Trab?
Die langen Pausen gefallen mir gar nicht. Unser nächstes Heimspiel haben wir erst wieder im Mai, davor spielen wir in Potsdam und Ende April in Freiburg. Wir haben bereits in der Winterpause die Trainingsumfänge deutlich erhöht. Statt eines Spiels am Wochenende trainieren wir nun und werden auch noch ein Testspiel bestreiten. Wir müssen eben auch ohne Ligaspiele versuchen, im Rhythmus zu bleiben. Dieses Wochenende haben wir der Mannschaft freigegeben. Einfach mal abschalten und Zeit für andere Dinge zu haben, tut auch gut.
Hast du Befürchtungen, dass die Pausen den positiven Lauf der Mannschaft unterbrechen?
Nach dem Sieg gegen Leverkusen würden wir natürlich gerne direkt weiterspielen. Leider geht das nicht, weil unsere kommenden beiden Gegner, Potsdam und Wolfsburg, in der Champions League spielen. Drei Wochen bis zum nächsten Spiel sind aber sehr lange. Dennoch hat die Pause in unserem Fall auch etwas Positives: Wir haben Zeit, an Schwachstellen zu arbeiten und verletzte Spielerinnen können sich wieder an die Mannschaft herankämpfen.
Das Verletzungspech in letzter Zeit war groß. Wie geht die Mannschaft damit um?
Ja, das stimmt. Selina, Silvana, Leonie, Alisa und Susi sind Spielerinnen mit hoher Qualität, die dem Kader natürlich fehlen. Aber die Mannschaft geht professionell mit der Situation um. Zuletzt haben wir ja gesehen, dass die anderen Spielerinnen noch mehr zusammengerückt sind und die Ausfälle gemeinsam kompensieren möchten und können.
Immerhin ist Tiffany zurück und auch Alisa und Fabienne können langsam wieder mit dem Training beginnen…
Es ist schön zu sehen, dass die Spielerinnen nach und nach zurückkommen. Nach ihrer Verletzung kann Tiffany noch nicht ihr ganzes Potenzial ausschöpfen, aber jede Trainingseinheit hilft ihr, wieder zurück zu alter Stärke zu finden.
Du hast oft davon gesprochen, dass das Team einige Gegentore mit einfachen Fehlern selbst verursacht hat. Was tut ihr, um das in den Griff zu bekommen?
Wir sind in der Vorbereitung alle Gegentore der Hinrunde durchgegangen und das Team hat erkannt, dass viele Gegentore vermeidbar waren. Ein Schwerpunkt des Trainings lag in diesem Bereich. Ich hoffe, dass wir aus unseren Fehlern gelernt haben. Wir sind auf einem guten Weg, aber sicher noch nicht am Ende unserer Entwicklung.
Du bevorzugst Offensivfußball. Inwiefern kollidiert eine offensive Ausrichtung mit dem Abstiegskampf?
Wir können und wollen unsere Mannschaft nicht in ein Konzept pressen, das überhaupt nicht zu ihr passt. Wir haben die letzten Jahre immer offensiv gespielt und entsprechend ausgebildet. Wichtig ist, die richtige Balance zu finden: Wann gehe ich mit? Wann halte ich meine Position? Wir werden unser offensives Spiel im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterhin durchziehen und dabei versuchen, so wenige Fehler wie möglich zu machen.
Armin Veh hat in einem Interview mit der „Zeit“ gesagt: „Wir werden weiter offensiv spielen, etwas riskieren, selbst wenn wir fünfmal in Serie verlieren“ – Wie siehst du das?
Ich sehe das ähnlich. Wir wissen, wir müssen defensiv besser stehen und mehr Zweikämpfe gewinnen. Defensiv zu spielen, liegt unserer Mannschaft aber nicht. Dazu hätten wir schon vor der Saison mehr personelle Veränderungen vornehmen müssen. Das wäre aber nicht im Sinne unserer Philosophie, die auf den eigenen Nachwuchs baut.