Denis Bindnagel: Zwei Karrieren in einem Verein
Fußball
Denis Bindnagel ist ein heimatverbundener Mensch. Seine gesamte sportliche Laufbahn hat er in Baden-Württemberg verbracht. Die ersten Schritte machte der gebürtige Ellwangener von 1998 bis 2000 beim Oberligisten SG Heidelberg-Kirchheim, ehe er nach der Jahrtausendwende für zwölf Monate zum SC Freiburg wechselte und dort in der zweiten Mannschaft zum Einsatz kam. „Ein tolles Jahr in einer tollen Stadt, doch als das Angebot aus Hoffenheim kam, hat mich das sofort gereizt. Hier befand sich etwas im Aufbau, und ich wollte meinen Teil dazu beitragen.“ Das gelang ihm. In den ersten Jahren war Bindnagel Stammspieler. Beim legendären 3:2-Sieg im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen im Jahr 2003 stand er 90 Minuten auf dem Platz. In der Aufstiegssaison bestritt er an der Seite der noch heute im Profikader stehenden Sejad Salihovic und Kai Herdling 31 Spiele – nur Stürmer Tomislav Maric kam öfters zum Einsatz.
In der zweiten Liga stand Bindnagel zehn Mal auf dem Platz. Weil sich seine Spielzeit verglichen mit den Jahren zuvor verringert hatte, legte er bereits im Februar 2008 den Grundstein für die weitere sportliche Zukunft und unterschrieb für die anschließende Saison beim Drittligisten SV Sandhausen. „Ich habe mich so früh für eine andere Station entschieden, weil ich Sicherheit haben wollte“, sagt er heute über diesen Wechsel. Seinerzeit hatte Bindnagel gerade ein Haus im Hoffenheimer Nachbarort Zuzenhausen bezogen. „Ein Wechsel außerhalb der Region kam für mich nicht mehr infrage.“ Sandhausen war daher eine ideale Station, und die 72 Liga-Einsätze, die Bindnagel in gerade einmal zwei Jahren in seiner Bilanz verbuchte, bestätigen, dass er beim SV auch sportlich einen hohen Stellenwert genoss. Im Jahr 2010 wagte es Bindnagel dennoch erneut, einen Schritt zurückzugehen, um eine frische sportliche Entwicklung mit anzuschieben. Bei der damals in die Oberliga aufgestiegenen SpVgg Neckarelz wurde er im zweiten Jahr Kapitän und ist es bis heute geblieben – mittlerweile in der Regionalliga, in der die Neckarelzer seit dieser Saison spielen.
… und Arbeit …
Ein Profifußballer hat durchaus auch Zeit, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. „Das ist auch mir irgendwann bewusst geworden“, sagt Denis Bindnagel und lacht. „Deswegen habe ich ein Studium begonnen und es auch durchgezogen.“ An einem Fernstudieninstitut in Düsseldorf machte er während seiner Zeit in Sandhausen einen Sportmanagement-Abschluss. Ein idealer Hintergrund, um sich bei der TSG auch abseits des Fußballfeldes in Position zu bringen.
Im Jahr 2011 hospitierte Bindnagel für ein paar Monate als Praktikant in der achtzehn99 AKADEMIE. Einige Monate später nahm er eine Stelle in der Administration des Nachwuchsleistungszentrums an. „Mein Stellenprofil war zunächst nicht ganz eindeutig definiert“, erinnert er sich an den Arbeitsalltag seiner ersten Wochen zurück. „Ich habe verschiedene Aufgaben erledigt, die sich an den Tagen angestaut haben.“ Mittlerweile ist das anders. Bindnagel koordiniert die Buseinsätze rund um die Jugendmannschaften der TSG. Welcher Fahrer ist frei? Welcher Bus ist wann belegt? Wann muss welcher Spieler an einem bestimmten Ort abgeholt werden? Auf alle diese Fragen hat Bindnagel eine Antwort parat und löst anfallende Probleme – ähnlich wie auf dem Platz – mit seiner unaufgeregten Art souverän.
… unter einen Hut bringen
Wie aber schafft er es, den Fußball auf hohem Niveau – auch in der Regionalliga wird unter profiähnlichen Bedingungen trainiert – mit seiner Arbeit in Hoffenheim zu vereinbaren? „Ich habe derzeit eine 60-Prozent-Stelle bei der TSG“, erklärt Bindnagel. Will heißen: Vormittags wird in Hoffenheim gearbeitet, am Nachmittag stehen private Angelegenheiten auf dem Plan. „Das ist mir sehr wichtig, und das möchte ich momentan nicht missen“, betont der Familienvater, der den Freiraum genießt, seiner jungen Tochter bewusst beim Aufwachsen zu sehen zu können.
Der Abend steht dann im Zeichen des Fußballs – noch, denn seine Karriere, das weiß Bindnagel genau, biegt langsam, aber sicher auf die Zielgerade ein. „Zwei Jahre möchte ich noch spielen“, betont der Mittdreißiger. Und dann? „Die Position, in der ich mich derzeit bei der TSG befinde, ist ideal für mich. So kann ich weiter im Fußball arbeiten, ohne allzu sehr im Rampenlicht zu stehen.“ Die zweite Karriere des Denis Bindnagel in Hoffenheim ist noch lange nicht am Ende.