It's Derby Time
Tausende Fans machen sich dann auf den Weg zum Stadion. Es herrscht eine außergewöhnliche Stimmung. Fangesänge hallen durch die Gassen, Fahnen wehen im Wind. Bereits Stunden vor dem Anpfiff treffen die Fans beider Klubs in der Innenstadt und wenig später vor dem Stadion aufeinander. Aber es bleibt ruhig. Auseinandersetzungen gibt es nur verbaler Art auf den Tribünen. Das ist einmalig in Europa. It's Derby Time in Liverpool.
Und ein Hoffenheimer war schon mittendrin: Ryan Babel. Von 2007 bis 2011 trug der Niederländer das Trikot der „Reds“ und bekam die besondere Atmosphäre eines Merseyside Derbys hautnah zu spüren. „Du kannst mit einem Derbysieg eine ganze Saison retten. Das ist einmalig und sagt schon alles über die Bedeutung aus“, sagt Babel. Für die Fans sind diese Duelle natürlich eine Frage der Ehre. Ein halbes Jahr lang Hohn und Spott von den eigenen Familienmitgliedern ertragen zu müssen, möchte man sich gerne ersparen. Und darin liegt genau das Geheimnis dieses ganz speziellen Stadtderbys. In vielen Familien Liverpools sind sowohl "blaue" als auch "rote" Fans zu finden. Es herrscht eine gesunde Rivalität. Aggressivität oder gar körperliche Gewalt sind tabu. Liebevoll wird das Spiel auch als "Friendly Derby" bezeichnet. „Die Atmosphäre bei diesen Derbys ist unglaublich. Die Fans pushen die Spieler nach vorne. Es ist ein anderes Spiel“, sagt der Niederländer und fügt an: „Gewalt hat im Fußball nichts verloren. In Liverpool steht das Spiel im Vordergrund. So sollte das auch sein.“
Mit dem 8. Baden-Württemberg-Derby zwischen Hoffenheim und dem VfB Stuttgart startet die Bundesliga in den 26. Spieltag. Aber darf man denn überhaupt schon von einem Derby sprechen? „Nein“, sagte zumindest VfB-Sportdirektor Fredi Bobic beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Klubs: „Fragen Sie doch mal unsere Fans, was sie davon halten. Die akzeptieren es nicht, dass das Spiel schon ein Derby sein soll." Dem entgegnet Babel: „Auch das „Friendly Derby“ zwischen den Liverpooler Klubs hat im 19. Jahrhundert mal klein angefangen. Für uns Spieler ist es ganz klar ein Derby. Und so gehen wir es auch an!“