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09.06.2024

Bewegende Begegnungen

Anlässlich des israelischen Gedenkfeiertages Yom Ha'Shoah, der an die Opfer des Holocaust erinnert, reisten Vertreter der Deutschen Fußball Liga DFL sowie ausgewählter Klubs nach Israel und nahmen an der offiziellen Gedenkzeremonie in Yad Vashem teil. Die TSG Hoffenheim wurde von Pressesprecherin Ruth Pintner vertreten. Der Besuch in Israel in der aktuellen Kriegssituation hat Eindruck hinterlassen – zumal Pintner eine ganz persönliche Geschichte mit den Angriffen vom 7. Oktober verbindet. Ein Artikel aus der aktuellen Ausgabe des TSG-Magazins SPIELFELD.

„We did not learn enough from history, there is still so much hate in this world.” Diese eindrücklichen Worte von Michael Smuss, einem der letzten Überlebenden des Warschauer Ghetto-Aufstands vom Frühjahr 1943, blieben Ruth Pintner im Kopf. Auf ihrem Besuch in Israel, der auf Einladung des World Jewish Congress und der Organisation What Matters an die DFL organisiert wurde, erlebte die Pressesprecherin der TSG Hoffenheim in fünf Tagen ein Land im Krieg, das momentan mit weitaus mehr zu kämpfen hat, als dem omnipräsenten Antisemitismus. 130 jüdische Israelis wurden zu diesem Zeitpunkt seit dem 7. Oktober von der Hamas als Geiseln gehalten. An diesem nun schicksalhaften Tag für Israel befand sich Pintner mit ihrer Familie ebenfalls in Israel, bekam den terroristischen Anschlag in dieser ohnehin hochbrisanten und fragilen geopolitischen Lage hautnah mit. Nun kehrte die 37-Jährige erstmals zurück – und erlebte ein Land im traumatisierten Zustand.

„Es ist ein anderes Land als vor dem 7. Oktober“, sagt die Pressesprecherin der TSG. Die Lebensfreude, die sich zuvor durch die Straßen zog, sei ein Stück weit abhandengekommen. Die Menschen wünschen die Freilassung der Geiseln, die seit dem Schicksalstag gefangen gehalten werden. „Man spürt keinen Hass bei den Menschen, sie fordern nur das Grundrecht auf Freiheit für die Gefangenen“, sagt Pintner. Die Menschen versuchen, ihr Leben wieder normal zu führen, was nicht immer gelingt, denn die Traumata stecken tief.

Nach ihren Eindrücken vom Oktober, als es für Pintner galt, mit ihrer Familie schnellstmöglich das Land zu verlassen, reiste sie nun mit einem mulmigen Gefühl zurück nach Israel. Der Krieg ist allgegenwärtig. Bombenalarm, vereitelte Anschläge, all das gehört zum Alltag für die Bevölkerung. Spürbar wurde dies bei der Gedenkzeremonie für die Opfer des Holocaust in Yad Vashem, bei der auch der umstrittene Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Rede hielt. „Es standen überall Scharfschützen auf dem Dach, plötzlich spürst du diese Verletzlichkeit“, sagt Pintner. Die Delegation besuchte auch die Klagemauer sowie den Deutschen Botschafter Steffen Seibert.

Nachdrücklich bewegt haben Pintner die Gespräche mit Zeitzeugen, sowohl derer des Holocaust als auch der Familien, die unmittelbar von den Geschehnissen des 7. Oktober betroffen sind. Die Überlebenden der Gräueltaten von Nazi-Deutschland zeigten sich besorgt, erinnert die aktuelle Stimmungslage gegenüber Juden doch sehr an eine Zeit, die sich niemals wiederholen darf. „Bei ihren Erzählungen wurde deutlich, dass sie das Erlebte – auch wenn es nun schon 70 Jahre her ist – nie ganz verarbeitet haben“, schildert Pintner.

„Es waren sehr viele bewegende Begegnungen dabei, deren Verarbeitung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird“, sagt Pintner. Aber es geht noch um mehr: Um das Mitgefühl für die Menschen, die unter der aktuellen Kriegssituation leiden und um diejenigen, die dem aktuell stark ansteigenden Antisemitismus ausgesetzt sind. „Wir müssen diese Themen aktuell halten, sollten nicht müde werden, uns weiterhin dafür einzusetzen, das zeigen die jüngsten Entwicklungen. Auch für die Freilassung der Geiseln, denn Freiheit ist ein universelles unverhandelbares Grundrecht aller Menschen.“ Die TSG Hoffenheim, die sich in der Vergangenheit bereits mit vielfältigen Aktionen nachhaltig gegen Antisemitismus positioniert hat, sieht sich aufgrund des Besuchs in Israel darin bestärkt, weitere Initiativen zu starten.

Die Hoffnung – auch mit Blick auf das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza – auf eine baldige Beendigung des Krieges und die Freilassung der Geiseln eint alle.

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