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U23
19.11.2013

Maurice Hirsch: Der Stratege

Obwohl er gerade erst im Mai seinen 20. Geburtstag gefeiert hat, gehört Maurice Hirsch zu den erfahreneren Spielern im U23-Kader der TSG. Der gebürtige Mannheimer zählt in der aktuellen Saison zu den Stammkräften im Team von Trainer Thomas Krücken und blickt bereits auf fünf Jahre im 1899-Trikot zurück.

Aufgewachsen ist „Mo“ im Mannheimer Stadtteil Neckarau, unweit des Sportplatzes an der Rheingoldstraße – jener Anlage, auf der die B-Junioren des VfL Neckarau vor sechs Jahren reihenweise ihre Gegner schwindlig spielten und deutschlandweit für Aufsehen sorgten. Die Geschichte ist bekannt, sieben Spieler wechselten anschließend nach Hoffenheim und wurden Deutscher U17-Meister. Mit Pascal Groß, wie Hirsch ein Neckarauer und mittlerweile beim Zweitligisten FC Ingolstadt unter Vertrag, ist er sehr gut befreundet. „Ich war damals noch zu jung, um mit den 91ern spielen zu können“, sagt der 1993 geborene Mittelfeldmann, der 2010 als B-Jugendlicher dann aber doch in den Genuss kam – und mit den A-Junioren der TSG den DFB-Pokal gewann (2:1 bei Hertha BSC Berlin).

„Ich war nie der geborene Torjäger, sondern schon immer im defensiven Mittelfeld zu Hause“, sagt Hirsch, der bereits als Dreijähriger beim TSV Neckarau mit dem Fußballspielen begann. Eine andere Alternative gab es nicht, schließlich war Vater Rüdiger selbst aktiver Kicker (u.a. VfR Mannheim), damals in der drittklassigen Oberliga, am Ball. Nach zwei Jahren wurde die Jugendabteilung des TSV aufgelöst und Hirsch schloss sich dem SV Waldhof Mannheim an, für den er von der F- bis zur C-Jugend kickte. Hier trainierte er unter anderem unter Pascal Groß‘ Vater Stephan, der auch für diegoldene Generation des VfL Neckarau verantwortlich gewesen war, und machte in der Badischen Auswahl auf sich aufmerksam. Der nächste Schritt, der Wechsel zur TSG 1899 Hoffenheim im Sommer 2008, war also vorgezeichnet. „Ich wollte unbedingt in der Bundesliga spielen“, sagt der Mittelfeldspieler, der es schon als junger Jahrgang unter Trainer David Wagner in die U17 schaffte und U16-Länderspiele für den DFB bestritt. Im zweiten Jahr trug er die Kapitänsbinde, fiel aber aufgrund einer Schambeinverletzung vier Monate aus. In der Rückrunde wurde er in die U19 hochgezogen. Die A-Jugendzeit endete nervenaufreibend, erst am letzten Spieltag hielten die Hoffenheimer die Bundesliga, eine Woche zuvor hatte es ausgerechnet beim SV Waldhof eine schmerzhafte 1:2-Niederlage gegeben. „Das tat besonders weh. Es war mein erstes Derby und die Situation war nicht gerade einfach“, erinnert sich Hirsch an einen weniger schönen, aber sehr emotionalen Moment seiner noch jungen Laufbahn zurück.

Vorbild Steven Gerrard

Nach der Übernahme in die U23 lief es zunächst nicht ganz rund. „Ich kam gerade aus der Jugend, die Qualität im Kader war hoch wie nie – und dann habe ich mich auch noch im Abschlusstraining verletzt“, sagt Hirsch, der sich aber in der Rückrunde auf der für ihn ungewohnten Position des Rechtsverteidigers einen Stammplatz erkämpfte. Am wohlsten fühlt sich der Mannheimer allerdings auf der „Sechs“, wo er seit dieser Runde auch wieder zu Hause ist und mit Streker ein starkes Duo bildet. „Im Moment konzentriere ich mich nur auf den Fußball“, sagt Hirsch, der 2012 sein Abitur am Mannheimer Ludwig-Frank-Gymnasium gemacht hat. Das Ziel heißt Bundesliga. „Das ist nicht einfach, zumal die sportliche Karriere von ganz vielen Faktoren abhängt.“ Mit gerade mal 20 lebt er aber den Traum noch. Und wenn es nicht klappt? „Dann werde ich auf jeden Fall studieren. Ich könnte mir gut vorstellen, eines Tages im Sportmanagement oder als Sportjournalist zu arbeiten.“

Aktuell gilt der Fokus aber der Regionalliga-Saison, in der sich die U23 nach holprigem Start zuletzt gefunden hat. Die Gründe sind für Hirsch vielfältig: „In Kai Herdling ist uns der Führungsspieler nach oben weggebrochen, er fehlt uns an allen Ecken und Enden. Zudem war Denis Streker lange verletzt. Insgesamt mussten 13 Neue integriert werden, das dauert nunmal seine Zeit. Mittlerweile sind wir aber eingespielt und ganz klar auf dem Weg nach oben.“ Obwohl noch jung, wird auf Maurice Hirsch im Team gehört. Fast sechs Jahre ist er nun schon in Hoffenheim und in der jungen Mannschaft doch schon sehr erfahren. Er selbst bezeichnet sich als „strategischen Fußballer“ mit einem guten Auge, seine Schwächen sieht er im Kopfballspiel und in der mangelnden Torgefahr. Die Antwort auf die Vorbild-Frage kommt wie geschossen: „Steven Gerrard.“ An der Liverpool-Ikone schätzt Hirsch die überragende physische Präsenz und die Vereinstreue.

Live bei Nowitzki

Eine Welt ohne Fußball? „Die gibt es schon. Ich treffe mich gerne mit Freunden, gehe mit ihnen ins Café oder ins Kino. Und ich schaue gerne Basketball. NBA, Dallas Mavericks, Dirk Nowitzki.“ Vor drei Jahren war Maurice Hirsch mit der U19 beim Dallas Cup – und bei einem Spiel der „Mavs“ gegen die Denver Nuggets live dabei. „Nowitzki ist in diesem Spiel ein Triple Double gelungen“, erinnert sich der Mannheimer.

Vor zwei Wochen stand das Derby beim SV Waldhof Mannheim an. „Klar ist das etwas Besonderes für mich“, gab „Mo“ im Vorfeld zu. Das Schicksal des Traditionsklubs aus der Quadratestadt verfolgt er sehr genau. Im Carl-Benz-Stadion lief es dann nicht sonderlich gut. Nicht für die Mannschaft, noch weniger für Maurice Hirsch. Aber auch Rückschläge bringen einen weiter. Die Gelb-Rot-Sperre ist abgesessen, am Sonntag in Großaspach ist der Mittelfeld-Stratege wieder im Kader.

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